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Hale 1 Piraten der Liebe

Hale 1 Piraten der Liebe

Titel: Hale 1 Piraten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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Blaßheit des Mädchens und die ihr neuerdings eigene, sehr ladyhafte Traurigkeit taten ihr übriges, um dem Auftritt Überzeu-
    gung zu verleihen. Falls irgend jemand noch nicht von der Unschuld des Mädchens überzeugt sein sollte und es wagen würde, unverschämte Fragen zu stellen, hatte Martha noch einen besonderen Plan auf Lager. Sie würde ganz zufällig eine Kanne Tee über den Knien des Neugierigen ausgießen. Sie war fest entschlossen, nicht einen Moment von der Seite ihrer Lady zu weichen. Und niemand, nicht einmal Lady Stanhope selbst, konnte sie an diesem Tag davon abbringen!
    »Martha, ich sehe schrecklich aus!« In Cathys Stimme lag eine merkwürdige Mischung aus Mutlosigkeit und Bestürzung, als sie sich in dem langen Spiegel betrachtete. Ihre ungewohnte Frisur ließ sie noch magerer erscheinen, und die Blaßheit ihres Gesichtes und ihrer Hände erzählten von Auszehrung. Das strenge, schwarze Kleid, das hochgeschlossen war und lange Ärmel hatte, zerstörte jeden Hinweis auf ihre schöne Figur, betonte aber übermäßig ihren dicken Bauch. Cathy konnte kaum glauben, daß das Mädchen, das sie dort anstarrte, sie selbst war. Ihre blauen Augen waren stumpf von der Untätigkeit. Ich sehe krank aus, dachte sie und spürte einen kleinen warnenden Stich. Dann drehte sie sich schnell vom Spiegel weg.
    »Sie sehen aus, wie eine ordentliche Witwe eben aussehen muß«, merkte Martha kurz angebunden an. Dann griff sie den leichten Schal und folgte ihrer Herrin die Treppe hinunter. Es war nicht auszudenken, wenn das Mädchen jetzt eine Erkältung bekäme. So dünn und mager wie sie im Moment war, würde die leichteste Infektion ausreichen, um ihr ein Ende zu bereiten.
    Der Tag verging mit zermürbender Langsamkeit. Cathy saß auf einem unbequemen Sofa aus Pferdehaar und versuchte, ihre zappeligen Glieder zur Ruhe zu zwingen, während sie sorgfältig die Fragen der Neugierigen beantwortete. Martha verharrte an ihrer Seite wie irgendein schwarzes Ungeheuer und verließ nicht ein einziges Mal den Raum. Die Frau war ungewöhnlich ungeschickt und Cathy fing an, sich Sorgen um ihre Gesundheit zu machen. Nicht nur einmal, nein, viermal hatte sie eine volle Teekanne über den Knien eines Besuchers ausgeschüttet.
    Die letzten Besucher dieses Tages gingen exakt um sechzehn Uhr fünfzehn. Cathy stand mit einem erleichterten Seufzer auf und streckte müde ihre gequälten Beine. Ihr Gesicht glühte vor Wut über einige der unverschämten Fragen, die ihr im Laufe des Tages gestellt worden waren. »Und wie hieß ihr werter Ehemann?« hatte eine scharfäugige Alte sie bohrend gefragt. Als Cathy der Wahrheit gemäß geantwortet hatte, da sie keinen Grund sah, diese Information zurückzuhalten, hatte die Frau ein gedehntes »Ahhh...« fallenlassen, so als ob ihre Gastgeberin gerade eine fürchterliche Lüge von sich gegeben habe. Ihre gemeinen, kleinen Augen hatten geglüht, und sie wollte gerade ihren Mund für eine andere gemeine Frage öffnen, als Martha schon wieder aus Versehen die Teekanne über ihrem Knie ausgoß. Die Counteß von Firth verließ unverzüglich das Haus und war außer sich. Cathy schüttelte den Kopf und lächelte still. So wie sie Martha kannte, war es durchaus möglich...
    Cathy wünschte ihr Abendessen an diesem Abend in ihrem Zimmer einzunehmen, da sie sich sehr erschöpft fühlte. Die Wahrheit war, daß sie sich so gut wie schon lange nicht mehr fühlte. Aber die Vorstellung des Abendessens, bei dem ihre Tante und ihr Cousin darüber schwatzen würden, was der gefragt und jener geantwortet hatte, war ihr grauenvoll. Sie war sich sicher, daß ihre Antworten sehr diskret gewesen waren und niemand etwa s daran finden würde, um ihr Vorwürfe zu machen.
    Wenn es nach ihr ging, hätte sie ihnen gesagt, sie sollten doch zur Hölle gehen. Aber ihr Vater legte ja den größten Wert darauf, daß sie einen angesehenen Platz in der Gesellschaft bekam. In diesem Sinne brauchte sie auch unbedingt die Hilfe ihrer Tante. Darüber war sie sich im klaren. Egal, wie zweifelhaft ihre Tante sein mochte, ihr Ansehen war unantastbar.
    Unglücklicherweise fand ihr Rückzug in das Schlafzimmer zur falschen Zeit statt. Harold war gerade in der großen Halle und ließ sich dabei helfen, seinen Mantel auszuziehen. Es war zweifelhaft, ob Lord Stanhope es auch ohne die Hilfe eines Butlers geschafft hätte, seine plumpen, steifen Arme aus den viel zu engen Ärmeln eines Mantels zu befreien. Er erinnerte Cathy an eine Wurst, die

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