Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
Vom Netzwerk:
zuständigen Dezernat. Ich hab von ihr schon viele schlimme Geschichten gehört, aber die Ihrer Frau ist wirklich erschütternd. Nicht nur die Vergewaltigung allein, sondern auch das Verhalten dieses Bahnfahrers, nicht wahr?“
    Fabian warf Lisa einen anerkennenden Blick zu. Bei allem Mitgefühl war sie ganz Profi und lenkte die Unterhaltung geschickt zum eigentlichen Thema. Georg Nielsens Gesicht hatte sich verhärtet. Mit einem Schlag stand ihm der Hass in den Augen, seine Hände verkrampften sich.
    „ Er hätte ihr helfen können“, stieß er aus, „diese beiden Schweine waren eben Schweine, asoziale Arschlöcher, besoffen. Nicht, dass ich sie nicht am liebsten zu Brei geschlagen hätte, aber na ja, für so was gibt’s Gesetze. Aber er hätte ihr helfen können.“
    „ Sowohl die Täter als auch der Herr Krumm bekamen Bewährung“, warf Fabian ein, „mit Gerechtigkeit hat das wenig zu tun, finden Sie nicht?“
    Nielsen reagierte gar nicht auf die Frage. „Er hätte ihr helfen können. Leily ist sich sicher, dass er mitgekriegt hat, was passiert ist. Sie hat laut um Hilfe geschrieen und sich gewehrt. Und er hatte eine Standleitung zur Polizei! Verstehen Sie, ich kann mit vielem fertig werden, meine Frau aber nicht! Was Leily erlebt hat, kann man nicht mehr reparieren! Sie hat Angst, vor die Tür zu gehen. Manchmal versteckt sie sich im Schlafzimmer, wenn es an der Tür klingelt. Das hat sie auch vorhin getan, als Sie geklingelt haben. Und sie hat Alpträume und durchlebt die ganze Scheiße ständig von Neuem!“
    Lisa musste schlucken, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als am Ball zu bleiben. Ein Mord war geschehen.
    „ Sie müssen diesen Mann unglaublich hassen“, stellte sie etwas unbeholfen fest.
    Nielsen sah sie voller Schmerz an. „Ich hab mir tausendmal vorgenommen, ihn umzubringen.“
    Fabian sah den Moment für gekommen. „Tja, gute Nachrichten: Die Arbeit können Sie sich sparen, er ist tot.“
    Nielsen drehte sich ruckartig zu Fabian um. Diesen Gesichtsausdruck konnte man nicht spielen, das sah der Kommissar sofort. Oder der Mann hatte es stundenlang vor dem Spiegel geübt.
    „ Tot? Krumm? Der ist tot?“
    „ Mausetot. Ermordet.“
    Der Mann fing an zu zittern. Er sprang auf und warf fast den Couchtisch um. Seine vorher fast erloschenen Augen strahlten plötzlich intensiv, er atmete heftig und fuhr sich aufgeregt durch die dunklen Haare.
    „ Ermordet? Krumm wurde ermordet?“
    „ Ja“, antwortete Lisa in möglichst unverkrampftem Ton und versuchte, die Situation unter Kontrolle zu halten, „er wurde heute morgen tot in seiner Wohnung aufgefunden. Sie haben vielleicht schon im Radio davon gehört?“
    Nielsen fuhr herum.
    „ Der Mord in Lichtenberg? Der irre Axtmörder?“
    Lisa wusste noch nicht, wie die Medien auf den Fall eingestiegen waren. „Nun, das ist nicht gerade die offizielle Bezeichnung, aber...“
    „ Jemand hat Krumm die Rübe abgehauen?“
    „ Etwas unreflektiert könnte man das so ausdrücken, ja“, antwortete Fabian. „Möchten Sie dazu etwas sagen?“
    Nielsen richtete seinen Blick gegen die Decke und bekreuzigte sich. Sein beseeltes Lächeln ließ dabei nicht unbedingt darauf schließen, dass er um Fritz Krumms Aufnahme ins himmlische Paradies bat. Dann strahlte er glücklich die beiden Kommissare an und fing an zu lachen.
    Lisa und Fabian sahen sich etwas beklommen an. Eine solche Situation war ihnen neu. Sie hatten schon öfter vom Tod eines Menschen berichten müssen, und die Reaktionen hielten sich stets im Bereich zwischen Trauer, Entsetzen und manchmal Gleichgültigkeit auf. Ein Mann hatte sogar gekotzt, als ihm Fabian vom Tod seines Bruders erzählte. Lautes, befreites Gelächter eines überglücklichen Mannes stand bisher nicht auf der Speisekarte. Sie warteten, bis sich Nielsen etwas beruhigt hatte.
    „ Entschuldigen Sie bitte, ich muss es sofort meiner Frau sagen.“ Er wandte sich in Richtung der angrenzenden Diele um, aber Fabian stand schnell auf und hielt ihn sanft zurück.
    „ Einen Moment noch, Herr Nielsen. Bevor Sie sich zu sehr freuen – Sie können sich wohl denken, weshalb wir hier sind, oder?“
    Nielsen sah ihn verständnislos an. Dann dämmerte es ihm.
    „ Oh“, sagte er mit verschmitztem Lächeln, „ich schätze, ich hab mich gerade ein kleines bisschen verdächtig gemacht, was?“
    „ Das ist die Untertreibung des Jahres, mein Bester“, grinste Fabian gutmütig.
    „ So verständlich es auch ist, dass Ihnen der Tod von Herrn

Weitere Kostenlose Bücher