Hale 1 Piraten der Liebe
Gesicht zurück.
»Du hast allen Grund, mich zu fürchten, Weib.« Die Art, wie er das letzte Wort ausgesprochen hatte, berührte Cathy seltsam. War es möglich, daß er gekommen war, um sich dafür zu rächen, daß sie ihn zu dieser ungewollten Heirat gezwungen hatte? Auf der >Margarita< hätte er doch so frei wie ein Vogel sein können. Er war nicht einmal gezwungen gewesen, auf die Bindung zwischen ihnen irgendeine Rücksicht zu nehmen.
»Auf dieses Treffen habe ich seit Monaten gewartet, Weib. Genaugenommen habe ich darauf seit dem Tag, an dem wir uns das letzte Mal sahen, gewartet«, sagte er weich, und seine Augen schienen sie förmlich aufzuspießen. Cathy schreckte instinktiv zurück, und sein Lachen ließ ihr jetzt das Blut in den Adern gefrieren. »Du denkst, du hast mich geschlagen, nicht wahr? Nun, das ist teilweise richtig. Aber nicht einmal die Kreatur, die du aus mir gemacht hast, ist dazu fähig, ihr eigenes Kind umzubringen. Also habe ich beschlossen, dich mit mir zu nehmen, und du wirst bis nach der Geburt des Kindes bei mir bleiben. Dann, Weib, kannst du was erleben. Du wirst leiden, bis...«
Die Worte waren so bedrohlich, daß Cathys Augen jetzt wirklich voller Schrecken waren. Sie war davon überzeugt, daß er verrückt geworden sein mußte.
»Wo ist dein Mantel?« fragte er leise und sah sich suchend in dem Raum um. Er erspähte den Schrank und zog sie hinter sich her. Sie stolperte, aber sie hatte zu große Angst, um sich zu wehren. Es war besser, seine mörderische Wut nicht weiter zu entflammen.
Er riß die Schranktür auf und hielt beim Anblick der Trauerkleider einen Moment lang inne. Sie hörte, wie er scharf die Luft einzog.
»Das zerstreut meine letzten Zweifel«, murmelte er erschüttert und faßte ihre Handgelenke so hart an, daß sie zu Boden gesunken wäre, wenn er sie nicht hochgehalten hätte. Seine Augen durchbohrten ihre mit Haß. Dann fuhr er mit der Hand in den Schrank und riß auf seiner Suche nach einem Mantel die Kleider von den Bügeln. Schließlich fand er, was er suchte. Er legte ihr den Mantel rauh über und zog sie dabei an sich. Sie konnte die Knochen seiner Brust und Schultern spüren, während er sie mit einem festen Griff hielt, der Spaß daran hatte, ihr weh zu tun.
»Pech für dich, mein Weib, daß du mit deiner Witwenschaft etwas voreilig warst. Ich bin sicher, daß du das sehr bedauerst.«
Cathy zappelte jetzt in seinen Armen, denn sie hatte Todesangst davor, von diesem finsteren, unheimlichen Fremden in die Dunkelheit verschleppt zu werden. Mein Gott, dies war nicht der Mann, den sie kannte und liebte! Er haßte sie und sah aus wie der Leibhaftige selbst. In seinen Augen brannte ein wahres Höllenfeuer! Dies mußte irgendein merkwürdiger Alptraum sein... Cathy betete darum, daß es nur ein Alptraum war, und schüttelte sich verzweifelt, in der Hoffnung, daraus aufzuwachen.
»Halt still, halt bloß still, du Hure, oder ich werde dich...«
Er drückte sie gewaltsam an sich, und Cathy wehrte sich nicht mehr. Sie hatte an seiner Stimme erkannt, daß es vor seiner Gewalt kein Entkommen gab. Ihr Herz schlug, als müßte es gleich zerspringen, und sie wußte plötzlich, wie sich ein Hase fühlte, wenn er in der Falle saß und sich der Jäger näherte. Würde er sie wirklich umbringen. ..?
Da öffnete sich die Schlafzimmertür und ein schmaler Lichtschein fiel hindurch. Cathy spürte, wie Jon zu Eis erstarrte. Ihr ging es nicht anders, denn sie hatte wirklich Angst um den Menschen, der gerade eingetreten war. Jon war verrückt und gewalttätig. Er war sogar fähig zu einem Mord...
»Miß Cathy?« sagte Martha und riskierte ein oder zwei Schritte vorwärts in das Zimmer. Sie hielt die Kerze in ihrer Hand hoch und spähte zum Bett hinüber. Als sie merkte, daß die Kerze neben dem Bett bereits brannte, wunderte sie sich und blickte sich suchend um.
»Miß Cathy?« Ihre Stimme war jetzt nur noch ein zitterndes Flüstern. Cathy konnte hören, wie Jons Herz in rasendem Tempo pochte. Er griff mit einer Hand an seine Hüfte, und Cathy verstand mit einem entsetzlichen Gefühl der Hilflosigkeit, daß er eine Pistole bei sich trug. Sie versuchte zu schreien, Martha zu warnen, brachte jedoch nur einen gurgelnden Laut zustande. Das war genug. Martha fuhr zu ihnen herum, ihre Augen weiteten sich, die Kerze fiel mit einem lauten Krach herunter, und sie öffnete ihren Mund, um einen Schrei auszustoßen.
»Ein Laut, und ich töte sie.«
Jons Stimme klang heiser und
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