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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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nächsten Minuten.«
    »Was?« , entfuhr es mir entsetzt. Jetzt schloss ich mich Naomi an, ebenfalls kriechend, weil das die einfachste Art war, zu Danny zu gelangen. »Dein Bruder hat mir etwas anderes erzählt. Er hat gesagt, die Wunden würden eitern, aber nicht, dass unmittelbar Lebensgefahr für Danny besteht, also so eine Er-stirbt-in-den-nächsten-Minuten-Lebensgefahr.«
    »Mein Bruder ist ein dummer Kerl«, murmelte sie, kaum hörbar, aber was zu hören war, klang eindeutig genervt. »Es ging ihm nur darum, mich zu retten. Um deinen Wolffreund hat er sich keine Gedanken gemacht. Komm, hilf mir, ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Mach bitte genau, was ich dir sage. Ich zeige dir, was zu tun ist.« Bedächtiger in den Bewegungen als jemand, der unverletzt war, stemmte sie sich auf die Knie und steckte die Hand in die Vordertasche ihrer Jeans. Von der Hose war nicht viel übrig geblieben. Offenkundig kein guter Tag für Jeans. »Du musst ihm das hier in den Körper stoßen.« Sie fischte etwas aus der Jeans, das sie sorgsam in der geschlossenen Faust hütete. Als sie die Faust öffnete, erkannte ich auf Naomis Handfläche ein schmales, scharlachrotes Stofftäschchen. Es war vorn mit einer Klappe geschlossen und mit Goldfäden bestickt. Mit der Verschlussklappe schützte sie ihre Finger, zog ein kleines Kreuz heraus und legte es auf das Täschchen. Es zeugte von großer Handwerkskunst: Miteinander verschlungene Symbole von bemerkenswerter Detailfülle und Winzigkeit waren in das Metall ziseliert. Dieses Kreuz anzufertigen musste Jahre gebraucht haben und Vergrößerungsgläser mit einer Wahnsinnsauflösung. »Ist das Silber?«, fragte ich.
    » Oui, c’est cela. Ganz recht. Es ist mit einem Zauber belegt. Es wird das Gift in seinem Blut neutralisieren und auch alles andere, das ihm die Heilungskräfte nimmt.«
    »Aber Silber kann Wölfe töten«, sagte ich und schlug einen neutralen, aber entschiedenen Tonfall an. »Ganz sicher ist das Letzte, was ich tue, etwas aus Silber in Dannys Körper zu stoßen. Gelangt es in sein Herz, könnte das aufhören zu schlagen. Das können wir nicht riskieren. Er ist viel zu schwach dafür.« Tylers Argwohn den Vampiren gegenüber meldete sich jetzt auch bei mir. Schon machte ich Anstalten, Naomi das Kreuz aus der Hand zu schlagen.
    Was, wenn die Vampire von Anfang an vorgehabt hatten, uns umzubringen, und ich, was sie anging, falsch gelegen hatte? Was, wenn alles nur ein Trick gewesen war, um an mein Blut zu kommen?
    »Non« , zischte Naomi. »Das Kreuz besitzt besondere Eigenschaften; nur dafür wurde es gemacht. Das Silber wird nur mit Blut reagieren, um die ihm innewohnende Gefahr zu bannen. Es greift aber nicht den Körper an. Tu, bitte, was ich dir sage. Uns läuft die Zeit davon! Du bist stärker, als ich es derzeit bin. Du musst ihm das Kreuz tief ins Fleisch treiben. Mach schon, vite, vite! « Auffordernd hielt sie mir das Kreuz hin.
    Da war etwas in ihrem Gesichtsausdruck und dem drängenden Ton, das mich aufhorchen ließ. Gerade eben erst hatte ich ihr das Leben gerettet. Sie würde doch sicher nicht diese Schuld mir gegenüber begleichen wollen, indem sie meinen Freund tötete, oder? Widerwillig nahm ich das Kreuz an mich, sorgsam darauf bedacht, es in seiner Stoffhülle eingeschlagen zu lassen und nichtdirekt damit in Berührung zu kommen. Silber war ein Metall, das Magie sehr gut leitete. Magie aber war das, was uns, unser Wesen als Übernatürliche, ausmachte. Ich würde mich daran verbrennen, sollte ich das Silberkreuz berühren.
    Ich beugte mich über Danny und rüttelte ihn an der Schulter. Vielleicht stimmte es ja nicht, und er lag gar nicht im Sterben. Dann bräuchte ich dieses verflixte Silberkreuz gar nicht erst einzusetzen. »Danny, Danny, komm schon, wach auf!«
    Er stöhnte und murmelte unzusammenhängendes Zeug. Er verzog die aufgerissenen, blutigen Lippen vor Schmerz.
    »Stoß es in Nähe des Herzens in seine Brust. Such dir dafür eine der tieferen Bisswunden«, drängte Naomi. »Du musst sofort handeln.«
    »In Nähe des Herzens? Machst du Witze?« Alles in mir sperrte sich dagegen, das zu tun. Ich bekam langsam Panik. »Schau doch, er wacht auf. Vielleicht steht es gar nicht so schlimm um ihn, wie du glaubst. Vielleicht reichen seine Selbstheilungskräfte ja doch aus. Eamon könnte unrecht haben.«
    »Willst du, dass dein Freund am Leben bleibt, oder nicht?«, fauchte Naomi erbittert. »Du verschwendest nur kostbare Zeit, hör auf damit!«
    Ich hob

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