Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
Vom Netzwerk:
in unseren Streit.
    Mit Augen schmal wie Schlitze funkelte ich die beiden an. »Mir ist vollkommen egal, was die Königin erwartet oder nicht oder sonst wer, wenn wir schon mal dabei sind. Wenn ich Naomis Leben retten kann, tue ich das. Sie hat uns ihre Loyalität im Zuge dieser Reise bereits bewiesen. Und Danny war bereit, ihr sein Blut zu geben, selbst in dem schlimmen Zustand, in dem er sich befindet.« Ich zeigte auf seinen geschundenen, blutenden Körper. »Ich hingegen habe keinen Grund, es nicht zu versuchen.« Augenblicklich krempelte ich den Ärmel meines Langarmshirts hoch, um meinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Ich fixierte meinen Bruder. In meinen wie seinen Augen funkelte es gefährlich; wir beide knurrten. »Geh doch, wenn du’s nicht erträgst. Aber ich habe nicht vor, herumzustehen und zuzuschauen, wie sie stirbt, nicht, wenn ich die Chance habe, sie zu retten. Und danach rette ich Danny, selbst wenn das bedeutet, auch ihm mein Blut geben zu müssen. Hast du verstanden? Keiner der beiden stirbt hier, wenn ich das verhindern kann!« Meine Worte wurden von einer ganzen Woge aus Stärke und Macht getragen, einfach so. Ich hatte es nicht gewollt, mich nicht extra bemüht, mit Nachdruck und Autorität zu sprechen. Meine Wölfin fiel mit ein, unterstrich das Gesagte mit einem grimmigen Grollen aus tiefster Kehle.
    Unbeabsichtigt fuhr Tyler einen Schritt zurück, die Augenbrauen finster zusammengezogen, so frustriert und wütend war er. »Wenn du glaubst, ich bleibe hier und schaue zu, wie du dich für einen Vampir opferst, hast du dich echt geschnitten!« Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte in den Wald. Weit würde er sich nicht entfernen, das wusste ich. Niemals würde er Danny über einen längeren Zeitraum allein lassen.
    Kaum war er fort, rutschte ich auf den Knien hinüber zu Naomi. Himmel, sie war wirklich am Ende. Ich schluckte. »Okay, was muss ich tun?«, wandte ich mich an Eamon. Der Vampir war offenkundig ebenso vom Donner gerührt wie Tyler, dass ich das tatsächlich durchzuziehen gedachte. »Eamon, hallo-o!« Ich schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht. »Lass uns loslegen. Was muss ich tun?«
    Ich konnte förmlich sehen, wie sich Eamon zusammenriss. »Leg die Innenseite deines Handgelenks an ihre Lippen. Ich weiß nicht, ob das Gift ihre Sinne bereits abgetötet hat oder nicht. Aber sobald die ersten Blutstropfen auf ihre Lippen fallen und sie dein Blut schmecken kann, wird sie zubeißen und von sich aus trinken. Wenn du das Gefühl hast, sie hätte genug getrunken, musst du ihr dein Handgelenk entziehen. Sie wird nicht von selbst aufhören. Wenn du dein Handgelenk nicht wegziehst, saugt sie dich vollkommen aus.«
    Tja   … hmm.
    Ich hatte ein Wurfmesser am Gürtel. Jetzt zog ich es aus der Scheide und zielte mit der scharfen Spitze auf mein Handgelenk. Meine Wölfin fletschte die Zähne und knurrte, wie um mich zu warnen. Für einen Moment zögerte ich. Was? Du willst kein Leben retten, obwohl wir es könnten? Gerade eben noch hast du hinter mir gestanden. Zweimal schnappte sie in die Luft und zeigte mir ein Bild von Wölfen, nichts als Wölfen, die uns umgaben. Ein Leben ist ein Leben, selbst wenn es ein untotes ist. Naomi wurde von ihrer Königin gezwungen, uns zu helfen. Sie hat nicht verdient, auf derart schreckliche Weise zu sterben, und es interessiert mich nicht, dass sie nicht von unserer Art ist. Meine Wölfin reckte die Schnauze hoch, senkte den Kopf dann wieder und setzte sich. Schicksalsergeben.
    Ganz langsam stieß ich den Atem aus, den ich, ohne es gemerkt zu haben, angehalten hatte. Dann zog ich die Messerklinge quer über mein Handgelenk. Blut quoll aus dem oberflächlichen Schnitt. Lange aber würde es nicht fließen. Also musste ich schnell sein.
    Ich hielt das blutende Handgelenk an Naomis zerfetzte Lippen. Blutstropfen fielen darauf, fanden als kleine Rinnsale den Weg in ihren Mund. Einen Augenblick lang geschah nichts, dann regte Naomi sich, stöhnte leise.
    Eamon atmete hörbar aus und ein, während er zusah, wie das Blut in den Mund seiner Schwester rann. Vampire müssen nicht atmen. Sie brauchen die Luft nur zum Reden. »Ich muss jetzt fort.« Rasch stand er auf. »Danke   … dafür, dass du ihr hilfst. Es ist eine Schuld dir gegenüber, die wir eines Tages abtragen werden, so wie unsere Gesetze, beschlossen von unserer Königin, es gebieten.« Kaum gesagt, erhob er sich pfeilschnell in die Lüfte.
    Genau in diesem Moment schlug Naomi ihre

Weitere Kostenlose Bücher