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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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glaube, in der Kantine gibt’s heute Gulasch.”
    „ Okay.“
    Das war aber ’ne kurze Vegetarier-Karriere, Lisa.
     

Acht
     
    Lisa stellte ihr Tablett auf ihrem Lieblingstisch am Fenster ab, Fabian setzte sich ihr gegenüber, und wie immer in den letzten sechs Monaten wurde erst einmal schweigend gegessen. Sie aßen bei weitem nicht jeden Tag zusammen, dennoch hatte sich hier bereits Routine eingestellt. Wie bei einem Ehepaar , dachte Lisa leicht beseelt. So muss das sein, wenn man verheiratet ist. Dieses mühelose Verständnis, ohne dass man ständig meint, miteinander reden zu müssen, damit der andere nicht denkt, irgendwas sei nicht in Ordnung.
    Fabian brauchte wie immer viel länger, obwohl er genau so viel Gulasch und Spiralnudeln auf seinen Teller bekommen hatte wie seine Kollegin. Er aß langsam, während Lisa gierig schaufelte. Vielleicht konnte er allein deshalb seine schlanke Linie halten? Einmal mehr nutzte Lisa die Gelegenheit, um Fabian zu beobachten. Irgendwo musste sie ja schließlich hinsehen. Er war gar nicht mal so attraktiv, fand sie. Guter Durchschnitt. Wenn er sich besser rasieren würde, sähe er wahrscheinlich toll aus, aber er legte auf sein Äußeres wohl gar nicht so viel Wert. Zumindest nicht bei der Arbeit, will heißen wenn er mit ihr zusammen war. Es war ihm egal, ob sie ihn gutaussehend fand, so musste sie es wohl interpretieren. Fabian stocherte noch ein bisschen in den Nudeln herum, als Lisa schon ihre Tasse Kaffee geholt hatte.
    „ Lamprecht ist schon ein ziemliches Arschloch“, befand Lisa, „aber er ist wertvoll vor Gericht.“
    „ Ja, ich hatte ihn mal bei einem Unfall mit Fahrerflucht, und der Anwalt des Angeklagten wollte versuchen, das Ganze dem Opfer in die Schuhe zu schieben. Als Lamprecht mit dem fertig war, konnte er kaum noch aufrecht stehen. Der Fahrer bekam zwei Jahre ohne Bewährung, ziemlich viel.“
    „ Autorität geht oft einher mit einer gewissen misanthropischen Grundhaltung. Wie bei Kohl oder Mitterand.“
    „ Ich pack das immer noch nicht“, grinste Fabian breit. „Wie würde wohl die Öffentlichkeit reagieren, wenn sie wüsste, dass unser Leichenbeschauer einen Metzger als Berater holt?“
    „ Sie würde so reagieren, wie die Presse es ihr vorschreibt. Empört, wütend, von unseren Steuergeldern, tralala. Bild dir meine Meinung.“
    „ Findest du es etwa nicht verrückt?“
    „ Anfangs ja“, sagte Lisa kaffeeschlürfenderweise, „aber jetzt eigentlich nicht mehr. Lamprecht hat recht: Wenn er noch nie eine derartige Schnittwunde gesehen hat, muss er jemanden fragen, der so was kennt.“
    „ Schnittwunde nennst du das?“
    „ Wie würdest du es nennen?“
    „ Keine Ahnung. Wie wär’s mit Bruchstelle, oder Sensennarbe?“
    Lisa zog die Augenbrauen hoch. „Eine Sense? Meinst du, das könnte es auch gewesen sein?“
    „ Also nein, wie soll einer denn unbemerkt eine Sense durch die Straßen tragen?“
    „ Ist trotzdem eine Idee. Wir müssen das Laborungeheuer noch mal fragen. Wäre eine gute Spur, da müssten wir nur die Landwirte in Berlin abklappern. Sind sicher höchstens vier oder fünf.“
    Fabian schüttelte den Kopf. „Stell ich mir technisch unmöglich vor. Der Winkel kann nicht stimmen, der Täter hätte direkt an der Wand stehen müssen, und da waren Schränke und eine Kommode.“
    „ Könnte er vorher weggeschafft haben“, wandte Lisa schwach ein, aber sie wusste, Fabian hatte recht.
    „ Bleiben wir bei der Schwert-Theorie. Wer könnte ein Schwert besitzen?“
    „ Ein Ritter?“ schlug Lisa launig vor.
    „ Ja, Ritter Kunibert, der Rächer der BVG-Fahrgäste.“
    Lisa grinste. „Wäre fast auch ein Motiv. Ich fahr ja auch öfters mit der Bahn, und das ist fast so unerträglich wie das Autofahren. Was meinst du, wie oft ich schon diesen oder jenen Fahrer verflucht habe, mitsamt dem ganzen inkompetenten Gesocks in der BVG-Leitung?“
    „ Wie oft?“
    „ Dreiunddreißigtausendfünfhundertneunundsiebzigmal.“
    „ Das ist oft. Fast schon psychotisch, woll? Ich hoffe doch, du hast ein Alibi?“
    „ Nein. Du?“
    „ Nein. Nachts um drei bin ich immer allein.“
    Lisa ließ sich kurz diese hochinteressante, um nicht zu sagen verblüffende Aussage durch den Kopf gehen. „Armer schwarzer Kater“, gurrte sie dann, „hat dich keiner lieb?“
    Fabian grinste nicht einmal. „Mich haben unglaublich viele Leute lieb, speziell weiblichstmöglichen Geschlechts, danke der Nachfrage. Aber die übernachten nicht bei mir und ich nicht

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