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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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zusammenzwirbeln und inständig hoffen, er hielte, bis alles vorbei wäre.
    In weniger als sieben Minuten war ich zurück im Wohnzimmer.
    Tyler stand an der Wohnungstür und wartete auf mich.
    »Wo ist dein Zeug?«, fragte ich.
    »Schon im Auto.«
    »Welches Auto nehmen wir denn?« Ich schlang mir den breiten Riemen der Reisetasche über die Schulter. »Oh, und für den Fall, dass ich vergessen haben sollte, es zu erwähnen: Ray wird uns begleiten.«
    »Ray?« Tylers Gesichtsausdruck war ein einziges dickes Fragezeichen. »Du meinst doch nicht etwa den Cop, oder doch?« Er sah mich an und begriff. »Also echt jetzt, Jess! Wir können doch nicht jemanden wie den, ausgerechnet den, mitnehmen! Er wird uns ständig im Weg sein, ganz sicher, und darüber hinaus ist er auch noch ein echtes Arschloch. Warum um alles in der Welt willst du dir und uns das antun?«
    Er hatte ja so recht! Aber anstatt ihm gleich zu antworten, griff ich um ihn herum nach dem Türknauf und öffnete die Wohnungstür. »Ich finde, ich habe einen guten Grund dafür: Ich weigere mich strikt, ihn umzubringen, nur weil er herausgefunden hat, wer wir sind. Er sollte zumindest die Chance bekommen, sich mit der Realität vertraut zu machen. Da es darauf hinauslief, dass er entweder mitkommen müsste oder umgebracht würde, habe ich mich für Ersteres entschieden.«
    »Mir fallen aus dem Stegreif gleich zwanzig gute Gründe ein, ihn besser umzubringen«, brummte Tyler hinter mir.
    »Ich möchte wetten, du kämst in weniger als einer Minute auf bestimmt hundert Gründe. Aber das spielt keine Rolle. Ich habemich entschieden, und damit Schluss.« Ich trat in den Flur hinaus. »Machst du bitte noch das Licht aus, ja?«
    »Die Höhe deiner Stromrechnung darfst du wirklich als die geringste deiner Sorgen ansehen.«
    »Ich bin eben umweltbewusst, kapiert?«
    »Du hast echt einen Hummer gemietet?« Das geländegängige, gepanzerte Fahrzeug, das am Ende des Parkplatzes vor meinem Haus stand, war nicht nur ein monströses und martialisches Gefährt, sondern auch noch kanariengelb.
    »Was passt dir denn daran nicht?«, knurrte Tyler.
    »Was könnte das wohl sein? Lass mal überlegen   … ah ja: beispielsweise die Farbe, um mit dem Offensichtlichsten zu beginnen. Und wie wäre es damit: Das Ding ist ein echtes Trumm von einer Karre und fällt auf wie ein bunter Hund. Warum hast du nicht gleich das Batmobil genommen? Bruce Waynes Liebling ist sicher das einzige Auto in der Geschichte, dass noch auffälliger ist als dieses quietschgelbe Monstrum da drüben.«
    Danny tauchte hinter Tyler auf und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Siehst du, habe ich dir doch gleich gesagt! Gelb ist in der Damenwelt nicht angesagt, springt einem zu sehr ins Auge. Frauen mögen Schwarz und dezente Sandtöne.«
    Unbeeindruckt von jeglicher Kritik legte Tyler die Hand auf die Motorhaube. »Nur zu deiner Information: Ich habe den Hummer nicht gemietet, sondern gekauft. Ich hab diesen Typen aufgetan, der zwei Stunden Fahrt von hier entfernt alte Armeefahrzeuge straßentauglich macht. Dieser Hummer war verfügbar, und ich war nicht in der Position, wählerisch zu sein. Das ist ein fahrbarer Untersatz von beeindruckender Geländegängigkeit und vom Hof weg einsatzbereit. Also habe ich den Mann bezahlt, bin eingestiegen und losgefahren.« Tyler hob eine Augenbraue, während er mich fixierte. Trotz der abendlichen Dunkelheit hatte ich keineSchwierigkeiten, das zu erkennen. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass wir uns heimlich, still und leise würden bewegen müssen. Ich hatte vielmehr den Eindruck, ein geräumiges, leistungsstarkes Fahrzeug brächte uns am ehesten an das gewünschte Ziel.«
    »Ein bisschen von beidem wäre nett gewesen«, erwiderte ich. »Ein unverdächtiger Jeep Cherokee hätte zum Beispiel ganz und gar ausgereicht. Mit dem Ding auf Amerikas Straßen herumzukurven? Da können wir uns ja gleich eine Zielscheibe auf die Stirn malen! In Anbetracht dessen, was uns seit Neuestem an Informationen vorliegt, wird ja wohl schon sehr bald die gesamte übernatürliche Gemeinschaft reges Interesse an meinem Verbleib anmelden. Und wir liefern denen ein echtes Signalfeuer, dem sie bloß zu folgen brauchen!« Am liebsten hätte ich gegen die Riesenreifen des Monsterwagens getreten, so frustriert war ich. Mein ganzes Gefühlsleben spielte verrückt, und sofort wuchs mir ein zarter Fellflaum auf den Armen.
    »Jess, reg dich jetzt erst mal wieder ab«, sagte mein Bruder in ruhigem Ton.

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