Hale 1 Piraten der Liebe
sich Cathy lustig aber Martha war viel zu glücklich über die Lebhaftigkeit des Mädchens, um jetzt einen Streit anzufangen.
Als Cathy fertig war, kletterte sie aus der Wanne und wurde in ein gewärmtes Handtuch eingewickelt. Martha trocknete sie gründlich ab und zog Cathy dann ein wunderhübsches, rosafarbenes Nachthemd über den Kopf. Nachts in der privaten Abgeschlossenheit ihres Schlafzimmers konnte Cathy noch Farben tragen. Es war die einzige Gelegenheit, und Cathy nützte sie weidlich aus. Ihr Nachthemd war mit Kilometern von Spitzen und Schleifen verziert; es war beinahe frivol weiblich. Als ihre Haare gebürstet und für die Nacht zu zwei langen Zöpfen geflochten waren, fühlte sich Cathy beinahe wieder attraktiv.
Martha bettete sie auf die großen, weichen Kissen und wickelte sie sorgfältig in die Bettdecken. Cathy ließ sich geduldig die Zuwendungen der Frau gefallen. Trotz allem, was mit ihr geschehen war, bestand Martha weiterhin darauf, sie wie ein Kind zu verwöhnen. Aber ihre Zuneigung war echt, und Cathy genoß sie außerordentlich.
Als Martha gegangen war, nachdem sie noch die Kerze ausgeblasen hatte, war der Raum nur durch die leichte Glut im Kamin erleuchtet. Sie warf merkwürdige, hüpfende Schatten durch den Raum. Cathy betrachtete sie eine Weile fasziniert und schlief dann ein.
Sie hatte keine Ahnung, was sie aufgeweckt haben konnte. Das Knallen der brennenden Holzstücke vielleicht oder das traurige Bellen irgendeines Hundes. In ihren schläfrigen Augen erschien ihr der Raum fremd, fast, als sei er nicht wirklich. Die Schatten des Feuers waren länger und beinahe ein wenig finster. Cathys Augen weiteten sich plötzlich, als sie sah, daß sich einer der Schatten auf sie zu bewegte. Endlich begriff sie, daß es kein Schatten war - es war ein Mann! Seine hohe Gestalt hob sich gegen den Schein des sterbenden Feuers ab, als er sich ihrem Bett näherte. Cathy öffnete voller Schrecken den Mund, um zu schreien, brachte aber nur einen unterdrückten Laut hervor. Sofort war der Mann über ihr und erstickte mit seiner Hand jeden weiteren Schrei.
Cathy fing instinktiv an zu kämpfen und zu treten. Sie biß kraftvoll in die Hand, die ihren Mund bedeckte. Der Mann stöhnte und riß seine Hand weg, aber bevor Cathy noch Atem für einen nächsten Schrei holen konnte, hatte er ein Bettuch zwischen ihre trockenen Lippen geschoben.
O Gott! Was hatte er nur mit ihr vor? Erst fesselte er ihre Hände vor ihrem Bauch mit einem Stoffstreifen, den er von einem Laken abgerissen hatte. Dann zog er die Bettdecke von ihrem Körper und zog sie in eine aufrechte Position. Sie stand jetzt zitternd vor Angst vor ihm. Er zündete ein Streichholz an und entflammte die Kerze. Cathys Augen weiteten sich, als er ihr sein Gesicht zuwandte. Es war Jon! Ihr Herz stolperte vor Dankbarkeit. Nach dieser langen Zeit war er zu ihr zurückgekommen! Dann runzelte sie verwundert ihre Stirn. Warum hatte er sie nur gefesselt? Er mußte doch wissen, daß sie sich freute, ihn wiederzusehen. Er war schließlich immer noch ihr Ehemann!
Cathy sah ihn jetzt genauer an und hörte vor Überraschung einen Moment lang auf zu atmen. Seine anziehenden Gesichtszüge waren fast völlig von einem dichten Bart bedeckt. Seine Haut war so gelb, als sei er krank, und er war so mager, als sei er kurz vorm Verhungern. Jetzt stieg Cathy auch der Geruch seines ungewaschenen Körpers in die Nase, und sie zog ein angeekeltes Gesicht. Jon sah ihre Reaktion und verzog seinen Mund sehr langsam zu einem Lächeln. Dieses Lächeln sah schrecklich aus.
Jon sah aus, als ob er sie hassen würde - vielleicht sogar, als ob er sie töten würde! Vielleicht hatte er sich irgendwo an einem Fieber angesteckt und war jetzt nicht bei Sinnen. Das würde auch seine abstoßende Erscheinung erklären.
Jon machte für seinen Teil ebenfalls eine gründliche Inspektion. Seine Augen wanderten langsam über ihr Gesicht und fingen an zu glühen. Sein Blick ging an ihrem Hals hinunter, über ihre Brust und gefror dann auf ihrem Bauch. Er starrte die große Wölbung mit einem Schrecken an, als habe er eine Greueltat vor sich. Der Griff um ihren Nacken wurde so hart, daß sie glaubte, er müsse brechen.
»Mein Gott!« rief er aus. Die Muskulatur unter seinem Kiefer arbeitete wild. Er schien mit Mühe irgendeinen furchtbaren Affekt unter Kontrolle zu halten. Cathy erzitterte, als sie seine Kraft spürte. Jon fühlte ihr Zittern, und dieses beängstigende Lächeln kehrte in sein
Weitere Kostenlose Bücher