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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Männerfreundschaft, nicht wahr, Kumpel?«
    Ray verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Ich war mir ganz sicher, dass seine Nacht mit Danny alles andere als angenehm gewesen war. Für einen Cop dürfte kaum etwas schlimmer sein, als in Geiselhaft zu geraten. Jeder Cop lernte es in der Ausbildung, und danach lehrte es ihn die Straße: Die Chancen, eine Geiselnahme lebend zu überstehen, waren gering bis nicht existent. Ray war ein erfahrener Cop, also wusste er das sehr genau. »Sehr witzig, Danny«, meinte ich. »Trotzdem musst du nicht unnötig auf dem Gefangenen herumhacken.«
    »Na, du weißt doch: Humor ist das Markenzeichen eines jeden brillanten Verstands.« Er tippte sich gegen die Stirn und bleckte die Zähne zu einem breiten Grinsen. »Ohne Humor wäre das Leben eine Abfolge endlos monotoner Tage, die wir zu durchleiden hätten.«
    Abgesehen davon, dass Danny der rudeleigene Spaßvogel war, sah er auch noch umwerfend gut aus. Hohe Wangenknochen, energisches Kinn, braune Locken, die ihm bisweilen äußerst attraktiv über die blau-grünen Augen fielen, reizvoll genug, dass es einen förmlich in den Fingern juckte, sie ihm aus der Stirn zu streichen. Dazu noch der Körperbau eines Profi-Sportlers; die für jede normale Frau unwiderstehliche Mischung war perfekt. Nur gut, dass ich einen Typ Mann bevorzugte, der kantiger und ungeschliffener war als der hübsche Danny.
    Sehr viel kantiger.
    Rourke war alles, was ich noch im Kopf hatte, wenn ich an Männer dachte. Sein durchtrainierter Körper, die strammen Muskeln, die pechschwarzen Tattoos, das honigblonde Haar, und der perfekte Drei-Tage-Bart, der seinem kantigen Kinn noch mehr Kontur verlieh. Meine Wölfin knurrte, ein kehliger, sehnsüchtiger Laut. Ich weiß, ich weiß. Aber wir müssen achtgeben, sonst meint Danny noch, unsere Duftmarke aus Pheromonen sei für ihn bestimmt. Also halt schön den Deckel drauf, ja?
    Ich riss mich zusammen, was mich einige Mühe kostete, und blickte den anderen Wolf im Raum an.
    Ich war ihm nie zuvor begegnet. Er stand neben Ray, der momentan gut vertäut auf einem Klappstuhl saß. Dankenswerterweise war der gestern Abend aus meiner Strumpfhose improvisierte Knebel verschwunden. Dafür hinderte ihn jetzt etwas am Sprechen, das aussah wie ein weißes Geschirrhandtuch. Vielleicht war es an der Zeit, professionelleres Handwerkszeug zur Durchführung von Verhören anzuschaffen. Haushaltsgegenstände wirkten deplatziert und dem Ernst der Lage so gar nicht angemessen.»Hallo, ich bin Jessica.« Ich streckte dem unbekannten Wolf die Hand entgegen.
    Ich las Reserviertheit in seinen Augen, und er zögerte prompt. Aber dann nahm er doch meine Hand und schüttelte sie. Den Wölfen meine Wenigkeit als freundlich und ihnen wohlgesonnen zu verkaufen, war eine wichtige Schlacht in dem von jahrelanger Furcht beherrschten Krieg gegen mich.
    »Tom Bailey«, stellte er sich vor und ließ meine Hand wieder los.
    »Schön, dich kennenzulernen, Tom. Aber wenn’s dir nichts ausmacht, hätte ich gern, dass du draußen wartest.«
    Er warf Danny einen Blick zu. Als der kurz nickte, verließ er den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Einer von deinen Jungs?«, fragte ich Danny, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war.
    »Ja, einer meiner besten. Absolut vertrauenswürdig.«
    »Er hat mich angestarrt, als wäre ich eine Außerirdische mit zwei Köpfen.«
    »Außerirdisch? Ach was, er wird deine überirdische Schönheit bewundert haben, sonst nichts. Du siehst übrigens hinreißend aus, wie immer.« Unbekümmert ließ Danny seinen Blick vom Kopf bis zu den Zehen und zurück über mich schweifen, als plauschten wir beide hier ungezwungen und stünden nicht kurz davor, ein fühlendes, denkendes menschliches Wesen zu töten. »Deine Figur ist wie geschaffen für enge Jeans. Du siehst darin zum Niederknien aus.«
    Ich unterdrückte das Lächeln, das mir das Kompliment aufs Gesicht zaubern wollte. Stattdessen richtete ich mein ganzes Augenmerk auf meine augenblickliche Sorge Nummer eins, Raymond Hart. »Okay, Ray, es wird Zeit, Klartext zu reden.« Ich nahm mir einen weiteren Klappstuhl und stellte ihn, die Rückenlehne voran, direkt vor Ray auf. Rittlings ließ ich mich auf dem nicht sonderlich bequemen Stuhl nieder. »Es sieht so aus, alshättest du endlich die Lösung gefunden, nach der du seit Jahren gesucht hast: Warum ich flüchtige Verbrecher so schnell aufspüren kann, warum ich so schnell laufen kann und warum ich der Cop mit den besten

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