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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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sich über mein Schnarchen beklagt. So schlimm kann es also nicht sein«, erklärte ich ihm aufgebracht.
    Von der Website wusste ich, dass die schuldbewusste Partei immer neue Fehler an ihrem Partner findet. Simon hatte mein Schnarchen zuvor noch nie erwähnt.
    Ich hängte die Teebeutel in die Becher und goss Wasser hinein. Aber der plötzlich einsetzende Baulärm der Arbeiter draußen auf dem Gerüst erschreckte mich so, dass ich zusammenfuhr. Kochendes Wasser spritzte auf meine Hand.
    »O verdammt! Aua!«, kreischte ich.
    Ich machte einen Satz rückwärts.
    »Babe, alles in Ordnung mit dir?«
    Simon arbeitete sich durch die Schachtelberge zu mir vor.
    »Dieser verdammte Lärm draußen hat mich zusammenfahren lassen«, murmelte ich, während ich meine Hand unter den Wasserhahn hielt.
    »Das kam nicht von draußen, Sare. Das war dein Schnarchen.«
    »Wie bitte?«
    Simon hielt ein Diktafon hoch, das ich als Hilfe bei meinen Akzentübungen verwendet hatte. Er drückte auf Abspielen. Da war es wieder. Das Geräusch eines Presslufthammers, der sich durch Beton bohrt.
    »Na so was«, sagte ich. Na ja, ich musste es schreien, um bei dem Lärm gehört zu werden. »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«
    »Hab ich doch. Du hast es immer abgestritten«, schrie er zurück.

    »Ja, ist ja gut, du kannst das jetzt ausschalten.«
    »Neben dir zu schlafen ist ein ziemlicher Albtraum.«
    »O danke, Simon, reib’s mir nur unter die Nase. Ich hab mir gerade meine Hand verbrannt.«
    »Und du streckst im Schlaf auch gern ein Bein und einen Arm aus, und zwar so.« Er demonstrierte die Position. Offenbar nahm ich nachts eine komplizierte Balletthaltung ein. »Und außerdem reißt du noch die ganze Decke an dich. Und klammerst dich daran fest, sodass ich nicht drankomme.«
    »Ist ja gut. Beruhige dich, Muffelchen.«
    »Ich bin nicht muffelig. Ich bin müde!«
    Ich sah ihn traurig an.
    »Nun komm schon, Baby. Es wird alles gut. Du bist einfach nicht daran gewöhnt, mit jemandem zu schlafen«, sagte er.
    Ich holte tief Luft. Dann nickte ich.
    »Oh, stimmt, du aber schon. Ruth nimmt bestimmt nur ein kleines Eckchen des Betts in Beschlag …«, hörte ich mich mit schrecklich giftiger Stimme sagen. Ich erinnerte mich an die Ermahnung meiner Mum, nicht in der Hitze des Augenblicks loszuplappern. Aber ich konnte mich nicht bremsen. »Warum gehst du nicht zurück zu diesem gelenkigen Miststück, wenn sie so wunderbar ist? Du brauchst es nicht heimlich zu tun. Geh einfach zu ihr zurück. Wahrscheinlich ist sie ohnehin in der Nähe. Sie scheint neuerdings wie ein Gespenst ums Haus zu schleichen. Du brauchst nur rauszugehen. Geh schon. Geh wieder zu ihr zurück. Mach dein blödes Yoga, mach Fotos von ihr in Unterhosen und hab irren, lauten Sex auf Viagra. Aber lass mich bitte in Ruhe.«

    Nie zuvor habe ich mich so hysterisch aufgeführt. Ich kreischte. Ich klang wie eine Wahnsinnige. Meine fürchterlichen Worte schwirrten wie Fledermäuse durch den Raum.
    Ich schaffte es, an dieser Stelle aufzuhören. Ich versuchte, mich im Rückwärtsgang von dem gefährlichen Ort wegzumanövrieren, blieb aber im Schlamm stecken.
    Simon sah mich an.
    »So geht das nicht mit uns«, sagte er langsam. »Ich werde mich jetzt anziehen. Wir sehen uns heute Abend. Dann reden wir.«
    Er verließ erschöpft den Raum und dann die Wohnung. Meine einzigen Gedanken waren, dass er nicht gesagt hatte, wo er hinwollte und dass er die Anschuldigungen nicht abgestritten hatte. Also zog ich meine nur selten getragene Jogginghose an und folgte ihm. Ich wusste nicht, welchen Weg er eingeschlagen hatte, nahm aber an, dass es in Richtung U-Bahn war. Ich bog aus unserer Straße um die Ecke, und da stand er, das iPhone an sein Ohr gepresst.
    »Hör zu, Babe, nein! Also gut, ich werde sehen, was ich tun kann«, glaubte ich zu verstehen. Höchstwahrscheinlich benutzte er das Wort »Babe«. Jedenfalls meinte ich, dass er es höchstwahrscheinlich benutzte. Plötzlich sah er mich und legte schuldbewusst auf.
    »Verfolgst du mich, Sare?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich bin nur unterwegs, um …« Ich wollte eigentlich sagen, »um Milch zu holen«, aber ich hatte gar kein Geld dabei. »… um zu laufen.«
    »Gut«, sagte er wenig überzeugt. »Könnte dir nicht schaden.«

    Ich musste joggen, bis er außer Sichtweite war. Das war sehr peinlich, denn ich hatte keinen BH an und musste meine Brüste mit den Händen festhalten. Irgendwann drehte ich mich um, und er war verschwunden. Also

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