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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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plötzlichen Kontrollverlust spürte, meine Haut das, was den Wind in meinem Gesicht registrierte.
    Ich schluckte Luft und versuchte, mich an die Vorstellung zu gewöhnen. Es war gar nicht so schwer. Ich war schon so viele Jahre so gut wie tot gewesen; ein Teil von mir wollte nichts anderes. Vor mir lag nichts mehr, das mich noch hätte überraschen können, und ich stellte fest, dass es mich gar nicht so sehr kümmerte, das Ende in Form eines tödlichen Sturzes zu erdulden: Das anhaltende Vorgefühl war solch eine Bürde gewesen, dass die Verwirklichung beinahe eine Erleichterung war.
    Und so breitete ich Arme und Beine aus, maximierte die Oberfläche, die ich dem Flugwind entgegenzusetzen hatte, und ließ zu, dass One One One mich endgültig holte.
    Es gab Dinge, die ich bedauerte. Erstens, dass ich Gibb nie erzählt hatte, was ich über die Brachiatoren gelernt hatte. Zweitens, dass ich den KIquellen nie erzählt hatte, was ich über sie gelernt hatte. Drittens, dass ich nie herausgefunden hatte, welch mysteriöse Gabe sie angeblich für mich bereithielten. Viertens, dass ich die Unsichtbaren Dämonen nie mit all dem konfrontiert hatte, was sie meinem Leben zugefügt hatten.
    Fünftens, dass ich es versäumt hatte, mit Bringen Frieden zu schließen. Er hatte auf tausend Arten angedeutet, dass er Frieden wollte, und ich hatte ihn jedes Mal fortgestoßen. Ich musste nicht erst seine Antwort auf meine Botschaft sehen, um zu begreifen, dass ich ihn falsch eingeschätzt hatte. Das wusste ich auch so.
    Sechstens, dass ich mir keinen eigenen Lebensweg gebahnt hatte, statt dem Dip Corps zu gestatten, mir den Weg vorzugeben.
    Siebtens, dass ich mir die Maske des Monsters angeeignet hatte, als das ich gesehen wurde, statt mir zu sagen: Zum Teufel damit, was die Leute glauben, und jemand zu werden, der vielleicht ein wenig Frieden erringen konnte.
    Achtens, dass ich so viele von mir gestoßen hatte, die versucht hatten, Freundschaft mit mir zu schließen. Über die Jahre hatte es eine ganze Reihe von Namen gegeben, die mein Leben gestreift hatten wie bloße Gerüchte: Dejah, Roman, Mikal, zu viele, sie alle zu nennen, Namen von Leuten, die sich selbst dann noch geweigert hatten, mich aufzugeben, nachdem ich selbst mich zum hoffnungslosen Fall erklärt hatte.
    Neuntens, dass ich nicht mehr dazu kommen würde, zu Ende zu bringen, was zwischen mir und den Porrinyards angefangen hatte. Ich wusste bombensicher, was das war, und ich wusste ebenso sicher, dass ich der Sache nicht trauen durfte. Aber das war egal. Es war einfach gottverdammt unfair, gehen zu müssen, ehe ich auch nur die Chance bekam, mir das Ganze genauer anzusehen.
    Zehntens, dass ich meiner Vergangenheit erlaubt hatte, zu meiner Allzweckausrede zu werden. Das hätte nicht passieren dürfen. Alles, wozu das je gedient hatte, war, ein paar Mauern um mich herum zu errichten. Sie hätte mich nicht in dem Maß besiegen können, in dem sie es getan hatte, wäre ich nicht ihr eifriger Kollaborateur gewesen.
    Schließlich und endlich war ich selbst mein schlimmster Unsichtbarer Dämon.
    Aber das war in Ordnung.
    »An.«
    Ich ließ den Punkt hinter mir, an dem Bedauern noch eine Bedeutung gehabt hätte.
    » Drea. «
    Wie Furcht, Sehnsucht, Ehrgeiz und ungelöste Rätsel war auch das nur noch eine pure Verschwendung meiner Zeit.
    »Andrea!«
    Alles, was mir nun noch blieb, war die Art und Weise, in der ich mich der wenigen Zeit stellte, die ich noch zur Verfügung hatte.
    Also schlug ich die Augen auf, begegnete den Wolken, sah sie, wie sie wie Baumwolle unter mir waberten, getrübt von dem stetigen zornigen Donner und immer noch darauf wartend, dass ich mich zu ihnen gesellte. Ich würde die Augen aufhalten, so lange ich nur konnte, würde dem stärker werdenden Gegenwind trotzen, der schon jetzt meine Wangen eindrückte, meine Lippen zu einer Grimasse verzerrte. Nur der Sog des Luftdrucks an meinen Lidern brachte meine Augen zum Tränen. Sonst nichts. Nein.
    »ANDREA!«
    Beinahe glaubte ich, es wäre wieder Lastogne. Aber nein, dieser Schrei ertönte direkt links von mir, drang aus einem verkohlten, zerschlagenen Etwas, das neben mir in die Tiefe fiel. Meinen Kopf zu drehen, um es zu betrachten, verlangte beinahe mehr Kraft, als ich noch aufbieten konnte. Zu glauben, was ich sah, forderte mir noch erheblich mehr Mühe ab: Es war ein Gleiter, der steil abwärtssauste in dem Versuch, sich meiner Geschwindigkeit anzupassen. Die Passagierkabine war auf meiner Höhe, und drin

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