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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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zu sehr unter Druck setzen wollte. Ich überlegte mir, dass ich dabei auch üben könnte, das Wort »Schwanz« laut auszusprechen.
    Zu sportlicher Ertüchtigung hatte ich schon immer eine gestörte Beziehung gehabt, hauptsächlich aufgrund mangelnder Koordination. Wenn ich laufe, lachen die Leute über mich. Es sieht nämlich aus, als versuchte ich mit nackten Füßen und einer Wespe unter meinem T-Shirt über einen Kieselstrand zu laufen. Aber als ich am nächsten Morgen um kurz nach sechs das Hotel verließ, war ich sicher, mich in Sicherheit wiegen zu können, um diese Zeit würde wohl noch keiner unterwegs sein.
    Ich schlenderte an der Concierge vorbei aus dem Hotel zur Strandpromenade.
    »Verdammt«, schrie ich.
    »Ogottogott«, schrie eine junge Frau, die, einen Buggy vor sich her schiebend, angaloppiert kam, und die ich fast umgebracht hätte, indem ich ihr über den Weg lief.
    Ich wankte auf einen Betonpoller zu, um mich hinzusetzen, und sah mich um.
    Nicht schon wieder! Ich dachte, diese wahnsinnigen Fitnessfreaks kämen nur am Sonntag heraus. Aber jetzt waren sie schon wieder hier, an einem Wochentag um
sechs Uhr morgens! Überall sich wiegendes Lycra und hüpfende Pferdeschwänze. Als würde sich die Tour de France mit dem Starlight Express zu einem Trainingsvideo mit Jane Fonda zusammentun. Es war beängstigend. Camden an einem Wochentag um sechs Uhr morgens war leer dagegen, abgesehen von den paar Leuten, die auf den Bus warteten und die erste Kippe des Tages rauchten.
    Ich starrte eine Gruppe Frauen neben mir an. Sie klammerten sich an Bänke und machten Liegestütze.
    »Komm zu uns!«, rief mir eine zu. Ich schüttelte den Kopf. »Wir lassen es heute Morgen ganz ruhig angehen«, keuchte sie, als würde sie gebären.
    Überall, wohin mein Auge auch fiel, eingefleischte Fitnessfanatiker. Ich fühlte mich wie eingeschmalzt. Sie spornten sich gegenseitig an. Ich konnte mich nicht erinnern, dass jemand mich jemals derart angespornt hatte. Doch – einmal: beim Wer-steht-als-Letzter-noch-aufrecht-Tequila-Wettbewerb, den ich mit Julia und zwei Schwestern aus Devon ausgetragen hatte.
    »Sarah!«
    Ach du liebe Zeit. Es war Leo Clement, der wie ein Zuchthengst im Galopp auf mich zukam. Mit bis auf seinen Rucksack nacktem Oberkörper. Der Hund hechelte ihm hinterher.
    »Leo!«
    Ich winkte ihm zu, weil ich damit rechnete, dass er an mir vorbeigaloppieren würde. Doch das tat er nicht. Er blieb stehen.
    »Ich habe dich noch nie hier unten gesehen«, meinte er lächelnd.

    »Tatsächlich? Liegt sicherlich daran, dass ich so schnell bin«, sagte ich.
    Ich musste dabei aber auf meine Turnschuhe schauen, weil ich wusste, dass ich rot werden würde, wenn mein Blick auf einen Leo Clement mit nackter Brust fiel, um danach einen Krampf zu bekommen und in Ohnmacht zu fallen – in genau dieser Reihenfolge.
    Er lachte und ließ sich neben mir nieder. Mein Blick war noch immer nach unten gerichtet, aber die Brise frischen Männerschweißes erreichte mich.
    Ich blickte auf, denn ich hätte es unhöflich gefunden, weiterhin meine kaum getragenen Laufschuhe anzustarren. Doch zur Sicherheit kniff ich meine Augen zusammen, sodass ich ihn kaum sehen konnte.
    »Möchtest du dich diese Woche vielleicht mal mit mir treffen, Sarah, um unsere Szene einzustudieren?«
    »Würde ich gern.«
    »Cool. Wir könnten dabei auch einen Happen essen«, meinte er beiläufig. Er erhob sich und machte ein paar Dehnübungen, sodass ich einen heimlichen Blick auf seine Rückenmuskeln werfen konnte.
    »O ja, großartig«, sagte ich, aber plötzlich hatte ich sehr viel Spucke im Mund.
    Mit Leo Clement, dem attraktivsten Mann auf diesem Planeten, einen Happen zu essen, war eine entsetzliche Vorstellung. In seiner Gegenwart konnte ich kaum sprechen, geschweige denn würde ich essen können. Leo sprintete los, und ich kehrte unverrichteter Dinge ins Hotel zurück. Ich plante meinen Morgen. Duschen, dann sechsundzwanzig Mal aufs Klo, und ich wäre bereit für meine erste Hollywoodszene.

    »Oh, Verzeihung, sind Sie Miss Sargeant?«, erkundigte sich der Mann am Empfang.
    »Das bin ich«, sagte ich lächelnd.
    »Ich habe eine Nachricht für Sie.«
    »O danke.«
    Er hielt mir ein Kuvert hin. Es war sechs Schritt weit von mir weg. Ich joggte darauf zu. Die Summe meines morgendlichen Sporttrainings belief sich auf sechs gejoggte Schritte. Aber positiv betrachtet war das schon mal ein Anfang.
    »Bitte, Simon, nicht heute«, murmelte ich, als ich den Umschlag

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