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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Zähne in mein Handgelenk. Mühelos durchbohrten deren Spitzen das zarteFleisch und trafen auf Knochen. »Holla!«, brüllte ich auf. Mit der anderen Hand, die das Messer umklammert hielt, drückte ich den Arm hinunter in der nicht unberechtigten Sorge, ich könnte mich dem Drang ergeben, ihn einfach wegzuziehen, wenn Naomi mir weiterhin derart heftig das Blut aussaugte. In meinem Kopf heulte meine Wölfin. Alles okay. Wir nehmen ihr den Arm ja gleich weg, einen Moment noch.
    »Jessica«, sagte Danny und drehte den Kopf ein klein wenig in meine Richtung; seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. »Ich möchte dir unbedingt noch sagen, dass ich dich immer mehr gemocht habe als alle anderen.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er sich an einem Lächeln. »Du besitzt etwas in hohem Maße, das uns Wölfen völlig fehlt. Mitgefühl. Bitte vergiss das nie.«
    »Danny«, sagte ich bekümmert, »eines weiß ich ganz bestimmt: Mehr als alles andere hast du immer Trockenfleisch gemocht. Ich sag’s dir jetzt ein für alle Mal: Ich bekomme das hier hin. Versprich mir, dass du so lange durchhältst. Wir finden einen Weg, alles wieder ins Lot zu bringen, sobald ich hier fertig bin.«
    Während Naomi mein Blut trank, fragte ich mich, wie viel denn eigentlich genug wäre. Ich ließ einen kritischen Blick über ihr Gesicht und ihren Körper wandern. Ihre Haut sah schon ein bisschen besser aus, so, als ob sie sich gerade überlege , wieder zu heilen und zusammenzuwachsen.
    »Ahh!« Unerwarteterweise riss sie die Augen auf und zog ihre Reißzähne aus meinem Handgelenk. Ich war ehrlich überrascht. Sie blinzelte zweimal und richtete, als ich mich über sie beugte, den Blick auf mich. »Was tust du da?«, verlangte sie in anklagendem Ton zu wissen. Mein Blut rann ihr aus den Mundwinkeln; ihre Augen waren weit aufgerissen, der Blick wirr, und die Augenfarbe wechselte ständig zwischen quecksilbrig und samtschwarz hin und her.
    »Ähm.« Ich hockte mich auf die Fersen und umfasste meinverletztes Handgelenk fest mit der gesunden Hand, um den Blutfluss zu stillen. Fast sofort hörte die Wunde auf zu bluten. »Wir waren überzeugt, du würdest sterben. Also habe ich dir mein Blut gegeben. Ich war darüber hinaus auch überzeugt, du würdest nicht von selbst aufhören, mich auszusaugen. Die Überraschung ist dir echt gelungen.«
    Langsam setzte Naomi sich auf. Ganz im Dracula-Stil hob sie ihren Oberkörper mit schnurgeradem Rücken aus der Hüfte heraus empor. Schaurig. Immer noch verunzierten sie die tiefen Bisswunden der geflügelten Teufel. Aber ihr Gesicht heilte bereits in enormem Tempo. »Was hast du gesagt?«, fragte sie. Ihr Blick war immer noch unstet und gespenstisch.
    »Ich habe gesagt, dass ich dir mein Blut gegeben habe.«
    »Aber warum?«
    »Das habe ich auch schon gesagt: Du wärst sonst gestorben. Das Gift hätte dich umgebracht. Ich wusste nicht, was ich sonst noch hätte tun können. Eamon meinte, mit meinem Blut könnte es uns gelingen, dich zu retten. Du bräuchtest das Blut eines anderen Unsterblichen, ansonsten gebe es keine Hoffnung mehr für dich.«
    Bestürzt blickte sie an sich herunter; ihre Augen nahmen wieder die normale haselnussbraune Farbe an. »Was ist mit mir passiert? Ich erinnere mich nicht.« Sie hielt die Arme ausgestreckt vor sich und nahm mit raschem Blick all die vielen Verletzungen auf. Vor Abscheu verzog sie den Mund; ein Gesichtsausdruck, den ich gut von ihrem Bruder kannte, aber noch nie bei ihr gesehen hatte.
    »Du bist von geflügelten Teufeln aus der Unterwelt angegriffen worden, Cozmos oder so ähnlich heißen die. Wie es aussieht, sind ihre Bisse giftig, und das Gift verhindert bei Übernatürlichen die Wundheilung. Du erinnerst dich echt an nichts, gar nichts? Wow, das Gift hat es ja wirklich in sich!«
    Naomi blickte sich um und bemerkte erst jetzt Danny, der Gottsei Dank mittlerweile bewusstlos in ihrer Nähe lag. »Rasch! Wir müssen ihn aufwecken.« Sie setzte sich in Bewegung. Auf Händen und Knien kroch sie auf ihn zu; ihre Stimme zitterte.
    »He, mach mal halblang! Wovon redest du da? Du bist doch selbst gerade erst wieder zur Besinnung gekommen. Du musst dich ausruhen, die Wunden heilen lassen.« Ich griff nach ihrem Arm, um sie von weiteren kräftezehrenden Aktionen abzuhalten.
    Sie schüttelte meinen Arm ab. »Non, non« , murmelte sie auf Französisch. »Du verstehst nicht. Wenn wir das Gift nicht augenblicklich aus seinem Körper bekommen, stirbt er in den

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