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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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der auf Händen und Knien und schreiend unter den Lastwagen kroch. Beim Näherkommen hörte ich Hundeknurren. Simon kam rückwärts unter dem Lastwagen hervorgerobbt und zog gerade einem Hund eine
Schachtel aus dem Maul. Sein Gesicht war gerötet von der Anstrengung, er sah sehr sexy aus. Ich stellte meinen Koffer ab, blieb stehen und bewunderte ihn.
    »Ich hab’ s. Tut mir leid …«, sagte er zu dem Hundebesitzer und hielt inne, als er meiner ansichtig wurde.
    Ich lächelte ihn an.
    »Sare!«, sagte er irritiert – und ohne dabei zu lächeln. »Was machst du denn hier, Sare?«
    »Der Film wurde abgesagt«, sagte ich und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen.
    »Warum hast du mir nichts gesagt?«
    Noch immer kein Lächeln.
    »Weil ich dich überraschen wollte.«
    »Oh.«
    »Was ist denn hier los?«, fragte ich und zog ihm eine fast zerfledderte kleine Schachtel aus der Hand.
    Ich starrte sie an. Der größte Teil war unlesbar, ein Wort war jedoch deutlich lesbar: Viagra.
    »Viagra«, flüsterte ich.
    Ich war völlig durcheinander. Mein Gesicht nahm die Schwieriger-Stuhlgang-Mimik ein. Wir hatten niemals Viagra benutzt. Vielleicht benutzte er es bei Ruth.
    Ich schaute hoch in Simons Gesicht, und er sah mich schuldbewusst an. Der Groschen fiel. Nachbarhunde spielen nicht einfach so auf der Straße mit einer Schachtel Viagra. Und aus Jux und Tollerei nimmt keiner Viagra, wenn er allein ist. Simon musste mit jemandem zusammen gewesen sein. Ruth. Das Foto. Sein Mangel an Begeisterung ob meiner Rückkehr. Das konnte nur eins bedeuten. Ich wurde zu Usain Bolt. Ich rannte die Treppe hoch, zwei Stufen auf einmal nehmend.

    »Geh da nicht rein, Babe. Warte!«, rief Simon mir hinterher. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht!« Das stand ganz oben auf der Liste der Dinge, die der Partner niemals sagen sollte, zusammen mit »Es liegt nicht an dir, sondern an mir« oder »Ich brauche etwas Freiraum«.
    Ich stürmte durch unsere Eingangstür.
    »Du Miststück!«, kreischte ich.
    »Babe! Mann! Jesus! Sare!«, schrie Simon.
    Wie Usain über die Ziellinie fegte ich außer Atem ins Wohnzimmer. Simon kam Sekunden nach mir an. Und sofort fühlte ich mich wie ein Dummkopf.
    In unserem Wohnzimmer sah es aus wie in einem Großhandel für Erotikartikel. Überall, bis auf einen kleinen Bereich rund um das Sofa, waren vom Fußboden bis an die Decke Schachteln gestapelt. Und auf jeder Schachtel sah man das Bild eines kleinen tanzenden rosafarbenen Pimmels mit einem Smiley-Gesicht und den Worten: Kräuter-Viagra für deinen kleinen Freund – garantiert die ganze Nacht Party in der Hose.
    »Ich hatte nur Probleme mit der Lagerung.«
    Ich schlang meine Arme um ihn und sagte: »Ich liebe dich.«
    Ich spürte, wie er zusammenzuckte, er sagte nicht, dass er mich auch liebte.
    Und von da an ging’s nur noch bergab.

29
    Anschließend sprach Simon neunzig Minuten lang nicht mit mir. Kein »Tee?« oder »Zeig uns deine weißen Stellen, Sare« oder ein »Liebling, du bist so was Besonderes. Es gibt nur wenige Frauen wie dich, die derart tolerant gegenüber Erektionshilfen sind.« Er war mit dem Stapeln der Schachteln beschäftigt und murmelte dabei vor sich hin. Ich nahm ein Bad.
    Und nach dem Bad begann dann unser unglaublicher Streit. Wenigstens war ich sauber. Der Streit war unglaublich, nicht weil er lustig gewesen wäre oder Pyrotechnik zum Einsatz kam, sondern weil es eigentlich drei ausgewachsene Streite in Folge waren. Ein Dreifachprogramm. Ansonsten bekannt als fürchterlicher Nachmittag, an dem man sich immer wieder die gleichen Dinge an den Kopf wirft, bis es an der Tür klopft.
    Als ich das Badezimmer verließ, stolperte ich. Nicht, weil ich betrunken gewesen wäre oder einen Tanzschritt versuchte, sondern weil mir eine Schachtel Bio-Viagra im Weg stand. Ich reagierte darauf gemäß den Empfehlungen der Stolperetikette. Ich schrie nämlich: »Mist!« und trat gegen das besagte Ding, das mich zum Stolpern gebracht hatte. Und an dieser Stelle vergaß Simon zu sagen: »Tut mir leid, ich wollte das nicht da stehen lassen, alles in Ordnung mit dir, Babe?«, sondern gab eine sehr feindselige Interpretation des Wortes »vorsichtig« von sich. Er dehnte das Wort und seine Tonmelodie ging dabei auf und ab.
    »Vooor-sichtig!«

    Es klang wie eine Zurechtweisung, also sagte ich mit der pampigen Stimme einer Pubertierenden darauf: »Ent-schul-digung!«
    Worauf Simon dz-dz machte. Was ich überhaupt

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