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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Armbewegung. »Sie haben jetzt bessere Tiere.«
    Sie gingen hinüber zu den wartenden, knienden Reitkamelen, schönen, fast weißen, gutgenährten Tieren mit dick gepolsterten Sätteln. Putra hob Eve in ihren Sitz, Bender und Wolff stiegen auf.
    Sie ritten hinter der Hauptkarawane her, die lang auseinandergezogen durch den Sand stampfte. Der rhythmische, monotone Gesang der Sklaven flog mit dem Wind bis zu ihnen her … ein grausiger Wegweiser durch die Einöde. Aber noch andere Markierungen gab es auf diesem höllischen Ritt: Menschen.
    Arme, zusammengebrochene, der Qual entronnene, zusammengepeitschte, blutende, sterbende, erlöste Menschen. Der erste, an dem sie vorbeiritten, war schon tot … Bender, der sein Kamel anhielt, sah es, ohne abzusteigen. Ein Körper, von Peitschenhieben wie zerschnitten.
    Der zweite Mensch, nach einigen Meilen, lag auf dem Rücken und starrte aus weiten, dem Tode geöffneten Augen zu Dr. Wolff hinauf, als dieser anhielt und sein Kamel niederknien ließ. Shava Putra kam zurückgeritten und tippte mit seiner Kamelpeitsche Wolff auf die Schulter.
    »Wollen Sie bei allem Abfall niederknien und beten?« rief er. »Oder können Sie durch Handauflegen heilen? Dieser schwarze Klumpen ist Aas, weiter nichts! Kommen Sie weiter.«
    »Nein! Er lebt! Er ist ein Mensch!« Wolff stützte den Kopf des Negers. Es war ein kräftiger Nubier, pechschwarz, mit gütigen Augen, aber er wollte nicht mehr leben, er hatte aufgegeben, er sehnte sich nach dem Tod. Man hatte auch ihn zusammengepeitscht … über sein Gesicht lief eine breite blutige Strieme, sein Rücken war übersät mit aufgequollenen Wunden. Jetzt saugte sich der Sand hinein, dieser heiße, staubfeine Sand, und es mußte eine Hölle sein, die der Nubier erlebte. Aber er klagte nicht … er lag nur da, in rätselhafter Weise glücklich, sterben zu können.
    »Solange er lebt, bleibe ich bei ihm!« sagte Wolff. Er sah, daß auch Eve zurückkam, während Dr. Bender mit dem Kriegertrupp weiterritt.
    »Warum ist Humanität so idiotisch?« fragte Putra. »Aber es ist vielleicht eine gute Lösung … bleiben Sie bei ihm, und ich bin Sie los.«
    »Und Eve auch!« Wolff nickte zu dem Kamel, das schnell näher kam. Putra blickte sich um und schlug mit der Peitsche gegen seinen Sattel. »Gut!« sagte er kalt vor Wut. »Ich schenke Ihnen das, was Sie Mensch nennen! Es gehört Ihnen. Aber Sie müssen für ihn sorgen, Sie müssen ihn ernähren von dem, was wir Ihnen zuteilen. Er wird von Ihrem Essen essen, von Ihrem Wasser trinken, unter Ihrer Decke schlafen … Sie werden schnell merken, wie lästig Menschlichkeit in der Wüste sein kann. Und wenn Sie diesen schwarzen Klumpen dann wegwerfen, weil er Sie erdrücken würde, schenke ich Ihnen einen ganzen Beutel Wasser extra.«
    »Das werden Sie nie erleben!« sagte Wolff. »Nie! Das schwöre ich Ihnen!«
    Er schleifte den Nubier bis zu seinem Kamel; mit letzter Kraft kroch der Neger hinter dem Sattel auf das Tier und klammerte sich fest. Unbeweglich sah Putra zu, wie Wolffs Kamel sich wieder aufrichtete. Eve ritt an Wolffs Seite und stützte den schwankenden Nubier.
    »Weiter!« sagte Putra laut. »Ich bin gespannt, wie Sie damit fertig werden, Doktor. Ich garantiere Ihnen, Sie werden daran zerbrechen. Zuerst bekommt er zu essen und zu saufen … und Sie behalten das, was er übrig läßt. Haben Sie gesehen, was für ein Klotz er ist? Sie werden noch einmal Sand fressen …«
    »Wir werden es schaffen, Shava.« Eve ritt hinter Wolff her. »Vergessen Sie mich nicht …«
    Putra ritt davon.
    Wolff und Eve folgten ihm langsam … ein armseliger Punkt in der Unendlichkeit der Wüste … zwei Kamele, ein Mann und eine Frau und zwischen ihnen, sich an den Sattel klammernd mit aller Kraft der letzten Hoffnung, ein schwarzer Mensch, den man verschenkt hatte und der von dieser Minute an seinen neuen Herrn mehr liebte als alles zusammen, was man lieben konnte.
    Am Abend erst fiel er hinter Wolff aus dem Sattel in den Sand, aber da hatten sie die Hauptkarawane auch endlich erreicht, und ein Tag Leben war zurückerobert …
    Dr. Bender kam ihnen entgegen und schwenkte den Sanitätskasten. Die Zelte waren größtenteils schon aufgebaut, die Sklaven hockten wieder in Blöcken zusammen und kauten an harten Fladen. Überall begannen die Feuer aus getrocknetem Kamelmist aufzuflammen.
    »Ich habe unser Lastkamel Nr. II gefunden!« rief Dr. Bender. »Und den Sanitätskasten. Was sagen Sie nun? Der düstere Knabe Surugh wollte

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