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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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riesig. Es wirkte auf mich wie ein Planet, ein Planet ohne natürliches Licht und schrecklich vielen emotional instabilen Leuten mit der gemeinsamen Eigenschaft, jede Menge überflüssige Pfunde mit sich herumzuschleppen. Speckwanstplanet hätte man ihn nennen können. Da passte ich bestens hin. Es waren mindestens zweitausend Menschen dort – altersmäßig sehr gemischt, aber die Frauen schienen in der Überzahl zu sein.
    Wieder trug ich mein Kapuzenshirt-Wandbehang-Ensemble, und obwohl man die Farbe meiner Haut noch immer als gut durchblutet hätte beschreiben können, fühlte ich mich bereits viel, viel besser. Zudem half mir die Gewissheit, dass ich mich in einem fremden Land befand, wo mir keiner über den Weg laufen würde, den ich kannte.
    Langsam lief ich durch den Hauptgang und hielt Ausschau nach einem freien Platz. Ich wollte schon aufgeben und einfach an der Seite stehen bleiben, als eine Dame, die ziemlich weit vorn saß, plötzlich aufsprang und einem rotgesichtigen Mann neben ihr zuzischte: »Ich muss mir das nicht antun.« Gefolgt von dem verlegenen Mann stolzierte sie aus dem Konferenzzentrum, und ich nahm einen ihrer Plätze ein.
    »Hätte ihr nicht geschadet, wenn sie geblieben wäre, wenn du mich fragst«, sagte eine vertraute Männerstimme ganz unkonventionell, als ich mich setzte.

    »BRIAN!«
    Ich stieß einen Freudenschrei aus. Es war der reizende Brian, der Steward von meinem Hinflug. Ohne seine Uniform sah er jünger aus, grinste aber wieder so breit, dass ich das nur mit einem Lächeln erwidern konnte.
    »Das muss Schicksal sein, Sie … dich wiederzusehen. Jetzt müssen wir für immer Freunde sein.«
    »Hallo, Schöner.«
    »Sarahschatz, was ist denn mit deiner schönen Haut passiert? Du siehst aus, als hätte man dich auf einen Grill gelegt.«
    »Danke.«
    »Mach schnell, denn wenn Silas da vorne steht, muss ich mich konzentrieren. Erzähl mir, was aus dem Bananenmann wurde. Habt ihr euch wieder versöhnt?«
    »Nein. Ich bin eine eifersüchtige Kuh, seit ich hier bin.«
    Ich unterbrach mich. Denn plötzlich fand ich es merkwürdig, sich jemand fast Fremdem anzuvertrauen. Es interessierte mich, warum Brian hier war, ich traute mich jedoch nicht zu fragen. Ob er auch seinen Ärger, seine Eifersucht oder seine Wut loswerden wollte? Doch wie durch Gedankenübertragung beugte er sich über mich.
    »Du bist gerade dabei, ein schmutziges, von Schuldgefühlen beladenes Geheimnis aufzudecken, das außer mir keiner kennt.«
    »Cool. Dann heraus damit. Ich kann damit umgehen.«
    »Ich bin auf verbotene Weise wahnsinnig verknallt in Silas Anderson.«
    »Wie weit geht dein Verknalltsein denn?«, fragte ich ihn neugierig.
    Er überlegte einen Moment.

    »Ich habe eine Diashow mit Fotos von Silas in You-Tube gestellt.«
    »Das ist tatsächlich verboten.«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    »Erzähl!«
    »Und zwar zur Musik von Right Said Freds I’m Too Sexy .«
    »NEIIIIIN!
    »DOOOCH!!
    »Was? Ist er wirklich so fit?«
    »Er hat die ultimative Fitness.«
    Plötzlich ertönte ein weiblicher Schrei aus dem hinteren Teil des Zuschauerraums und unterbrach unser Gespräch. Ich drehte mich abrupt um, weil ich davon ausging, dass sich ein Terrorist oder ein Nagetier im Konferenzzentrum befand. Weitere Schreie ertönten. Ich wandte mich wieder an Brian, aber der war bereits aufgesprungen und schrie ebenfalls. Ich folgte Brians Blickrichtung und sah einen Mann mit einem Mikrofon langsam über die Bühne gehen, als hätte er es von Madonna in Vogue abgeschaut. Die Schreie hatten Take-That-Dimensionen angenommen.
    Silas Anderson war ein auf gesund gebräunte und typisch amerikanische Weise attraktiver Vierzigjähriger. Er lächelte und nickte und gab sich übertrieben schüchtern und überwältigt, obwohl er keinerlei Anstalten machte, die manische Meute zu beschwichtigen.
    Ich überlegte mir, welche Punktzahl ich ihm auf einer Zehnerskala geben würde, als etwas Hartes mir in meine sonnenverbrannte Wange stach.
    »Ah!«, schrie ich.

    Der Schrei war nutzlos. Wenn man mich niedergestochen hätte, wäre das keinem aufgefallen. Ich hielt meine Wange umklammert und schaute nach rechts, um zu sehen, was mich getroffen hatte. Es war nur Brians Ellbogen. Er hatte sein T-Shirt über seine Brustwarzen hochgezogen und wackelte, als stünde er auf einer Power Plate.
    »AHHH! ICH LIEBE DICH, SILAS!«, brüllte er. Offenbar bemerkte er meinen entsetzten Blick, denn er schrie: »Sarahschätzchen, du darfst niemals einer

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