Halbgeist: Roman
Kabinen, die gerade groß genug waren, Klappbetten, Schallwascheinrichtungen und schmale Regale aufzunehmen. Alle vier standen offen, aber nur eine schien bewohnt zu sein. Das Bett war ausgeklappt. Auf dem Bett lag eine zusammengefaltete Decke. Wer immer hier wohnte, hatte einen Holoschriftzug installiert, der eher bestürzend als schlau war: VERLOREN VERLOREN VERLOREN AUF ONE ONE ONE. Ein Beutel mit persönlichen Gegenständen lag auf einer Ablage. Ich nahm mir die Freiheit, ihn zu inspizieren, und entdeckte eine Namensplakette, die das Bündel als Eigentum von Robin Fish auswies.
Die beengten, unbequemen Quartiere der Passagiere, die nicht in den Interschlaf geschickt wurden, erklärten deutlich genug, warum die Höhenängstlichen es vorzogen, Schlafkuben in der relativen Weite des äußeren Hangars aufzubauen. Wären sie auf das Schiff beschränkt, würden sie sich fühlen wie Strafgefangene.
Eine offene Luke am hinteren Ende des Kommandostands offenbarte lediglich eine grüne Wand auf der anderen Seite eines weiteren schmalen Korridors, zweifellos der Weg zu Frachtraum, Schiffssystemen, den Echtwasserduschen, die Lastogne erwähnt hatte, und den Interschlafkrypten. Wach oder schlafend, das war nicht gerade das, was sich irgendjemand unter komfortablen Reisebedingungen vorgestellt hätte; andererseits hatte ich nur ein- oder zweimal in meinem Leben eine wirklich komfortable Reise erlebt und festgestellt, dass sie mich auch nicht schneller ans Ziel bringen konnte, mich jedoch dazu zwang, mich mit der Art von Leuten abzugeben, die sich eine solche Reise leisten konnten.
Wir setzten uns auf die Drehstühle. Skye legte den linken Arm auf der Konsole ab und neigte den Kopf, bis ihre Schläfe auf dem Zeigefinger ruhte. Ihr Lächeln war ungezwungen, aber auf eine stille Art und Weise ärgerlich. »Schießen Sie los.«
»Ich wollte mit Ihnen über das reden, was Sie getan haben.«
Sie wedelte mit der freien Hand. »Nicht nötig.«
»Ich fürchte doch.«
»Hm. Es geht nicht darum, dass Sie mir danken wollen, richtig?«
»Richtig. Ich hoffe, dazu komme ich früher oder später noch, aber im Augenblick kann ich mir das nicht leisten. An dieser Sache heute Nacht hängt zu viel dran, das einer Erklärung bedarf.«
Ihr vages Lächeln blieb, aber sie löste den Kopf von ihrem Zeigefinger und ließ die Hand in den Schoß fallen, wo sie sich in einer uncharakteristisch prüden Haltung zu der anderen gesellte. »Ich bin nicht beleidigt, Counselor. Sie müssen Ihren Job erledigen. Was möchten Sie wissen?«
»Wie kommt es, dass Sie die Einzigen waren, die mich gesehen haben?«
»Die Einzige«, korrigierte sie ohne eine Spur der Ungeduld angesichts meiner Weigerung, diesen einen bedeutsamen Punkt zu achten. »Es war dunkel.«
»So dunkel war es nicht. Hängemattenstadt ist bei Nacht gut beleuchtet.«
»Ja, das ist wahr. Aber wenn die Sonnen erst ausgeschaltet und alle von ihren jeweiligen Flügen zurückgekehrt sind, gibt es keinen Grund mehr, auf den Beinen zu sein. Die Leute neigen dazu, es sich bequem zu machen, allein oder mit Freunden. Der Verkehr zwischen Zelten kommt weitgehend zum Erliegen.«
Ich dachte an den Brachiatorenbegriff für Menschen. »Eine Geisterstadt.«
Der Vergleich amüsierte sie. »Eine Halbgeisterstadt jedenfalls.«
So ernst die Angelegenheit auch war, ich grinste ebenfalls, zwang mich jedoch sogleich, damit aufzuhören. »Aber das hat Sie nicht daran gehindert, gerade noch rechtzeitig aufzutauchen.«
Nun musterte sie mich mit einem Blick, der mir mehr als nur dreist erschien. Er sah wissend aus. »Mir scheint, das war ganz praktisch. Oder wollen Sie sich darüber beklagen?«
»Nein. Aber ehe wir diesen Punkt hinter uns lassen, muss ich die Möglichkeit ausschließen können, dass der ganze Vorfall nur inszeniert worden ist, um Ihnen mein Vertrauen zu sichern.«
Sie hörte nicht auf zu lächeln, wirkte nur für einen Moment geistesabwesend. »Ist Ihnen aufgefallen, wie nahe Oscin dran war, uns beide fallen zu lassen?«
»Ich weiß aber auch, wie mühelos Sie mich zunächst einmal aufgefangen haben.«
»Das war alles andere als mühelos, Counselor. In dem Moment, in dem ich beschlossen habe, Ihnen zu Hilfe zu kommen und Sie lebendig zurückzuholen, war das keineswegs eine sichere Angelegenheit. Untrainierte Leute in solch einer Situation aufzufangen ist niemals eine sichere Angelegenheit. Man kann nie wissen, wie die Person reagiert. Sie greifen zu, wenn sie einfach nur locker bleiben
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