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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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mich eilends zurück. Ich erreichte die Außenluke des Transporters gerade rechtzeitig, um die Hände zu sehen, die sich um Gibbs Hals schlossen.

15
    FESTNAHMEN
    Ich hörte den Kampf, ehe ich ihn gewahrte.
    Ein Paar wütende Stimmen, eine männlich, eine weiblich, die sich in der Art von Streiterei verloren hatten, in der es längst nicht mehr darauf ankam, sich selbst Gehör zu verschaffen, sondern nur noch darauf, dass der andere übertönt wurde. Beide Beteiligten hatten die Grenze, die lautes Schimpfen von ohrenbetäubendem Gebrüll schied, schon lange hinter sich gelassen. Ihre Stimmen waren bis zur Unverständlichkeit verzerrt, die Worte nichts weiter als Eruptionen konzentrierten Zorns.
    Ich erkannte keine der Stimmen, sie waren durch die Lautstärke nicht auszumachen. Aber kurz bevor meine Augen dem Lärm bis zur Störquelle folgten, war ich imstande, einigen anderen Beteiligten Gesichter zuzuweisen. Ich hörte Oskar Levine entrüstet fluchen, Cif Negelein schrie irgendwas, das ich nicht verstehen konnte, und Robin Fish forderte lautstark, jemand möge dazwischengehen.
    Dann sah ich das Gedränge auf der anderen Seite des Hangars und vernahm das unverkennbare Geräusch einer Handfläche, die klatschend auf ein Gesicht prallte.
    Im nächsten Moment ging ein halbes Dutzend Leute zu Boden, während zwei rasende Gestalten durch die Reihe der Zuschauer pflügten. Ein paar stolperten einfach zurück, andere gingen auf die Knie, aber zwei, die die ganze Wucht des Aufpralls abbekommen hatten, stürzten hart auf das Deck.
    Ich rannte los, als die beiden Kämpfer sich gerade zu den beiden unglückseligen Schaulustigen auf den Boden gesellten.
    Li-Tsan Crin war oben gelandet. Zornig und hasserfüllt kreischend rammte sie ihre Knie in Stuart Gibbs Unterleib. Dann legte sie die Hände um seinen Hals und presste beide Daumen an die empfindliche Stelle, die den Adamsapfel von der Luftröhre trennt. Gibb packte ihre Handgelenke, versuchte zunächst, ihren Würgegriff aufzubrechen, und bohrte dann, als ihm das nicht gelang, die Fingernägel in ihre Sehnen, getrieben von einem Instinkt, der ihn nötigte, ihr seine Ermordung so schmerzhaft wie möglich zu machen.
    Ehe ich beide erreichen konnte, hatten Negelein und Lassiter Li-Tsans linken Arm gepackt, und zwei andere Leute, die ich nicht zuordnen konnte, hielten ihren rechten Arm fest. Mit gemeinsamer Anstrengung schafften sie es gerade, Li-Tsan und Gibb zusammen vom Boden anzuheben wie ein miteinander verschmolzenes Bündel reinsten Hasses. Doch das kombinierte Gewicht war zu groß, und Li-Tsan nutzte diesen Vorteil und schleuderte Gibbs Kopf erneut auf den harten Boden.
    Neben Negelein, Lassiter und den beiden, die immer noch Li-Tsans Arme festzuhalten versuchten, krochen zwei weitere Dienstverpflichtete - eine Frau, mit der ich mich nur kurz unterhalten hatte, und ein Mann, der mir noch gar nicht begegnet war - auf allen vieren an die Kontrahenten heran, um Li-Tsans Daumen von Gibbs Kehle zu lösen.
    Die Frau schrie: »Zwing mich nicht, dir die Finger zu brechen, Li!«
    Li-Tsan brüllte irgendetwas derart Zusammenhangloses, dass ich nur ein einziges Wort identifizieren konnte: »Bastard!«
    Das Krachen brechender Knochen und das übelkeiterregende Aufkeuchen der Umstehenden lieferten sich einen Wettbewerb um den Titel für das scheußlichste Geräusch.
    Die beiden Dienstverpflichteten, die für Li-Tsans gebrochene Daumen verantwortlich waren, halfen nun den anderen, sie von Gibb wegzuzerren. Sie bezeichnete alle zusammen als Bastarde und schleimfressende Scheißhaufen und legte ihre ganze Kraft in einen einzigen, die Schwerkraft missachtenden zweibeinigen Tritt, der doch außer Luft nichts traf.
    Gibb, trotz seiner nun wieder freien Luftröhre purpurrot, stieß eine Frau von sich, die ihm zu Hilfe geeilt war, und stemmte sich mühsam auf die Beine. Seine Zähne schimmerten rosa, und auf seinen Lippen lag der Glanz von frischem Blut.
    »Ich bringe dich um!«, kreischte Li-Tsan. Ihr Zorn überwältigte fast die Menge, die versuchte, sie im Zaum zu halten.
    Eine Frau mit rasiertem Schädel umklammerte Li-Tsans Beine und wurde für ihre Mühe sogleich mit einem Freiflug nebst einem zerschlagenen Kinn belohnt. Zwei andere krochen geduckt heran, wickelten sich um ihre Beine und hielten sie mit ihrem Gewicht am Boden.
    Inzwischen waren acht Leute damit beschäftigt, Li-Tsan festzuhalten, drei an jedem Arm und zwei, die sich wie Koalabären an einen Baumstamm an ihre Beine

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