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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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ständig durch den Kopf. Immer wieder hatte ich mich entschuldigt, immer und immer wieder. Eamonn hoffte, dass ich, indem ich mir einredete, schlecht zu sein, gut sein würde. Hoppla. Das würde er nicht noch mal tun. Sie hätten sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm zeigte, wie schlecht ich sein kann. Ich hätte losheulen können. Am Ende kriegten wir die Einstellung dann doch noch hin. Aber es war trotzdem Mist. Ich hatte die Keckheit verloren, mit der ich ursprünglich gekommen war, und Miles Mavers benahm sich wie ein sehr ungnädiger Sieger. Er war arrogant.
    »Wissen Sie, Sarah, es ist eben nicht so, dass Sie Ihre Zeilen einfach nur mit Ihrem Akzent zukleistern.« Er lachte über dieses Bild. Dann stand er auf und hockte sich auf die Kante seines Schreibtischs. Seine Schenkel in den Joggingshorts machten sich auf dem Mahagoni breit. Miles Mavers gehörte zu den Menschen, die sich ihrer Attraktivität und Jugendlichkeit bewusst sind. Doch außer ihm selbst empfand das keiner so. »Sie müssen wieder sprechen lernen.«
    »Ja.«
    »So.« Er beugte sich in meine Richtung vor. Seine Schenkel spreizten sich weiter. Ich hörte, wie das Material seiner Trainingshose sich dehnte. Sein Skrotum verfing sich im Stoff. Er sprang vom Schreibtisch und rückte es rasch zurecht.

    »Chelsea wird später zu uns stoßen, um mit Ihnen zu lesen.«
    Er wartete auf meinen Protest. Aber ich war zu müde. Mit ein paar Vokalübungen ließ er mich anfangen. Ich wiederholte sie gewissenhaft. Ich war mittendrin, als sein Handy klingelte.
    »Ich gehe damit raus. Sie machen weiter«, sagte er und öffnete die Patiotür, um den Anruf im Garten entgegenzunehmen.
    Ich begriff nicht, warum er sich dieser Mühe unterzog, denn ich hörte jedes Wort, das er sagte.
    »Ja … ja … äh … nicht besonders.« Er lachte. »Ja … ja.« Ich unterbrach meine Vokalübungen und begann, ihn nachzuahmen. »Ja … ja … äh …«, sagte ich in tiefem Flüsterton. »Ja … ja …«
    Aber ich hörte sofort auf, als ich folgenden Satz vernahm: »Na ja, wenn es nicht besser wird, muss ihre Rolle neu gecastet werden.«
    Oder sagte er vielleicht doch etwas ganz anderes? Nein, das bildete ich mir ein. Ich konnte mich nicht verhört haben. Er war Stimmtrainer, in Gottes Namen. Er wusste, wie man sprechen musste. Und ich wusste, dass er Recht hatte. Wenn ich nicht besser wurde, musste man meine Rolle neu besetzen. Sicherlich telefonierte er mit Eamonn Nigels. Ich bekam keine Luft mehr. Ich hatte das Gefühl, als würden unsichtbare Hände mich strangulieren.
    Miles kam in den Raum zurückgeschlendert.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«
    Ich konnte ihn nicht anschauen. Ich glaubte wirklich, nicht mehr atmen zu können. Ich glaubte zu sterben. Niemals hatte ich Ähnliches empfunden.

    »Sarah? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie sehen nicht gut aus. Kann ich jemanden anrufen, der Sie abholen soll?«
    Ich schüttelte wieder meinen Kopf.
    »Ich muss gehen.«
    Ich wartete seine Antwort gar nicht ab, sondern taumelte aus dem Haus. Ich konnte nicht mehr atmen! Ich überlegte, Rachel Bird anzurufen. Ich dachte daran, Simon anzurufen. Ich sehnte mich so danach, seine Stimme zu hören. Es wurde immer schlimmer. Ich spürte, dass mir alles entglitt, und ich konnte es nicht mehr einfangen. Meine Beziehung. Meine Karriere. Und dabei wusste ich gar nicht, was ich falsch gemacht hatte. Ich hatte mich so angestrengt. Ich weinte. Ich stand keuchend und in Tränen aufgelöst vor dem Haus von Miles Mavers. Ich hörte das Kläffen der kleinen Ratte. Ich musste ins Hotel zurück und meine Mum anrufen. Ich ging ganz langsam und versuchte, wenigstens ein bisschen zu atmen. Atmen. Ich wusste nicht, was da mit mir passierte, aber es musste etwas sehr Schlimmes sein.
    Mein Handy. Mein Handy klingelte. »O Simon, bitte sei du es«, schluchzte ich. »Bitte.«
    Er war es nicht. Es war Rachel Bird.
    »Sarah! Eamonn möchte, dass du heute zum Abendessen kommst.«
    Und ich wusste genau, warum. Er würde mir sagen, dass meine Rolle neu besetzt werden musste. Er hatte gerade das Gespräch mit Miles Mavers beendet.
    »Bist du noch dran, Sarah?«
    »Rachel.« Ich schluckte.

    »Was ist denn los, Sarah?«
    »Rachel, i…ch …«
    »Was machst du, Sarah? Wo bist du?«
    »Ic…ch k…krieg keine Luft.«
    »Was?«
    »Ich … weiß, wie hysterisch sich das anhört. Aber ich … kann nicht atmen!«
    Rachel schwieg einen Moment.
    »Doch, du kannst es«, sagte sie

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