Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Segen gesehen werden könnte. Ich kam vor Rachel dran.
»Wollen Sie etwas sagen, Sarah? Sie wissen ja, keiner muss sich hier äußern. Der große Mann hört auch die stummen Gebete.«
»Oh.« Ich wollte eigentlich nichts sagen, aber aus irgendeinem Grund kamen diese Worte aus meinem Mund: »Ich habe einen Mann, den ich geliebt habe, an eine andere Frau verloren. Und ich war sehr unglücklich.«
Alle sagten: »Oh.«
»Ich dachte, wir sind füreinander geschaffen und würden für immer zusammenbleiben. Aber wenn ich die positive Seite betrachte, würde ich sagen, dass jetzt wenigstens er glücklich ist. Er hat ein Baby mit ihr, und er hat sich so sehr ein Baby gewünscht. Also hat er bekommen, was er wollte. Und das ist gut. Und ich bin froh, dass er glücklich ist. Ich bin wirklich froh, dass er glücklich ist.«
»Rachel?«, sprach Mr. Schneider sie freundlich an. »Möchten Sie uns etwas mitteilen?«
»Nein«, sagte sie leise und ließ ihren Kopf hängen, sodass niemand ihre Augen sehen konnte. »Wenn Sie nichts dagegen haben. Ich glaube, ich bin noch nicht so weit. Nein. Tut mir leid.«
Aber was hätte sie auch sagen sollen? Ich habe viele nette Ärzte kennengelernt, und die Brüste haben mir ohnehin nie gefallen?
Ich konnte wirklich gut verstehen, dass sie einfach nur schweigen wollte.
81
Fünf Tage später flogen Rachel, Eamonn und ich zurück nach London. Meine L.-A.-Erfahrung war vorüber. Nachdem ich fast aus dem Film ausgestiegen wäre, meinen Knöchel verstaucht, mir einen internationalen Superstar zum Feind gemacht hatte und in einem Männermagazin als dick bezeichnet worden war, konnte ich mir kaum vorstellen, schon bald wieder eingeladen zu werden. Meine Befürchtungen, mich im Film zu sehen, waren fast ebenso groß wie die, Simon auf der Hochzeit zu begegnen. Aber diese Ängste wirkten wie ein Gegenfeuer. Ich war so sehr damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass Rachel sich so wohl und glücklich fühlte, wie das nur möglich war, dass ich gar nicht viel Zeit hatte, über mich nachzudenken.
Ich konnte nicht glauben, dass Brian unseren Flug wieder begleitete. Das musste göttliche Fügung sein.
»Welche Diät hast du denn gemacht?«, erkundigte er sich, sobald er mich sah.
»Brot und Alkohol. Wie man in der ersten Woche sechs Kilo zunimmt. Darin bin ich ganz hervorragend.«
»Nein, Sarah Sargeant, im Ernst, du hast abgenommen, Süße.«
»Habe ich?«
»Was meinst du mit ›Habe ich?‹ Du bist doch eine Frau. Hast du nicht daran gearbeitet?«
»Nein. Ich habe mich ehrlich gesagt kein bisschen damit beschäftigt. Ich dachte, meine Jeans sei ausgeleiert.«
»Reizend, Liebes«, sagte er und stellte mir ein Glas Champagner auf mein Tischchen.
Ich nahm es nicht als Kompliment. Meine Freundin hat Krebs. Deshalb habe ich abgenommen. Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte zugenommen, und Rachel wäre dafür gesund gewesen.
»Ich bin Hochzeitsplanerin.«
»Also, das ist bestimmt der perfekte Job für dich, bei deinem Organisationstalent«, meinte er trocken.
Eamonn, der auf der anderen Seite des Gangs saß, tat, als würde er ersticken. Brian trottete davon, und ich brütete weiter über meinem Sitzplan. Ich hatte Erin neben Woody Allen platziert, weil ich mir dachte, sie könnte seine neue Muse werden. Leo Clement hatte ich neben Erins Vater und eine lesbische Modedesignerin gesetzt, an einen Tisch, wo das Durchschnittsalter bei sechsundsiebzig lag, sodass er gar nicht auf die Idee kommen würde, neue Geschichten für WER TREIBT’S MIT WEM? zu erspinnen.
Leos Anrufe hatten nicht aufgehört. Und das fand ich verrückt. Vielleicht glaubte er, dass mich Demütigungen in der Boulevardpresse anturnten. Meinetwegen sollte er denken, was er wollte. Ich würde nie wieder mit ihm sprechen.
»Was ist das denn, mein Engel?«, fragte Brian, als er ein paar Macadamianüsse vorbeibrachte.
»Der Sitzplan für die …« Als ich in Brians warmherzig lächelndes Gesicht sah, ließ ich meinen Satz unvollendet. Ich hielt die Luft an. Ich hatte einen Geistesblitz. »Arbeitest du am nächsten Wochenende?«
»Nein.«
»Bist du in England?«
»Ja. Ich bin auf Heimaturlaub. Es sind sintflutartige Regenfälle vorhergesagt.«
»Möchtest du auf Rachels Hochzeit in Devon mein Beschützer sein?«
»Oh, wie in diesem Film Die Hochzeit meines besten Freundes ! Ich könnte dein schneidiger eleganter schwuler Begleiter sein.«
»Würdest du das machen?«
»Mit Freuden!«
Ich jubelte. Ich hatte einen
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