Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
Vom Netzwerk:
ich hätte tun können, außer meinen Weg zu gehen, so gut ich eben dazu imstande war. Um mein kleines, normales Leben zu trauern,fehlte mir die Zeit. Ich musste meinen Gefährten befreien und eine Göttin töten.
    Ich erhob mich und klopfte mir den Dreck vom Hintern. »Naomi«, verkündete ich und begegnete ihrem Blick, »ich nehme deine Gefolgschaft an. Aber ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Im Gegenzug verspreche ich dir meinen Schutz, ebenso freiwillig wie du mir Treue gelobt hast. Deine Königin wird herausfinden, dass du ihr von der Fahne gegangen und zu mir übergelaufen bist. Das wird bei Hofe einschlagen wie eine Bombe. Wir müssen uns dringend zusammensetzen und einen Plan machen, wie wir am geschicktesten mit der Situation umgehen. Uns wird sicher etwas einfallen, sobald wir wieder zurück sind; irgendeine plausible Geschichte, bei der es nicht nötig sein wird, mein Blut auch nur zu erwähnen. Schließlich habe ich deiner Königin gegenüber ein Versprechen einzulösen, und dafür bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Sie wird herausfinden, dass mein Blut zu mehr in der Lage ist, als sie geglaubt hat. Besonders gefährlich wird das, sollte sie es ausgerechnet dann, wenn ich bei Hofe bin, herausfinden. Dann wird sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um mich umzubringen. Oder mich auszusaugen. Beides passt mir verständlicherweise nicht sonderlich in den Kram.«
    Ein Lächeln umspielte Naomis Lippen. »Diesen Kampf verliert die Königin.« Kaum merklich wurden ihre Gesichtszüge unmenschlicher.
    »Wenn die Vampirkönigin es noch vor meiner Ankunft bei Hofe erfährt, sind wir sogar in noch größerer Gefahr. Dein Bruder wird zu einem echten Problem.« Mit den Augen suchte ich den Himmel ab. Eamon war nirgends zu sehen. Aber ich war sicher, dass er uns nah genug war, um uns zu belauschen. Er wollte alles wissen; was er nicht wollte, war, hinzunehmen, was gerade passierte. »Wie können wir ihn dazu bringen, mit uns zusammenzuarbeiten?« Mir eine Strategie auszudenken, die Eamon überzeugen konnte, bei uns mitzumachen, ohne dabei zu viel preiszugeben, verursachte mir Kopfschmerzen. »Aus freien Stücken wird er das sicher nie tun. Darauf würde ich sogar wetten. Schließlich reagiert er ganz schön angepisst auf mich.«
    »Die Sache mit meinem Bruder regle ich schon«, versprach Naomi energisch. »Das ist meine geringste Sorge. Denn so schnell wendet er sich nicht gegen mich. Unsere verwandtschaftlichen Bande haben über all die vielen Jahre gehalten; sie werden es auch weiterhin tun. Er weiß ganz genau, dass er mein Todesurteil unterschreibt, wenn er auch nur Andeutungen über unser Geheimnis fallen lässt.«
    »Und wenn er es trotzdem tut?«
    Naomis Gesichtszüge verhärteten sich; es wirkte schaurig-schön, so, als habe sie sich eine Maske aus Elfenbein aufgesetzt. »Dann sorge ich dafür, dass auch über ihn das Todesurteil gesprochen wird.«
    Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Du könntest so leicht und schnell deinen eigenen Bruder töten?«
    »Non« , widersprach Naomi. »Aber ich kenne einen Weg, einen Vampir außer Gefecht zu setzen. Er könnte keinen Finger rühren, nicht, bis ich den Bann über ihn wieder lösen würde.« Sie schwieg einen Moment, ehe sie fortfuhr: »Und das täte ich erst lange, nachdem unsere Seite gewonnen hat.«

KAPITEL SECHZEHN
    W ir schafften es hinunter in die Schlucht, ohne von weiteren Überraschungen Selenes aufgehalten zu werden. Am Grund der Schlucht teilte, genau wie die Vampire berichtet hatten, ein breiter Strom das Land. Selenes Festung befand sich diesem Bericht zufolge hoch oben in einer Steilwand, die vom gegenüberliegenden Ufer hinauf in den Himmel ragte. Mein Blick flog zur Mitte des Flusses, wo es plötzlich zu blubbern begann. »Da ist etwas im Wasser«, schrie ich. »Zurück mit euch allen!«
    Naomi flog gen Himmel, während ich mich zu meinem Bruder umwandte. »Lass uns nach einer Stelle suchen, wo wir durch den Fluss kommen, ehe das, was sich da ankündigt, die Wasseroberfläche durchbricht.«
    Tyler schüttelte den Kopf. »Nein, wir sollten besser warten, bis es aufgetaucht ist. Nur so erfahren wir, womit wir es zu tun bekommen. Es könnte eine von diesen verdammten Sirenen sein oder ein Schlangenwesen mit zehn Armen. Bevor wir das herausgefunden haben, können wir nicht riskieren, den Fluss zu überqueren.«
    »Nö, so nicht. Wenn das Ding erst raus aus dem Wasser ist, wird es sehr viel schwieriger zu besiegen sein.

Weitere Kostenlose Bücher