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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine kleine höfliche Kopfneigung und lächelte leicht. »Haben Sie gut geschlafen? Als wir hier eintrafen, standen wir vor der Frage: Lassen wir Sie ruhen, oder räumen wir den Platz, wie man Müll wegschafft. Mein Kompagnon regte an, Sie zu liquidieren, aber ich war dagegen. Ich bin neugierig, woher Sie kommen, wohin Sie wollen, wer Sie sind, wer die herrliche Frau mit den goldenen Haaren ist. Nur einmal – solange die Welt besteht – findet man in der Arabischen Wüste einen solchen Diamanten, denn hier gibt es keine Diamanten.«
    »Das ist ein Halunke, was?« sagte Bender auf deutsch. Der Inder lächelte breiter.
    »Unterhalten wir uns selbstverständlich auch so«, sagte er in Deutsch. »Ich habe in Deutschland gute Freunde. Vielleicht kennen Sie sogar ihre Namen … Sie sind Deutsche?«
    »Dr. Bender«, sagte Bender knapp und machte eine korrekte kurze Verbeugung.
    »Dr. Wolff –.« Wolff verzichtete auf die gesellschaftliche Form. Er fand sie hier, mitten in der Wüste, umgeben von Sklaven, als zu blöd. Der Inder hob die Augenbrauen. »Geologen?«
    »Nein. Ärzte –.«
    »Ärzte –.« Er machte eine weite Handbewegung in die Wüste. »Was suchen Sie hier? Hier gibt es keine Krankheit … die Sonne brennt alles weg. Was wollen Sie hier?«
    »Das fragen wir uns auch.« Bender blickte sich um. Bei den Sklavinnen begann eine rege Tätigkeit … sie bekamen Wasser in großen Bottichen, zogen sich aus und wuschen sich. Ihre blanken, nackten, ebenholzfarbenen Körper glänzten in der Sonne … Schwarzes Gold. Nubierinnen. Für den Sklavenmarkt die schönsten und wertvollsten Menschen …
    »Wir werden viel Zeit haben, Ihnen unsere Geschichte zu erzählen«, sagte Wolff.
    »Glauben Sie?« fragte der Inder. »In zwei Stunden ziehen wir weiter.«
    »Wenn Sie erlauben, schließen wir uns Ihnen an«, sagte Bender mit einer Harmlosigkeit, die selbst dem Inder unbegreiflich zu sein schien. »Unsere Kamele sind vollgesoffen und kräftig genug …«
    »Ich weiß. Sie sind bereits in unsere Karawane eingegliedert.«
    »Das nennt man schlicht klauen, mein Herr!«
    Der Inder lächelte auf den für ihn kleinen Bender hinab. »Es war ein Gedanke Amil Surughs, meines Partners. Ich bin Shava Putra, wenn Ihnen das noch etwas nützt.«
    »Warum haben Sie uns nicht gleich umgebracht?« schrie Wolff auf.
    »Ich sagte es schon: Ich war neugierig. Ein Leben in der Wüste, immer mit dieser zweibeinigen, stinkenden Ware unterwegs, das bietet wenig Abwechslung. Auch die Frauen sind immer die gleichen. Mädchen aus Nubien, Schlangenglieder, die man bald über hat. Man träumt von einem weißen Streitroß, mit dem man kämpfen und das man bändigen kann. Wie die Frau bei Ihnen …«
    »Ich bringe Sie um!« schrie Wolff. »Ich bringe Sie um!«
    Bender hielt ihn mit beiden Händen fest … Shava Putras Lächeln wurde breiter, fast mitleidig.
    »Dazu fehlt Ihnen jede Voraussetzung«, sagte er so höflich, daß jedes Wort zu einer Folterung wurde. »Ich habe lange in Europa gelebt, auch in Deutschland, und ich habe immer wieder mit Erstaunen festgestellt, daß keiner von Ihnen sich mit einem unabwendbaren Schicksal abfinden kann. Ihre Begegnung mit mir war Schicksal … was wollen Sie da noch ändern? Soll das Ihr weiterer Weg sein?«
    Bender und Wolff wirbelten herum. Hinter ihnen ertönten klatschende Schläge. Sechs muskelbepackte Araber hieben mit langen, dicken Peitschen in die schwarze Masse der Sklaven hinein, die Männer sprangen auf, rissen sich gegenseitig hoch, taumelten hin und her. Aber sie gaben keinen Laut von sich … stumm, mit gesenkten Köpfen, ließen sie die Peitschenhiebe auf sich herunterklatschen … sie hatten keine Seele mehr, sie war ihnen schon hinausgedroschen worden, sie waren nur noch Fleisch, das sich bewegen konnte.
    »Die Peitschenschnüre sind aus Nilpferdhaut«, sagte Shava Putra. »Sie haben die zehnfache Durchschlagskraft normaler Lederpeitschen … und sie reißen nie! Für einen Europäerkörper ist das wie ein Auseinanderschneiden …«
    Er nickte Wolff zu und ging langsam an ihm vorbei auf das kleine Zelt zu. Wolff riß sich von Bender los, stürzte Putra nach und warf sich ihm in den Weg.
    »Erst bringen Sie mich um, ehe Sie das Zelt betreten!« schrie er. Er stieß mit beiden Fäusten Putra vor die Brust, und der Stoß war so stark, daß der große Inder zurücktaumelte. Verblüfft starrte er Dr. Wolff an. Von den Sklaven kamen zwei Mann herüber, die Nilpferdpeitschen in den Fäusten.
    »Bert!«

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