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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Brachiatoren zugleich losgelassen hatten, auf ganzer Länge ihre Spannung, und ich befand mich im freien Fall. Dieses Mal war ich unvorbereitet, und so brüllte ich unterwegs aus Leibeskräften und schrie noch einmal auf, als sich die Leine erneut um meinen Leib spannte.
    Lastogne, der jedes Ächzen und Quieken mit angehört hatte, hatte sich darauf verlegt, wieder und wieder meinen Namen zu brüllen. Ich zählte vier Wiederholungen der Worte »Counselor Cort!«, und jede klang etwas hoffnungsloser als die vorangegangene, ein bisschen überzeugter, dass ich den Kampf aufgegeben hatte.
    Ich brachte kein Wort hervor, bis die Leine ihre elastischen Eigenschaften ausgetobt hatte und ich wieder an ihrem Ende kreiselte. »Ich bin ... hier, Sir. Ein bisschen derangiert, aber vorerst noch lebendig.«
    Er tat seine Erleichterung mit einem Schnauben kund. »Was ist passiert?«
    »Ich habe mir ein paar zusätzliche Minuten erkauft. Aber das ist, fürchte ich, schon alles. Die Brachiatoren sind inzwischen ziemlich sauer auf mich. Und Sie?«
    »Wir haben schon eine Weile nichts mehr von den Porrinyards gehört. Sie antworten nicht. Ich weiß nicht, ob sie tot sind oder nur nicht imstande, sich zu melden. Die KIquellen wiederum waren alles andere als entgegenkommend. Sie haben gesagt, sie hätten ihr Einverständnis, eine menschliche Ansiedlung im Habitat zu dulden, widerrufen und erwarteten von uns, dass wir die Station binnen achtundvierzig Stunden verlassen. Über das Schicksal der Leute, die immer noch dort drin sind, haben sie kein Wort verloren. Wobei wir nach wie vor von vier Personen ausgehen: Sie, Gibb, Oscin und Skye.«
    Diese verdammte Sache, die ich immer wieder tun wollte, aber nicht tun konnte, nagte wieder einmal an mir. Ich umfasste die Leine sicher mit einer Hand, sodass ich die andere lösen und in die schmerzende und inzwischen blutende Handfläche blasen konnte. »Haben Sie da drüben Köpfe gezählt?«
    »Außer diesen vier Personen hat sich niemand abgemeldet.«
    »Vergessen Sie, wer sich abgemeldet hat. Sie können kaum erwarten, dass ein Mörder sich an- und abmeldet wie irgendjemand anderes, der mal kurz rauswill. Versammeln Sie alle Anwesenden zum Appell im Hangar. Das schließt Sie selbst ebenfalls ein. Wenn Sie nicht mindestens drei andere Personen finden, die mir Ihre Anwesenheit im Hangar bestätigen, muss ich davon ausgehen, dass Sie von einem anderen Ort aus mit mir sprechen und selbst der Saboteur sind. Sollten Sie mir nicht binnen fünf Minuten liefern, was ich brauche, so ist die einzig akzeptable Entschuldigung, dass ich tot und folglich nicht mehr in der Lage bin, Ihre Lieferung entgegenzunehmen.«
    Seine Anspannung löste sich ein wenig und wich seinem üblichen schrägen Humor. »Diese Möglichkeit sollten wir nicht außer Acht lassen, Counselor.«
    »Richtig. Aber Sie sollten lieber so agieren, als bestünde sie gar nicht.«
    »Schon dabei«, sagte er.
    Wieder ging ein Ruck durch die Leine.
    Ehe ich aufblickte, war ich überzeugt, ich wüsste genau, was das zu bedeuten hatte. Das mussten die Brachiatoren sein, die einen weiteren Versuch unternahmen, mich nach oben zu ziehen. Ich würde mich einfach festhalten und warten müssen, bis ich wieder in Reichweite war. Ich glaubte nicht, dass ich eine zweite Gelegenheit bekäme, ihre Augen ins Visier zu nehmen, denn sogar Kreaturen, die derartig langsam sind, sollten imstande sein, nach dem ersten Mal etwas dazuzulernen.
    Dann blickte ich auf und erkannte, dass meine Situation deutlich schlimmer war als angenommen.
    Der grauhaarige Brachiator hatte den Versuch aufgegeben, mich hochzuziehen, und attackierte stattdessen die Sicherheitsleine.
    Wenn ich angestrengt lauschte, konnte ich sogar von hier unten ein leises Kratzen hören. Er sägte mit aller verfügbaren Kraft an meinem Haltetau.
    Nachdem ich mich zunächst als Freund und dann als Feind präsentiert hatte, konnte ich ihm das kaum zum Vorwurf machen. In seinen Augen war das, was ich getan hatte, keine Selbstverteidigung. Für ihn war es ein Verrat.
    Zudem könnte man ihm sogar anrechnen, dass er immer noch versuchte, mir zu geben, was ich wollte. Ich hatte ihnen erklärt, ich wolle nichts mit ihnen zu tun haben. Oder mit Leben.
    Es kostete ihn rein gar nichts, mir in diesem Punkt entgegenzukommen.
    Immerhin war ich einigermaßen sicher, solange er nicht herausfand, dass die Leine immun gegenüber seinen Klauen war. Dann allerdings würde er sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen, mich

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