Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Broschüren zu.
»Oh«, seufzte ich beim Anblick der glänzenden Fotos von auf dem Wasser tanzenden Fischerbooten und bunten Cottages. »O Rachel, das wird so wunderbar werden. Darf ich nicht ein paar kleine Glückstränchen weinen?«
»Na los«, sagte sie lächelnd.
Und ich ließ es mir nicht zweimal sagen. Ich weinte
wegen der Romantik und vor Erstaunen und wegen der Erinnerung an mein Zuhause und meine Kindheit. Aber auch die Tatsache, dass ich das letzte Mal mit Simon in Devon gewesen war, mischte sich unter die Tränen. Das war schon ein paar Jahre her. Wir waren nur gute Freunde gewesen, waren arm und brauchten Ferien. Wir liehen uns von Paranoid-Jay ein Zelt, und ich borgte mir Mums Wagen und los ging’s. Ich zeigte ihm die Lieblingsplätze meiner Kindheit, wir aßen Krabbensandwiches auf Pontons, von denen wir unsere Füße ins Wasser baumeln ließen, tranken Lager in alten Biergärten und erzählten einander Spukgeschichten, wenn Nacht für Nacht der Regen unser Zelt attackierte. Als ich mich daran erinnerte, wie viel Spaß wir gehabt hatten, wurde ein Gedanke in meinem Kopf übermächtig: Du hast es richtig verbockt, Sarah.
Eamonn Nigels kam herein, als ich mir gerade die Nase putzte. Er beugte sich herab, schloss seine Augen und küsste Rachel. Der Kuss schien die ganze Welt zu bedeuten.
»Sarahschatz, was zum Teufel ist nur los mit dir?«, erkundigte er sich mit einem gütigen Halblächeln.
»Ach, Devon, es ist alles so wunderschön.«
»Darf ich dir unsere Hochzeitsplanerin vorstellen?«
»Guter Gott«, sagte Eamonn einfühlsam. Dann griff er nach einer der Broschüren, die ich mir noch nicht angesehen hatte. »Das hier gefällt mir.«
»Das wird dich ruinieren, mein Lieber«, sagte Rachel kopfschüttelnd.
»Das Geld ist da, um ausgegeben zu werden«, erwiderte Eamonn darauf entschieden.
»Es ist wirklich sehr teuer, Baby.«
»Aber umwerfend«, sagte er und betrachtete das Foto eines schönen georgianischen Hauses mit Blick aufs Meer, das auf einem Hügel thronte. Es war von hohen Bäumen und üppigen Pflanzen umgeben.
»Devon, ich bin in Devon«, trällerte ich tränenüberströmt zur Melodie von Heaven, I’m in Heaven , wobei ich über seine Schulter spähte.
»Es ist umwerfend«, stimmte Rachel ihm zu. »Ich war schon mal da. Ich glaube, das ist wirklich der schönste Ort, an dem ich je gewesen bin. Aber ich kann nicht zulassen, Eamonn, dass du so viel Geld ausgibst.«
»Kannst du wohl«, sagte er mit einem Funkeln in den Augen. »Und deshalb habe ich mir erlaubt, es heute zu buchen.«
Und jetzt gab es für mich kein Halten mehr. Typisch. Rachel fing auch zu heulen an. Selbst Eamonn weinte eine Träne.
»Die machen dort alles für einen. Wir lassen sämtliche Gäste für das Wochenende dort hinkommen. Und unsere professionelle Hochzeitsplanerin braucht nur noch mitzuhelfen, das Menü auszusuchen und den Sitzplan zu erstellen. Ich persönlich fände auch einen Sitzplan gut, bei dem ein Blutbad vorprogrammiert ist. Ihr wisst schon, Geliebte neben Ehefrauen, alle Exehemänner auf einen Haufen, der in Ungnade gefallene Tory Peer neben dem Geistlichen und einem Journalisten von der Daily Mail . So was in der Art. Für diesen Job bist du die perfekte Frau, Sarah Sargeant. Oh, und ich sollte dir das hier geben.«
Er fischte einen Stapel Briefumschläge aus seiner Jacketttasche und warf sie mir in den Schoß.
»Was ist das?«, fragte ich und holte aus einem eine Karte heraus. Es war eine Antwortkarte. Ich las laut vor. » Woody Allen nimmt die Einladung dankend an … Der arme Kerl, schon lustig, wenn man Woody Allen heißt. Da sind die Leute immer enttäuscht, wenn du einen Tisch in einem Restaurant bestellst, und dann tauchst du auf und bist nicht der berühmte Filmregisseur«, sagte ich und legte die Karte beiseite, um nach der nächsten zu greifen.
»Aber nicht, wenn du der berühmte Regisseur bist, Sarah«, bemerkte Eamonn.
Ich sah ihn an.
»Woody Allen wie in: Woody Allen kommt zu eurer Hochzeit?«
»Ja, wir kennen uns schon lange.«
»Eamonn, ich muss es jetzt sagen.«
»Dann sag’s.«
»Leck mich!«
Wir lachten alle, aber der Anblick der nächsten Karte wischte mir meine Fröhlichkeit mit einem Schlag aus dem Gesicht.
Es war Simons Handschrift. Simon Gussett, Ruth Addinel und die kleine Anna freuen sich, zur Hochzeit zu kommen , stand da.
»Alles okay mit dir, Sarah?«, fragte Rachel.
»Ja«, sagte ich, aber gar nichts war okay.
Meine Augen hatten sich erneut mit
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