Halbgeist: Roman
ist keine Geste. Oh, ich habe ein paar edel klingende Entschuldigungen vorgetragen, aber die Wahrheit ist, dass ich da drüben langsam klaustrophobisch geworden bin. Hier habe ich wenigstens Kontrolle über unser Lager und kann so tun, als würde ich irgendetwas leisten.« Er rollte sich auf der Brücke auf die andere Seite und löste dabei Schwingungen aus, die mich auf eine Weise in Mitleidenschaft zogen, die geeignet war, Seekrankheit auszulösen. »Zumindest kann ich diesen Mistkerlen so zeigen, dass sie mir keine Angst machen. Diese seelenlosen, intriganten Programmzeilen. Alles, was diesen Signalketten zeigt, dass ich sie nicht fürchte, ist es wert, getan zu werden.«
»Sie irren sich, wissen Sie? Niemandem ist damit geholfen, dass Sie auf solch eine Weise Ihr Leben riskieren.«
Er schloss die Augen, ergriff mit zu Klauen verkrümmten Händen das Netz, und für den Zeitraum eines Herzschlags wirkte er regelrecht krank. »Nein, vielleicht nicht. Aber es gibt der Illusion Nahrung.«
Ich glitt den Rest des Weges auf ihn zu und hielt erst inne, als wir uns berührten, obwohl dieser kurze Moment des physischen Kontakts mir genauso zuwider war wie unsere erste Begegnung.
Sein Lächeln war so durchschaubar falsch, wie es das Lächeln eines erfahrenen Diplomaten nur sein konnte. Ich wollte verdammt sein, wenn da nicht sogar ein vager Anschein von Mitgefühl in seiner Stimme lag, eine Andeutung väterlichen Verständnisses, das jedem Wort aus seinem Munde eine besondere, ölige Qualität verlieh. »Ich konnte Sie von der ersten Minute an nicht leiden, Counselor, noch bevor ich wusste, was Sie sind. Diese Art, wie selbst die Luft um Sie herum kalt scheint. Niemand kann ohne Grund solch ein Maß an Feindseligkeit mit sich herumschleppen.«
Es wäre viel netter gewesen, hätten wir diese Art der Konversation von gegenüberliegenden Seiten eines Konferenztisches aus betreiben können. Es hier zu tun, in einer verlassenen und regelmäßig von Sabotage betroffenen Hängemattenstadt, in der mich nichts als leerer Raum erwartete, falls er ausrasten und etwas Unvorhersehbares tun sollte, war weit von meiner Definition von vorteilhaften Bedingungen entfernt. »Sie sollten mich zurück in den Hangar begleiten, Sir. Dort haben wir es bequemer.«
»Nein, Sie werden es dort bequemer haben. Mir geht es hier sehr gut.«
Und da wusste ich es. Er wollte mir Angst machen, weil er Angst hatte und mit seiner Angst nicht allein bleiben wollte. Sonderbarerweise respektierte ich diese Tatsache. Das bedeutete, dass seine Diplomateninstinkte immer noch arbeiteten und ihn dazu brachten, zu tun, was er nur konnte, um Chancengleichheit herzustellen.
Ein Mann, der immer noch glaubte, gewinnen zu können, war nicht annähernd so gefährlich wie einer, der jegliche Hoffnung verloren hatte.
Ich krabbelte ein wenig tiefer, um die Distanz zwischen ihm und mir zu vergrößern, und sagte: »Ich habe nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass Sie mit Cynthia Warmuth geschlafen haben.«
Er kicherte und schüttelte bekümmert den Kopf, um sein tiefes Bedauern gegenüber der kleinkarierten Denkweise, mit der er hier konfrontiert wurde, zum Ausdruck zu bringen. »Ist das alles, was Sie herausgefunden haben, Counselor? Dass ich einvernehmlichen Sex mit einer Frau unter meiner Befehlsgewalt hatte? Gilt so etwas wirklich als Verbrechen in diesen Zeiten?«
»Nicht für sich allein betrachtet. Aber wir haben es doch mit einem auffälligen Versäumnis zu tun. Ich bin überzeugt, Sie wissen, wie Mordermittler einen Mann in Ihrer Position nennen, der es unterlässt, seine sexuelle Beziehung zu einem Mordopfer offenzulegen.«
»Wie?«, fragte er.
»Sie nennen ihn den Hauptverdächtigen.«
Seine Brauen zogen sich zusammen. »Erstens: Sie haben nicht gefragt. Zweitens: Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, dass das relevant sein könnte. Drittens, und das ist das Wichtigste: Was zwischen mir und Cynthia war, verdient es kaum, Beziehung genannt zu werden. Wir haben ein paar Mal miteinander geschlafen. Sie hat nichts Besonderes daraus gemacht und ich auch nicht.«
»Es ist schon vorgekommen, dass irgendwelche Leute von unwichtigen Kleinigkeiten regelrecht besessen waren, Mr. Gibb.«
Er gab das Bild eines Mannes ab, der sich mit vollkommenem Irrsinn konfrontiert sah. »Es hat keinen einzigen Punkt gegeben, der eine Besessenheit von Cynthia Warmuth auf logischer oder unlogischer Basis hätte auslösen können. Sie haben gehört, wie sie war. Sie wollte
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