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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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etwas wird es schon gewesen sein. Immerhin, so ein Alibi ist ziemlich unanfechtbar, vorausgesetzt, die Feuerwehrleute haben mit Nielsen geredet und können seine Version bestätigen.“
    „ Das werden sie.“ Lisa war sich sicher.
    „ Und hat sie dann mit dir gesprochen?“
    „ Sie war auf einmal ganz anders. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Sie redete, als wäre sie gerade aus dem Koma erwacht. Hat ständig mittendrin ihren Mann gefragt, ob er mit ihr eine Spreefahrt macht oder ob sie endlich wieder verreisen wollen. Ich habe mich schon lange nicht mehr so überflüssig gefühlt.“
    „ So fühle ich mich oft, immer wenn ich aufs Damenklo gehe.“
    Lisa lachte. „Ach du bist das immer.“
    Fabian grinste und freute sich, dass Lisa wieder normal war. „Ich meine, der Mann hat sie ja nicht vergewaltigt, sondern diese beiden Typen“, nahm er den Faden wieder auf, „und die sind am Leben und laufen draußen rum. Das scheint sie weniger zu stören als sie Existenz von Fritz Krumm.“
    „ Die Vergewaltigung selber war vielleicht weniger traumatisch als die Erfahrung, im Stich gelassen worden zu sein. Dann denkt man, das könne einem jeden Tag wieder passieren, vielleicht auf offener Straße, und niemand interessiert es, alle gehen weiter.“
    „ Frauen gehen wohl selten nachts in die U-Bahn oder so. Immer in Begleitung, da kann ja nichts passieren. So kann man sich passiv schützen.“
    „ Viele machen Selbstverteidigungskurse, kaufen sich Reizgas.“
    „ Reizgas bringt nix.“
    „ Weiß ich. Aber bei Typen, die es nur mal ausprobieren wollen, vielleicht schon. Aber eigentlich ist das gar nicht das Hauptproblem. Solche Fälle machen Schlagzeilen, verzerren aber die Wahrnehmung. Zwei Drittel der Vergewaltigungen geschehen nicht in Tiefgaragen, sondern finden im engeren Bekanntenkreis statt. Sagt Christiane.“
    „ Wer?“
    „ Christiane Schneider, sie ist bei den Sexualdelikten. Kennst du sie?“
    „ Oh ja, klar, aus der Kantine. Wusste nicht, dass ihr befreundet seid. Dann kann ich sie wohl nicht flachlegen, was?“
    Lisa musste sich plötzlich konzentrieren, um weiteratmen zu können.
    „ Wieso?“ sagte sie vorsichtig. „Ich meine, sie ist ja wohl zu alt für dich, oder?“
    „ Ist sie?“
    „ Na ja, sie ist vierzig.“
    „ Und ich bin sechsunddreißig. Ist eine Frau in meinem Alter für einen Vierzigjährigen zu jung? Du hast ja Vorstellungen.“
    „ Sie hat einen festen Freund“, ergänzte Lisa leicht panisch.
    Fabian zuckte mit den Achselhöhlen. „Na dann nicht. Aber vielleicht gibst du ihr mal meine Nummer, nur für den Fall.“
    „ Ich geb ihr deine Nummer nicht, du Komiker. Bagger sie halt an und hol dir ’ne Abfuhr, wie ein echter Mann!“
    Lisa war tödlich beleidigt. Wofür hielt der Typ sie eigentlich? Und überhaupt, gab es vielleicht keine attraktiven Frauen in seiner direkten Umgebung? Was sollte das eigentlich, um es mal auf den Punkt zu bringen! Sie saß ihm seit einem halben Jahr gegenüber, jetzt im Sommer mit dünner Bluse und bis zu drei offenen Knöpfen, und er tat gar nichts. Sicher, er sah hin, sogar sehr häufig, aber das war nur männlicher Urtrieb, wie ihr klar war. Sogar Pfarrer schauten hin. Das war für Männer wie ein roter Punkt auf einem weißen Blatt Papier, sie konnten gar nicht woanders hinsehen, und sie nahm es nicht übel. Aber Fabian hatte nie auch nur den Ansatz eines Annäherungsversuchs gemacht, was sie am Anfang spannend fand, inzwischen aber einen erheblichen Dämpfer für ihr Selbstvertrauen bedeutete. Nicht, dass sie etwas mit ihm anfangen wollte. Also, nicht einfach so. Jedenfalls nicht nur fürs Bett. Natürlich auch fürs Bett. Gerne sogar hauptsächlich fürs Bett. Im Grunde, na gut, könnte es sich auch nur aufs Bett beschränken, so lange sie zwischendurch reden würden. Musste ja nicht viel sein, und er könnte dabei fernsehen. Aber sie wollte ja gar nicht. Sie war ja schließlich keine Schlampe.
    Aber wieso wollte er nicht?
    Na klar , dachte sie, warum denke ich überhaupt darüber nach? Als ob ich es nicht wüsste. Ich bin ihm zu fett.
    „ Okay“, sagte Fabian nun, „sagen wir mal, Nielsen war es nicht. Wovon ich ausgehe. Bei beiden Nielsens. Und einen Killer werden sie kaum beauftragt haben, kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
    „ Ich auch nicht. Wahnwitziger Gedanke.“
    „ Und warum damit so lange warten?“ fuhr Fabian fort. „Was bleibt uns dann noch?“
    „ Leilys Familie hat keinen Kontakt zu ihr“, sagte

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