Halbmondnacht
in der Leitung. »Das ist die einzige Möglichkeit. Nur so könnt ihr Erfolg haben. Ich werde sofort wissen, wenn es passiert ist. Dannys und Tylers Bindung an mich wird abbrechen. Wir sprechen das nächste Mal miteinander, wenn das erledigt ist.«
»Aber ich glaube immer noch nicht …«
Die Leitung war tot.
Ich hatte keine Ahnung, ob mein Vater aufgelegt hatte oder die Verbindung einfach so zusammengebrochen war.
»Dad?«, versuchte ich es noch einmal.
Nichts, die Leitung war und blieb tot.
KAPITEL VIERZEHN
I ch ließ meine Frustration an dem unschuldigen Telefon aus und pfefferte es auf den Boden. Genau in diesem Augenblick erreichten Danny und Tyler, beladen mit Vorräten, unseren äußerst provisorischen Lagerplatz. Mein Vater hatte gewusst, dass er, wäre er in der Leitung geblieben, wahrscheinlich meine ganze Kooperationsbereitschaft aufs Spiel gesetzt hätte. Ich hätte ihm seine Idee mit dem zeitweiligen Alpha-Wechsel schon noch ausgeredet. Also hatte er mir keine Gelegenheit dazu gelassen. So wollte er es. Wenn ich ihn jetzt zurückriefe, würde er das Gespräch sicher erst gar nicht annehmen.
Mist! Meine Wölfin knurrte und zeigte mir uns als Alpha. Das ist nicht sonderlich hilfreich, verdammt! Wir sind kein Alpha. Ich fühle mich nicht als Alpha. Sie rief mir das Bild von der Schatulle in Erinnerung und wie wir vor Energie geglüht hatten. Ich erinnere mich. Und ich hab’s verstanden. Schließlich habe ich es gespürt. Sie kläffte und zeigte mir das erste Bild noch einmal. Ich schaute genauer hin, und da sah ich es. Sie zeigte mir keinen Alpha. Es war etwas anderes. Emotional ahnte ich, was sie mir damit verdeutlichen wollte, konnte es aber rational nicht erfassen. Ich bekam keine Gelegenheit mehr, mich näher mit ihr und dem Bild zu beschäftigen. Tyler kam auf mich zugerannt.
Er nahm mich bei den Schultern. »Bin ich froh, dass du endlich wieder wach bist! Echt, das war voll der Wahnsinn. Und gleichzeitig war es so schräg, dass du mich zu Tode erschreckt hast. Lass das in Zukunft lieber, ja? Dich in Gefahr zu sehen, ist, als würde man zuschauen, wie jemand einen Welpen ertränkt.«
Ich musterte ihn forschend, brachte aber kein Wort heraus. Er würde mit Dads Entscheidung nicht glücklich sein, und ich wollte unsere gute Beziehung zueinander nicht aufs Spiel setzen. Ich liebte meinen Bruder.
»Was ist los?« Sein Blick ruhte auf mir, und Tyler las in meinem Gesicht wie in einem offenen Buch. Dann sah er auch noch das Telefon im Dreck liegen. »Du hast mit Dad gesprochen?« Er ließ meine Schultern los. Als ich nicht antwortete, fragte er mich über unsere Gedankenverbindung: Was ist los? Geht es dir nicht gut? Haben sich Komplikationen eingestellt, wegen des Gifts, meine ich? Ist es immer noch in dir? Die Biester hingen überall an dir. Ich war nicht sicher, ob du es schaffen würdest, obwohl du das ja so steif und fest behauptet hast.
Mir geht’s gut. Es geht nicht um das Gift. Aber es gibt tatsächlich ein Problem. Ich wollte nicht länger drum herumreden. Nicht in dieser Sache. Hier ging es um Dinge von großer Wichtigkeit. Ich räusperte mich und sprach jetzt auf normalem Wege mit Danny und Tyler: »Also, es scheint, dass unseren Vater die Parteinahme der Unterwelt in dieser Sache beunruhigt. Setzen wir unseren Weg fort, bekommen wir seinen Segen nur unter einer ganz bestimmten Bedingung, die wir auf seinen Befehl hin zu erfüllen haben.«
»Und die lautet?«, fragte Danny. »Ich bin sofort bereit, mit den anderen die Vorhut für dich zu machen. Sollten wir wieder auf Dämonen stoßen, wovon mit Sicherheit auszugehen ist, treffen wir dann zuerst auf sie. Selbst wenn wir das nicht überleben, haben wir dir wenigstens den Weg freigemacht, und du kommst besser voran.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, darum geht es nicht.«
»Jetzt spuck’s schon aus«, sagte Tyler und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Mach’s nicht so spannend.«
»Ähm, anscheinend …«, ich räusperte mich erneut; ich hatte einen Kloß im Hals von der Größe einer Grapefruit, »… ist Dadbesonders … daran gelegen, dass ihr euch wieder wandeln könnt. Ihr sollt eure ganze Kraft und Stärke nutzen können. Er meint, das wäre nötig, wenn wir gegen Selene und die Unterwelt im Doppelpack in die Schlacht ziehen.«
»Das leuchtet mir ein«, meinte Tyler sofort. »Aber wie bewerkstelligen wir das? Wir sind eingeschworene Selektivhelfer. An diesen Eid sind wir gebunden. Wir dürfen uns
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