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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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Lisa, „und auch sonst war sie wohl der Welt außer ihrem Mann völlig egal. Die Spur führt ins Nichts.“
    „ Einverstanden“, sagte Fabian, „aber wie geht’s dann weiter?“
    „ Krumm muss Feinde gehabt haben. Und zwar so richtige Feinde, nicht nur Leute, die ihn nicht leiden konnten. Fragt sich, wie sich ein normales Durchschnitts-Arschloch solche Feinde anlacht.“
    „ Ich würde sagen, dass er als Arschloch schon ziemlich herausragt. Sofern Löcher ragen können. Aber eigentlich ragt man ja aus Löchern heraus, und das ist jetzt schon ein komisches Bild, das funktioniert überhaupt nicht. Vergiss es, das war total unsauber formuliert.“
    „ Die Konversation mit dir ist immer wieder ein Fest der Sinne.“
    „ Stell dir erst mal vor, wie ich im Bett bin.“
    Als ob ich das nicht dauernd täte. „Stell dir mal vor, wie ich im Bett bin.“
    „ Als ob ich das nicht dauernd täte.“
    Fabian grinste fröhlich, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Er war ein gewissenhafter Autofahrer, aber vielleicht wurde er auch eine Spur rot? Ja, doch. Ein bisschen. Lisa hatte noch nie erlebt, wie er flirtet. Offenbar war es das einzige, was seine aufreizende Selbstsicherheit etwas ins Wackeln brachte. Dennoch kannte Lisa ihn lange genug, um zu wissen, dass sie nicht allzu viel in seine Worte hineininterpretieren durfte. Was sollte sie also antworten? Irgendwas unverbindliches. Er sollte nicht glauben, dass sie wirklich vom Sex mit ihm träumte, nein, das sollte als Witz zu den Akten. Andererseits wollte sie auch nicht grundsätzlich abgeneigt wirken, sonst hielt er sie für lesbisch oder frigide oder sodomitisch. Meine Güte, warum bleibt man auch als Erwachsene in Liebesdingen ständig auf Schulhofniveau? Warum kann ich jetzt nicht einfach sagen, hey, wenn du davon träumst, dem steht nichts im Wege, wie wär’s gleich heute Abend?
    „ Träum weiter, Freundchen. Ich hab noch einen Rest guten Geschmack.“
    „ Im Ernst?“ antwortete Fabian. „Du musst zugeben, bei deinen Klamotten konnte ich das nun echt nicht ahnen.“
    Schulhof, Schulhof...

Sieben
     
    Alfie Hoffmann machte sich gleich daran, das Alibi der Nielsens zu checken. Lisa und Fabian hatten kaum angefangen, ihrem Bericht das Datum voranzustellen, als er auch schon zurückkam.
    „ Tja, die Spur hat sich erledigt“, sagte er in angemessen deprimiertem Ton, „die Feuerwehr bestätigt, dass sie alle Bewohner des Hauses evakuiert und die Namen notiert haben. Die Nielsens waren zu Hause. Das Ganze zog sich so von 2 bis 4 Uhr nachts hin.“
    „ Vielleicht könnte der Mann es trotzdem geschafft haben? Eine ziemlich stressige Nacht, sicher, aber rein zeitlich...“, spekulierte Lisa.
    „ Unwahrscheinlich“, meinte Fabian, „aber wir können ja mal unten nachfragen, wie es mit der genauen Tatzeit aussieht.“
    „ Das Ungeheuer aus dem Labor meinte, das dauert noch bis zum Abend.“
    „ Dann wollen wir den etwas antreiben. Wo steht denn geschrieben, dass man in Berlin zur Lahmarschigkeit verpflichtet ist?“
    „ Ich glaube, das steht irgendwo in der Stadtverordnung. Artikel 17 ungefähr.“
     
    Professor Lamprecht war seit 22 Jahren der Leiter der Gerichtsmedizin in der Turmstraße. Der kahle, untersetze Mann um die 50 hatte einen guten Ruf, galt aber auch als schwierig und pedantisch. Seine Assistenten bekamen das häufig zu spüren, und wenn es nicht diese vermaledeite Vorschrift gegeben hätte, nach der immer mindestens zwei Ärzte eine Sektion vorzunehmen hatten, wäre auch Lamprecht ein glücklicherer Mensch gewesen. Mit Lebenden konnte er nicht viel anfangen.
    Er hasste es, wenn Angehörige der Toten in sein Reich eindrangen und ihn mit ihrer Trauerarbeit belästigten. Wobei die Deutschen da noch recht pflegeleicht waren. Erst gestern war wieder ein junger Türke eingeliefert worden – eine Messerstecherei vor einem Club, der von der gegnerischen albanischen Gang okkupiert worden war. Zwölf Leute inklusive Großschwiegermutter waren hereingeströmt und hatten in einer Lautstärke geweint und gewehklagt, die nach Lamprechts abendländischem Geschmack nichts mehr mit der sprichwörtlichen Ruhe der Toten zu tun hatte. Deutsche leisteten sich da keine allzu starken Gefühlsausbrüche, und das fand er gut. Er hatte hier jeden Tag Leichen am rumgammeln, vor allem Selbstmörder und Unfallopfer, und heulte er deshalb vielleicht rum?
    Lamprecht hielt seine Tätigkeit für eine unergründliche Geheimwissenschaft, die er schmerzlicherweise mit

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