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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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nichts als die Minorität, die immer noch am Leben bleiben will.«
    Ich dachte daran, wie oft ich mich mit der gleichen Art Ambivalenz herumgeschlagen hatte, lächelte ein inniges, geheimnisvolles Lächeln, wandte mich endlich ganz von den Wolken ab und stellte Augenkontakt her.
    Peyrin Lastogne zeigte mir die Zähne. »Wenn das alles stimmt, dann haben beide Seiten ihre Argumente.«
    Für einen Moment standen wir nur an Ort und Stelle, und kein Laut wechselte zwischen uns hin und her, nichts außer dem flatternden Geräusch der wenigen zerfetzten Segeltuchstücke, die den größten Teil der Überreste von Hängemattenstadt ausmachten.
    »Ja«, sagte ich. »Die haben sie. Aber das macht die Entscheidung für den einen oder anderen Herrn nicht weniger einfach.«
    »So?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte ich und wunderte mich über das Fehlen jeglicher erkennbarer Bitternis in meiner Stimme. »Denn solange sie existieren, sind wir anderen - ob es nun Menschen sind, Brachiatoren, Riirgaaner, Catarkhaner, Vlhani oder irgendein anderes empfindungsfähiges, intelligentes Leben, das imstande ist zu gehen, fliegen oder kriechen - nie mehr als ihr Besitz, den sie benutzen, manipulieren und opfern können, wie es ihnen gerade gefällt. Soweit es mich betrifft, sind suizidale Absichten ihrerseits schon allein deswegen eine gute Sache. Und die Dinge ein wenig voranzutreiben, bis der Tag gekommen ist, von dem an wir uns nie wieder den Kopf über sie zerbrechen müssen, sieht mir nach einem mehr als ehrbaren Weg für den Rest meines Lebens aus.« Ich sah zu, wie ein Drache in der Tiefe aus den Wolken aufstieg, und sagte abschließend: »Und deswegen möchte ich, dass Sie zur Schnittstelle gehen und ihnen sagen, dass ich mein Leben der Aufgabe widmen werde, dafür zu sorgen, dass sie bekommen, was sie wollen.«
    Lastogne schien nur mäßig überrascht zu sein. »Tatsächlich, Counselor? Warum ich?«
    »Weil Sie für sie arbeiten«, sagte ich.
    Er verlagerte seine Position, eine rein zufällige Bewegung, die nicht mehr Unbehagen, physisch, moralisch oder sonstwie, andeutete, als er es in den langen Minuten gezeigt hatte, in denen er meine Worte ohne Unterbrechung über sich hatte ergehen lassen. »Wie kommen Sie darauf, Counselor?«
    »Durch Sie«, erklärte ich. »Durch Dinge, die Sie gesagt haben. Sie sagten, es sei Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass keiner von unseren Leuten je irgendetwas Bedeutendes bewerkstelligt. Oder: Wir sind alle nur Besitz, Counselor. Die Frage ist nur, wem man sich verkauft. Das und ein Dutzend anderer Bemerkungen, die alle leicht mit zungenfertigem Zynismus verwechselt werden konnten, bis ich sie im Kontext betrachtet habe und erkennen musste, dass sie geradezu marktschreierisch darauf verwiesen, wem tatsächlich Ihre Loyalität gilt. Dann das Fehlen eines verifizierbaren Lebenslaufs. Die Art, in der jegliche Nachforschungen hinsichtlich Ihrer Identität von weit oben niedergeschmettert wurden, was sowohl Gibb als auch mich, wenn auch nur für eine Weile, zu dem falschen Schluss führte, dass Sie eine Art Dip-Corps-Superspion sein mussten, zu geheim, um in irgendwelchen offiziellen Datensätzen aufzutauchen. Selbst unsere Vorgesetzten waren davon überzeugt. Das ist geradezu komisch. Niemand wusste irgendetwas, aber jeder hat darin lediglich einen Beweis für die Hypothese gesehen. Die andere Erklärung, die lautet, dass Sie gar nicht im Auftrag menschlicher Wesen agieren, ist niemandem in den Sinn gekommen.«
    Lastogne ließ ein breites, zahnreiches Lächeln aufblitzen, dem nichts von der Verbissenheit anhaftete, das üblicherweise noch seine vergnügteste Miene beherrschte. »Oh, Counselor, wie kommen Sie nur auf solche Ideen.«
    »Sie streiten es nicht ab«, stellte ich fest.
    »Ich muss das nicht abstreiten. Das ist die Art von Beschuldigung, die sich weder bestreiten noch bestätigen lässt. Es mag wahr sein, es mag unwahr sein, aber niemand kann je das eine oder andere beweisen. Und was macht es schon, sollte es wahr sein? Wie Sie bereits sagten, wir gehören ihnen so oder so.«
    »Ich gehöre ihnen nicht«, widersprach ich. »Ich beabsichtige lediglich aufgrund der Tatsache, dass unsere Interessen übereinstimmen, mein Versprechen zu halten. Ich werde eine Möglichkeit finden, sie zu zerstören, aber nicht, weil sie es wünschen, sondern weil es mir passt. Und, wie ich bereits sagte, ich möchte, dass Sie zur Schnittstelle gehen und ihnen sagen, sie können ihre Lebenserwartung von nun an in

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