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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie starrten die drei Europäer an, aber es war, als sähen sie durch Glas. Es war ein Haufen toter Seelen …
    Putras Zelt war an seiner Größe und an den beiden Wachen zu erkennen, die vor dem Eingang standen. Daneben stand Surughs Zelt, ebenso groß, aber ohne Wächter. Er brauchte keine Leibwache wie Putra, den er verachtete, weil er am Leben hing. Surugh war nie in Europa gewesen, er kannte nichts anderes als Afrika und Arabien, den Überfall auf die Negerdörfer, das Verschleppen der Sklaven, die Karawanen durch die Wüste … als Kind schon war er dabeigewesen, als Jüngling führte er seinen ersten Treck nach Saudi-Arabien. Er war die fünfte Generation der Sklavenhändler … die Surughs hatten nie etwas anderes getan, als Menschen verkauft.
    »Er lebt«, sagte Wolff, als sie ins Zelt traten. Putra ließ sich gerade von zwei jungen, hübschen Sklavinnen waschen … groß, hager, aber voller Muskeln stand er in einem Trog, und das Wasser rann an seinem nackten Körper herunter. Ohne Hast hüllte er sich in ein Tuch, als er auch Eve ins Zelt kommen sah.
    »Wer lebt?«
    »Noboro …«
    »Dieses Stück Aas hat auch einen Namen?« Er stieg aus dem Trog, streichelte den jungen Sklavinnen die spitzen Brüste und trat sie dann in den Hintern. Quietschend flüchteten sie aus dem Zelt. Putra lachte und setzte sich auf den Teppich. »Sie bringen noch Wasser zurück?« fragte er Wolff und zeigte auf den Ziegensack.
    »Wir nehmen nur das, was wir brauchen.«
    »Welch ein Stolz an den Pforten der Hölle!« Er faßte nach dem Ziegensack, wog ihn in der Hand und nickte. »Für vier Tage Wasser sind verbraucht. Ist das ein Stück Dreck, das Noboro heißt, wert?«
    »Ja.« Wolff warf den Wassersack wieder über seine Schulter und faßte Eve unter. »Es war also wirklich unser Wochenkontingent?«
    »Natürlich.«
    »Wie ich gesagt habe!« rief Bender.
    »Gehen wir …«
    »Aber warum denn?« Putra zeigte an seine Seite auf den Teppich. »Ich habe nicht Ihnen, Dr. Bender, und nicht Ihnen, Eve, einen Menschen geschenkt, sondern unserem jungen Idealisten. Sie bleiben meine Gäste.«
    »Putra, Sie begreifen es noch immer nicht –«, sagte Eve laut. »Für uns gibt es nur ein Leben, und das hat drei Köpfe! Schlägt man einen davon ab, verwelken die beiden anderen auch. Verstehen Sie es jetzt?«
    »Und Dr. Wolff klebt jetzt noch einen vierten Kopf dran, einen Nubier! Ihr Idioten! Begreift ihr denn nicht, wo ihr lebt? Eve, Sie kannten einmal einen Shava Putra vor sechs Jahren in Hamburg … aber den gibt es nicht mehr.« Er sprang auf und zog das Tuch um seinen nackten Leib fester. »Er starb in einer Nacht, in der der Mond silbern durch die Fenster wanderte. Sie hieß Lore … ein typisch deutscher Name, nicht wahr? Lore … ich habe sie geliebt, und wenn ein Mann wie ich liebt, fallen Himmel herunter. Ich holte sieben Himmel herab in dieser Nacht, und ich wußte, daß ich für immer in Deutschland bleiben würde. Ihre Welt, Eve, ist zusammengeschrumpft auf einen Namen, der Bert Wolff ist – meine Welt hieß nur noch Lore. Aber dann kam der Morgen, und meine Welt Lore sagte zu mir, mit einem Lachen, das mich durchschnitt: ›Steh auf, du dunkles Biest, und mach, daß du rauskommst …‹«
    Putra senkte den Kopf. Zum erstenmal zuckte es über sein Gesicht, das Steinerne bröckelte ab wie morscher Fels.
    »An diesem Morgen habe ich meine Welt Lore zerstört … ich habe sie zerfetzt, wie man einen Brief zerreißt, den man nicht mehr lesen kann.«
    »Mein Gott!« Eve drückte beide Hände gegen ihre Schläfen. »Der Mord an Lieselore Benneis. Vor sechs Jahren. Eine nackte Frauenleiche, zerstückelt bis zur Unkenntlichkeit …«
    »Das war ich!« Putra atmete tief auf. »Seit diesem Tage liebe ich keine Menschen mehr … ich verkaufe sie. Und plötzlich stehen Sie, Eve, mir in der Wüste gegenüber … ein Stück jener Zeit, eine grausame Erinnerung, ein Aufbrechen aller verschütteten Sehnsucht, denn ich habe mich damals in meine Welt Lore geflüchtet, weil Sie, Eve, schon verheiratet waren. Lore hat Sie ersetzt, Eve … und Lore mußte ich töten. Ich konnte es nicht anders. Verstehen Sie mich jetzt?«
    »Komm, gehen wir –«, sagte Dr. Bender heiser vor Erregung. »Putra, geben Sie uns vier gute Kamele, genug Verpflegung und Wasser und machen Sie vierundzwanzig Stunden die Augen zu. Dann haben Sie keine Probleme mehr …«
    »Nein! Es wäre wieder ein Fehler. Wenn Sie wirklich die Wüste besiegen – Sie würden draußen

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