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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brunnen abgedeckt und oft vom Sand verschüttet sind. Man muß sie ausgraben. Die Araber hier kennen genau die Stellen. Wir müssen eben suchen!«
    Bender blickte sich um. Dornbüsche, die Krüppelpalmen, halb verdorrtes Gesträuch, Sand … sonst nichts.
    »Wollen Sie diese ganze herrliche Oase umgraben, mein Junge?« fragte Bender spöttisch. »Ohne Baugenehmigung? Wo wollen Sie anfangen? Dort bei der windschiefen Tamariske? Oder dort, bei der abgestorbenen Sykomore? Und dann mit unserem Schäufelchen? Sie Kindskopf!«
    »Die Araber brauchen manchmal nur ihre Hände …«
    »Schreibt Karl May. Aber bitte, ich helfe Ihnen. Ich drücke mich nicht. Eve, Sie bekommen einen Mann, der wie ein Träumer aussieht, aber mit seinem Eisenschädel Mauern spaltet.« Er machte eine weite Handbewegung. »Wo also?«
    »Das werden wir gleich haben.«
    »Jetzt zaubert er eine Wünschelrute!« brüllte Bender. Die Erregung zerstörte in ihm alle Fassung.
    »Das werde ich!« Wolff schwankte zu den schmatzend saufenden Kamelen. Das Reittier von Eve, das zuletzt an das Wasserloch gekommen war, mußte warten … die anderen ließen es noch nicht an das Wasser heran, sondern drängten es weg. Das Tier biß um sich, stieß immer wieder in die schlürfende Mauer seiner Kameraden, aber es war nicht stark genug, sie zu durchbrechen.
    Wolff packte es am Halfter, riß den Kopf herum, brauchte seine letzte Kraft, um mit den Fäusten auf das Tier einzuschlagen, und es gelang ihm wirklich, das Kamel wegzuführen.
    »Mein Wassersucher!« keuchte er. »Wenn es einer kann, dann nur das Kamel!«
    Bender starrte Wolff entgeistert an. »Der Junge ist wirklich nicht dämlich –«, sagte er schwer atmend zu Eve. »Er ist sogar genial!« Er rannte taumelnd Wolff hinterher, der das Kamel langsam zwischen den Büschen und Palmen herumführte.
    Etwas abseits, dort, wo es niemand vermutet hatte, etwa vier Meter hinter der Sykomore, blieb das Tier plötzlich stehen. Wolff schrie und drosch auf das Kamel ein … es rührte sich nicht, war wie festgerammt in den Sandboden, hob nur den Kopf steil in den Himmel, zeigte seine häßlichen gelben Zähne und brüllte dumpf.
    »Wasser!« stammelte Bender. »Wasser. Junge, da ist Wasser!«
    Er fiel Wolff um den Hals, küßte ihn ab wie ein leidenschaftlicher Liebhaber, küßte dem Kamel den wolligen, stinkenden Kopf und zeigte dann auf einen kleinen Sandhügel.
    Es war ein Hügel, wie sie hier überall zwischen den rätselhaft lebenden Sträuchern lagen, aber unter diesem hier mußte der Brunnen sein. Eine gemauerte Röhre mit einem Deckel darauf, und unten in der Röhre trinkbares, klares, köstliches Wasser.
    Leben!
    Bender, der die kleine Schaufel hatte, begann zu graben. »Erst haben wir mit ihr Tote eingegraben, jetzt graben wir mit ihr unser Leben aus. Wolff, wenn wir durchkommen, lasse ich die Schaufel vergolden und hänge sie über mein Bett! Das schwöre ich Ihnen.«
    Er schaffte es nicht. Nach fünf Minuten entglitt ihm der Stiel, und Bender sank in die Knie. Wolff, der auf der anderen Seite des kleinen Hügels mit den Händen im Sand gewühlt hatte, nahm die Schaufel an sich.
    Es dauerte eine Stunde, immer wieder unterbrochen von Pausen und Schwächeanfällen, bis sie den Deckel freigelegt hatten. Einen schönen, festen Deckel, aus vier langen Öltonnenblechen geschnitten.
    »Ich könnte heulen«, stammelte Bender. Er war völlig am Ende. »Ich könnte heulen, mein Junge …«
    Sie hoben den Deckel ab und blickten in die gemauerte Röhre. Unten war das Wasser, nicht ganz klar, aber sauberer als im Wasserloch. Spiegel eines rätselhaften Grundwassers, der sich, aus unbekannten Zuläufen gespeist, ein paarmal im Jahr hob oder senkte. Jetzt war er tief, sehr tief … etwa drei Meter unter dem Brunnenrand.
    »Wasser auf dem Mond –«, sagte Bender erschöpft. »Wie kommen wir da jemals dran? Drei Meter …«
    »Wir haben Stricke von den Lastkamelen! Unser Kochtopf dran …«
    »Wollen Sie wie in der Bibel 100 Tage schöpfen?« Bender setzte sich auf den Brunnenrand. Der Anblick des klaren Wassers zauberte die Energie in ihn zurück. »Etwas Besseres, mein Junge –.« Er blickte Eve an, die ihre Arme von hinten um Wolff geschlungen hatte und über seine Schulter hinwegsah. »Wir lassen Eve mit den Säcken hinunter, sie füllt sie auf, und wir ziehen die Ziegenbälge voll herauf. Ich weiß, ich weiß –«, Bender winkte ab, als Wolff etwas erwidern wollte. »Ich steige hinab, wollen Sie sagen. Nicht Eve! Als ob

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