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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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nimmer hatte Ray etwas von der Prophezeiung gehört. Er konnte auch nicht wissen, welche Fähigkeiten ein Übernatürlicher haben oder nicht haben durfte.
    Sein Mund war mit einem Mal nicht mehr als eine dünne Linie. »Ich weiß es, weil ich Augen im Kopf habe und denke wie ein Cop. Du hast mir schon bei der Polizei ›ich bin anders‹ entgegengebrüllt, und hier und jetzt ist es genau das Gleiche«, sagte er. Er klang unglaublich selbstgefällig. »Du passt hier nicht rein.«
    »Ich bin eine Übernatürliche wie alle anderen auch.«
    »Blödsinn.«
    Mit hochgezogener Augenbraue blickte ich ihn an.
    »Du hast das Vampirmädchen geheilt, richtig? Dann hast du im Hirn dieses Steinmonsters herumgefummelt, damit es uns in Ruhe lässt, statt uns zu Staub zu zermalmen. Du warst es auch, die herausgefunden hat, warum die niedlichen Fledermaus-Racker in den Wald konnten, obwohl das für sie eigentlich eine verbotene Zone hätte sein müssen. Der Idiot von einem Vampir hat sich eine geschlagene Stunde daran versucht, ohne Erfolg. Zu guter Letzt hast du die gesamte geflügelte Höllenbrut mit deinem Blut erledigt. In meinen Augen sieht das so aus: Du hockst ganz oben an der Spitze der Nahrungskette.«
    »Weißt du was? Er hat recht«, sagte Naomi. Sie kam aus dem Waldstück genau vor mir und bewegte sich fast lautlos auf uns zu. »Dein Blut ist complètement anders als alles Blut, das ich bisher kennengelernt habe. Ich habe ein Gutteil Menschenblut und Blut von Übernatürlichen mit sehr viel Macht herausgeschmeckt. Aber eigentlich spielt das keine Rolle. Denn kein anderer Übernatürlicher hätte die geflügelten Teufel mit seinem Blut zu töten vermocht, wie du es getan hast. Voilà , du hast eine Gabe, die dich von uns anderen unterscheidet.«
    »Tja«, meinte ich und musste mich erst einmal räuspern. Was die beiden vorgebracht hatten, ließ sich nicht so einfach entkräften. Denn es entsprach nun einmal den Tatsachen. Aber die Prophezeiung mit einem Menschen und einem Vampir zu diskutieren, stand auch nicht zur Debatte. »Augenscheinlich besitze ich gewisse Fähigkeiten. Aber ich bin erst seit kurzer Zeit eine Übernatürliche, gerade seit ein paar Wochen. Ich bin immer noch damit beschäftigt, herauszufinden, was das alles für mich bedeutet, was   … sich geändert hat. Ich weiß noch nicht, was meinebesondere Gabe ist. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit spielt mein Blut dabei eine wichtige Rolle.«
    Naomi setzte schon an, etwas zu entgegnen, als ein lautes Schrillen ertönte. Das Satellitentelefon, das oben auf einem Baumstumpf lag, verlangte unsere Aufmerksamkeit.
    »Das geht so, seit du wieder zurück über die Grenze bist; pünktlich zu jeder Stunde bimmelt das Ding«, teilte Ray mir mit.
    Ich wusste sofort, warum. Beziehungsweise, wer dran sein würde. Ich ging zu dem Baumstumpf hinüber und nahm das Gespräch entgegen. »Ich bin’s«, meldete ich mich.
    »Jessica.« Mein Vater stieß einen tiefen Seufzer aus, so erleichtert war er. »Den Göttern sei Dank bist du endlich aufgewacht. Tyler hat mich auf dem Laufenden gehalten. Bist du wieder ganz hergestellt?«
    Ich hob den Arm und begutachtete noch einmal meinen Handrücken. »Sieht so aus. Aber keine Ahnung, wie lange das so bleibt. Hat Tyler ausführlich berichtet?« Mein Vater wusste offenkundig von den geflügelten Teufeln. Aber ihm zu erklären, dass ich einen Vampir mit meinem Blut genährt und geheilt hatte, stand auf der Liste der Dinge, die ich gern tun würde, mit Sicherheit nicht besonders weit oben. Wenn Tyler nichts davon erwähnt haben sollte, würde ich diese Geschichte gern noch etwas ruhen lassen.
    »Tyler hat mir von dem Felsengeist und den Camazotz erzählt. Von Letzteren weiß ich zugegebenermaßen nicht viel außer dass sie in unserer Welt nichts zu suchen haben. Mit dem ganzen Rattenschwanz hinten dran: dass nur ein Dämonen-Lord mächtig genug ist, um sie hierher zu bringen. Dass das nichts Gutes für deine Suche bedeutet. Im Gegenteil: Schlimmer könnten die Bedingungen wohl kaum noch werden.«
    Ich zögerte mit der Antwort und hielt stattdessen den Atem an. Oh, wie gut kannte ich diesen Tonfall! Ich ahnte schon, was jetzt kommen würde.
    »Jessica, wenn Selene einen Pakt mit der Unterwelt geschlossenhat, ist die Sache zu groß, als dass du sie allein handhaben könntest. In ein paar Tagen habe ich erledigt, wozu ich hergekommen bin. Wir lassen die Splittergruppe erst einmal Splittergruppe sein, und ich ziehe so viele Wölfe zusammen

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