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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unhöflichkeit.«
    Surugh betrachtete Eve mit heißen Augen, erhob sich dann und ging hinaus, als könne er die Gegenwart von Weißen nicht ertragen. Jeder Weiße stinkt, sagt der Neger … für Surugh, den stolzen Inder, schien alles Europäische eine Kloake zu sein. Beim Hinausgehen streifte seine herunterhängende Hand Eves goldene Haare … unabsichtlich oder gewollt – es bemerkte niemand außer Putra, selbst Eve nicht.
    »In zehn Tagen haben wir den Markt erreicht«, sagte Putra und setzte sich. Der Blick Surughs versprach viele kommende Probleme.
    »Zu Fuß?« fragte Bender tonlos.
    »Wir werden reiten.«
    »Aber die Sklaven:.«
    »Wenn ein Rind laufen kann, kann es auch ein Schwarzer.« Putra nahm eine der Reiskugeln und rollte sie in der Handfläche. Dann öffnete er den Mund und warf sie geschickt hinein.
    »Wir werden ihnen ärztlich sicherlich helfen können«, sagte Wolff.
    »Wir brauchen keinen Arzt.« Er sah an Eve vorbei gegen die Zeltwand. »Wer liegenbleibt, behält sein Bett im Sand. Die Kranken legen wir ebenfalls ab. Sagte ich nicht: Es ist ein risikoreiches Geschäft. Wir rechnen mit einem Ausfall von 50 Prozent. Aber das ist im späteren Verkaufspreis einkalkuliert. Wer den Zug durch die Wüste ausgehalten hat, wird ein guter, starker Sklave sein.« Putra rollte wieder ein Reiskügelchen und warf es in den Mund. »Eine absolute Auslese, das müssen Sie zugeben.«
    »Für Sie sind das keine Menschen, nicht wahr?« sagte Bender bitter.
    »Nein. Es ist Ware. Leicht verderbliche Ware.«
    »Und wir?« fragte Wolff.
    »Sie sind eine Kategorie von Mensch, unter der ich lange genug gelebt habe, um sie absurd zu finden. Sie spucken Moral aus wie Schleim und infizieren damit Ihre Umwelt. Sie warfen in Vietnam Napalm über Frauen und Kinder ab und hielten das für nötig – aber wenn ein Mann nach einem Hund tritt, klagen Sie ihn an wegen Quälerei. Ihre Welt kennt zweierlei Grausamkeit – die erlaubte und die verbotene, was an sich schon ein Widersinn ist. Wir kennen nur eine Grausamkeit: uns selbst. Ist das nicht ehrlicher als Ihre Welt?«
    »Sie werden uns nicht dazu bringen, Beifall zu klatschen!« sagte Bender hart. »Was da draußen mit den Menschen geschieht, hat keine Entschuldigung. So, und jetzt bitten wir darum, möglichst schnell umgebracht zu werden. Noch ein Täßchen Kaffee … dann stehen wir zur Verfügung.«
    Er trank genußvoll, setzte den Becher ab und sah Putra in die schwarzen Augen.
    »Ich überlege die ganze Zeit, was ich mit Ihnen tun soll.« Putra griff nach den Datteln. »Zurück in Ihre Welt können Sie nie mehr. Wer unsere Karawanen und Märkte gesehen hat, ist ein Gefangener seines Wissens. Sie auf dem Markt zu verkaufen, wäre absurd … obgleich ich Riesensummen für Sie erhielte. Auch unter unseren Kunden gibt es Snobs, die sich einen eigenen Hakim halten würden … der Gipfelpunkt überhaupt. Man stelle sich das vor: Man kann sich ein Haus voll Sklaven, einen Harem und jetzt auch einen europäischen Arzt kaufen! Wenn sich das herumspricht, werden wir Kolonnen anstellen, die nichts anderes zu tun haben, als in aller Welt Ärzte zu stehlen!« Putra lachte über seine eigenen Phantasien und putzte sich die Handflächen an einem weißen Tuch ab, nachdem er die Hände in eine Schüssel mit Wasser getaucht hatte. Draußen brüllten die Kamele … die Karawane setzte sich in Bewegung … jetzt folgten dem Elendszug der Sklaven die Lasttiere und einige Krieger.
    »Warum mußte ich Sie wiedersehen –«, sagte er plötzlich fast traurig zu Eve. »Sie zwingen mich zu Entscheidungen, von denen ich glaubte, sie längst überwunden zu haben.« Er beugte sich vor, griff schnell nach Eves Hand und küßte sie wieder. Dann blickte er um sich. »Können wir reiten?«
    »Wir können!« sagte Bender heiser.
    Vor dem Zelt befand sich alles im Aufbruch. Ein großer Teil der Karawane war schon auf dem Zug, nur ein paar Reitkamele, zehn Lastkamele und eine Horde Krieger warteten noch. Amil Surugh, der Schweigsame, war mit dem ersten Trupp geritten.
    Sie hatten kaum das Zelt verlassen, stürzten sich vier Sklaven darauf, rissen die Wände ein, rollten die Teppiche zusammen, banden die Stangen aneinander, knoteten Ballen und beluden die Lasttiere. Bender blickte sich um.
    »Unser Zelt?« fragte er. Der Platz, wo es gestanden hatte, war kahl, zertrampelt. Auch ihre Kamele waren nicht mehr da … der ewige Wind fegte bereits die Lagerstelle glatt.
    »Irgendwo.« Putra machte eine weite

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