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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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»…   gelobe ich bei meiner Ehre und meinem Glauben. Mögen meine Worte uns für alle Ewigkeit untrennbar aneinanderbinden.« Dann zog sie ihr magisches Kreuz hervor und schnitt sich damit quer über die Handfläche. Es zischte, als das Silber die Wundränder ausbrannte. Ein Rinnsal aus Blutstropfen floss über ihre Hand hinab bis zum Handgelenk.
    »Naomi, Himmel noch eins, steh auf!«, sprudelte ich heraus. »Es ist nicht nötig, den Schwur mit Blut zu besiegeln. Ich glaube auch so, dass du aufrichtig zu mir bist. Mehr Beweise für deine Vertrauenswürdigkeit brauche ich nicht.«
    »Blut zu vergießen ist die Art der Vampire«, erklärte Naomi und erhob sich. »Ich habe dir aus freien Stücken einen Ehreneid geleistet. Das ist ein Eid, der mich stärker an mein Wort bindet als alle anderen. Wenn er ohne Zwang geschworen wird, ist er am mächtigsten. Damit, dass ich mein Blut vergossen habe, habe ich dir Gefolgschaft gelobt. Wenn du ein Vampir wärest, hättest du es getrunken, um mir zu zeigen, dass du mich in dein Gefolge aufnimmst.« Sie lächelte. »Aber du musst es nicht tun, und ich erwarte es auch nicht von dir. In meiner Welt würdest du mir damit als Gegenleistung deinen Schutz versprechen. Aber auf dieses Recht verzichte ich. Denn du bist kein Vampir und solltest nichtauf diese Weise an mich gebunden sein. Ich möchte nie zur Bürde für dich werden.«
    Ich holte tief Luft und straffte die Schultern. »Naomi.« Mir wollte nicht gleich einfallen, was ich erwidern könnte. Sie hatte sich mir gerade verpflichtet, wie sie es einst auch ihrer Vampirkönigin gegenüber getan hatte. »Ich nehme dein Treueversprechen an.« Wieder zögerte ich, weil ich erst nach den richtigen Worten suchen musste. »Ich nehme es an, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun könnte. Denn was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nicht rückgängig machen. Aber ich mache mir Sorgen wegen deines Bruders. Er würde mein Blut nie trinken – nicht, dass ich es ihm anbieten würde! Aber was hält ihn jetzt noch davon ab, uns an eure Vampirkönigin«, sprich: an ihre Ex-Königin, »zu verraten? Er könnte uns beide in eine gefährliche Lage bringen. Es könnte der Funke zu einem Krieg zwischen unseren Gemeinden sein. Aber ich kann mein Rudel nicht meiner eigenen Unvernunft und Unwissenheit wegen einen Krieg beginnen lassen. Ich hätte besser aufpassen müssen. Leider hatte und habe ich keine Ahnung, wozu ich fähig bin.« Doch hätte ich Naomi wirklich sterben lassen, wenn ich um die Folgen gewusst hätte? Eine Antwort auf diese Frage blieb ich mir selbst schuldig. Und es stimmte ja: Ich konnte sowieso nicht mehr rückgängig machen, was geschehen war.
    In Zukunft würde ich meine Entscheidungen sehr viel sorgfältiger abwägen müssen.
    »Mein Bruder verrät mich nicht. Augenblicklich ist er sehr wütend auf mich. Aber das verwandtschaftliche Band zwischen uns ist stärker als seine Bindung an unsere Königin. Die Zeit, die wir bei Selene verbracht haben, hat bei uns beiden tiefe Wunden hinterlassen. Nach einer Weile wird er einlenken.« Ein, zwei Sekunden verstrichen, in denen sie schwieg. Dann neigte sie den Kopf und fuhr mit neugierigem Blick fort: »Eines ist mir jetzt ganz klar: Du hast noch nicht verstanden, wie groß die Machtist, die dir zur Verfügung steht. Du hast in der kurzen Zeit, die ich an deiner Seite verbracht habe, bewiesen, dass du eine gute Anführerin bist. Du bist anständig, gerecht und großzügig und es wert, dass man dir folgt. Ich bin über fünfhundert Jahre alt. Ich trage meine Gefolgschaft niemandem leichten Herzens oder ohne nachzudenken an. Du bist eine der mächtigsten Übernatürlichen, die je auf dieser Welt wandelten. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube an dich, und zwar weil ich der Auffassung bin, dass die Seite, auf die du dich stellst, gewinnen wird.«
    »Gewinnen? Was denn?« Ich gab mir Mühe, nicht so überrascht zu wirken, wie ich war. Dass es funktioniert hatte, bezweifelte ich allerdings.
    »Den Krieg, naturellement .«
    »Welchen Krieg? Ich habe doch gerade eben erst gesagt, ich wolle keinen Krieg mit deinen Leuten.« Meine Stimme wurde heiser und kratzig, ein erstes Anzeichen dafür, dass ich mich bereits wandelte. Ich war viel zu aufgewühlt, um die Wandlung aufzuhalten. Meine Wölfin war derselben Ansicht. Sie jaulte und knurrte, so frustriert war sie.
    »Ich rede nicht von einem Krieg gegen die Vampire. In den letzten hundert Jahren sind die übernatürlichen Gemeinden immer

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