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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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mag ich mich nicht. Weg ist schließlich weg. Meine Wölfin bellte zustimmend und versorgte mich mit dem nächsten Adrenalinstoß. Es kostet uns zu viel Kraft. Ich bin richtig fertig, vor allem nach dem Kampf mit dem Mahrac. Ich fühle mich, als könnte ich eine ganze Woche am Stück schlafen. In meinem Geist legte sich nun auch meine Wölfin hin. Sie schien genauso müde zu sein wie ich. Wann haben wir das letzte Mal geschlafen?
    »Jess, wach auf! Dir fallen die Augen zu«, schrie Tyler. »Du musst nur noch ein bisschen näher kommen. Es ist fast vorbei.« Ich hörte, dass er sich bewegte. »Scheiß drauf, ich komm jetzt und hole dich.«
    »Nein«, murmelte ich und riss die Augen wieder auf. Ich tat ein paar Schritte. »Ich schaff das schon. Ich bin nur ganz schön müde. Ich möchte nicht, dass dir was passiert und du verletzt wi…« Dass ich vornüberkippte, war der Schreckschuss, der mich wieder hellwach machte, alle Sinne auf Achtung. Aber ehe ich auf dem Boden aufschlagen konnte, fühlte ich mich aufgefangen und hochgehoben.
    »Hab dich.« Tyler grinste auf mich hinunter, seine Grübchenmeinten es dieses Mal wirklich ernst. »Alles vorbei, Jess. Die verdammten Biester sind tot, allesamt.«
    »Gut«, meinte ich, »dann können wir ja jetzt weiter.« Ich lehnte den Kopf an die Schulter meines Bruders, und mir wurde schwarz vor Augen.
    Ich schrak aus dem Schlaf hoch, tastete meinen Körper ab, noch ehe ich ganz wach war. »Wie   … wa…?« Ich schnellte hoch, stand da und blickte mich, bereits in voller Alarmbereitschaft, um. Keine Gefahr zu sehen. Alles war ruhig, nichts tat sich. Es dämmerte, die Sonne war schon untergegangen, Nachtschwärze eroberte bereits den Himmel. Mein Blick blieb schließlich an dem einzigen menschlichen Wesen weit und breit hängen. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    Ray saß auf der Kühlbox aus Metall und starrte mich an. »Ich dachte schon, du wärst vielleicht doch tot«, erwiderte er. »Obwohl sie mir immer wieder versichert haben, dass du lebst. Ich habe ihnen nicht geglaubt. Du hast den ganzen Tag über nicht mit einem einzigen Muskel gezuckt. Du warst bestimmt fünfzehn Stunden weg.«
    »Mein Körper muss auf Heilung umgestellt haben«, meinte ich. Wenigstens nahm ich an, das war der Grund dafür, dass es mich derart umgehauen hatte. Bewusstlos, herrje! »Ich habe alles an Energie gebraucht, um wieder ganz hergestellt zu werden.« Nicht einmal geträumt hatte ich.
    Ich sah an mir herunter und kontrollierte, ob wirklich alle Wunden verheilt waren. Ich wollte sicher sein, dass ich nicht nur einem ganz üblen Scherz zum Opfer fiel, Ray und ich unseren netten kleinen Plausch gerade in der Hölle führten und ich es nur noch nicht kapiert hatte. Ich hob meine Hände, betrachtete sie und bewegte die Finger. Ganz blass konnte man überall rote Bissmale auf der Haut erkennen. Der Rest von mir steckte dankenswerterweise in Kleidung, dem dritten Outfit seit unserem Aufbruch. Wieder elastanhaltig, welch ein Segen. Und sicher eine kluge Wahl. Ich blickte mich erneut um. »Wo sind die denn alle?« Danny und Tyler ließen mich sicher nicht unbewacht allein, außer wir wurden erneut angegriffen und sie hatten keine andere Wahl. »Ist der Mahrac wieder da?« Ich klopfte mir den Waldboden von der Kleidung und ging ein paar Schritte in Richtung Waldrand.
    »Nö«, meinte Ray. »Die Wolfjungs sind runter zum Hummer gelaufen, um noch mehr Vorräte zu holen. Sie meinten, die Vampire wären innerhalb der nächsten Minuten hier. Schließlich ist die Sonne ja schon untergegangen. Wir werden wohl noch eine Weile hierbleiben müssen. Hängt anscheinend davon ab, was die Blutsauger so zu berichten haben.« Er schwieg einen Moment. »Was genau bist du eigentlich, Hannon?« In seinem Tonfall schwang wie ein schwaches Echo immer noch Skepsis und Misstrauen mit. Aber ansonsten klang er resigniert, ein Tonfall, den ich bei ihm bisher noch nie gehört hatte. »Du bist nicht wie sie. Wenn Übernatürliche wie Werwölfe und Vampire in deiner Welt die Norm sind, dann passt du jedenfalls nicht in diese Welt hinein. Gar nicht.«
    Ein paar Schritte genügten, und ich stand vor ihm, die Arme vor der Brust verschränkt. »Woher willst denn ausgerechnet du das wissen, Ray? Du kannst dir nicht einmal annähernd vorstellen, was es da draußen alles gibt, das nicht in deine Welt passt. Du weißt erst seit gerade einmal drei Tagen von uns. Eigentlich sollten wir alle gleich erschreckend auf dich wirken.« Nie und

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