Hale 1 Piraten der Liebe
nicht eher Ruhe geben, bis sie ihm alles erzählt hatte.
»An Deck«, antwortete sie genauso scharf und ignorierte ihn. Sie ging hinüber zum Schrank, in dem ihr Kamm und ihre Bürste lagen. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, fing sie an, die Nadeln, aus ihrem Haar zu nehmen. Dann bürstete sie es so lange, bis es in einer kupferfarbenen knisternden Wolke um ihr Gesicht stand. Sie hatte einfach das Bedürfnis, irgend etwas zu tun, egal was es war. Jon sah ihr zu. Die Länge und die strahlende Fülle ihrer Locken fesselten ihn. Aber da sie ihn immer noch ignorierte, runzelte er die Stirn.
»Ich bin durstig«, sagte er schließlich mit vorwurfsvoller Stimme. Er hatte herausgefunden, daß er ihre Aufmerksamkeit am leichtesten bekam, wenn er sie um irgendeine kleine Hilfe bat.
»In der Schüssel neben dem Bett ist frisches Wasser. Hol es dir selbst«, sagte sie giftig. Jon befolgte ihren Vorschlag, aber er sah sie verwirrt an. Während er sie betrachtete, begann sich die Hitze in seinen Adern auszubreiten. Er konnte ihr Gesicht im Spiegel sehen. Es war so weich und zart wie ein Pfirsich. Seine Augen wanderten an ihr herunter, streiften die schwellenden Brüste und liebkosten dann die schmale Taille und die gerundeten Hüften. Ihr Anblick war so lieblich, daß er allein ausreichte, um ihn zu erregen. Jon genoß den Rausch der Begierde, der das Blut schneller in seinem Körper zirkulieren ließ. Er beschloß, daß er stark genug war, sie zu lieben, wenn seine Kraft auch dazu ausreichte, sie zu begehren. Und in Erwartung des angenehmen Ereignisses trat ein breites Lächeln auf sein Gesicht.
»Komm her«, sagte Jon. Er lehnte mit dem Rücken auf den Kissen und fühlte sich ausgezeichnet.
»Ich bin nicht dein Sklave«, antwortete sie und warf ihm einen scharfen Blick über ihre Schulter zu. Jon fing jetzt an sich zu ärgern, weil er keinen Grund für ihr schroffes Verhalten finden konnte.
»Nein, bist du nicht«, gab er ärgerlich zu. Die kleine Hexe fing an übermütig zu werden. Sie mußte wohl mal wieder daran erinnert werden, wer sie war. »Du bist meine Mätresse und ich habe vor, aus dieser Tatsache Vorteile zu ziehen. Also komm her. «
»Was hast du gesagt? « schrie sie und fuhr herum. Ihre Augen schleuderten Blitze, und sie hob ihre Arme. Instinktiv riß Jon seinen gesunden Arm nach oben, um seinen Kopf vor dem Angriff zu schützen. Seine Reaktion amüsierte und verärgerte ihn zugleich. Dachte die kleine Hexe, daß sie ihm jetzt Befehle erteilen konnte, nur weil er ans Bett gefesselt war? »Ich sagte, du bist meine Mätresse, und ich will dich«, wiederholte er kühl, behielt aber ein wachsames Auge auf eventuelle Angriffe.
»Ich bin nicht deine Mätresse! « zischte Cathy zwischen den Zähnen hervor, und plötzlich schienen sich alle Ereignisse der letzten Wochen in ihr zu einem Knoten zusammenzuballen. Ihre weichen Lippen fingen an zu zittern, und in ihren Augen schimmerten Tränen. Sie weinte. Jon starrte sie an und war vollkommen verwundert, daß seine Worte soviel Kummer hervorgerufen hatten.
»Ich - bin - nicht - deine - Mätresse! « wiederholte sie mit schwankender Stimme und brach dann vollkommen zusammen. Sie drehte ihm den Rücken zu und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Furchtbares Schluchzen erschütterte ihren ganzen Körper.
»Cathy! Cathy, Liebste! « Ihre Tränen gingen ihm durch Mark und Bein. Er hatte, weiß Gott, nicht vorgehabt, ihr solche Schmerzen zuzufügen. »Cathy, hör mir zu! Ich wollte nur einen Spaß machen. Ich nehme es zurück. Es tut mir leid! «
Sie fuhr fort zu weinen, als würde ihr Herz brechen. Jon fluchte kurz und sehr unanständig und versuchte dann, aus dem Bett zu kommen. Indem er die Bettkante benutzte, um sich abzustützen, schaffte er es, sich auf seine Beine zu stellen. Als er jedoch einen Schritt auf sie zu machte, versagten sie ihren Dienst. Seine Knie knickten ein, und er brach auf dem Boden zusammen. Dabei schlug sein Kopf auf der Tischkante auf. Die Luft in der Kabine wurde förmlich blau von seinen Flüchen.
»Du verdammter, dummer Idiot! « rief Cathy und rannte zu ihm. Sie kniete sich neben ihn auf den Boden. »Mach nur weiter. Bring dich doch um! Glaubst du, daß mir das was ausmacht? «
Ihre Tränen flössen immer noch in Strömen. Jon wimmerte vor Schmerz und griff nach ihrem Nacken.
»Laß mich los, du undankbarer Affe! « schrie sie und versuchte, sich von ihm zu befreien. Durch die lange Zeit im Bett und seinen hohen Blutverlust war Jon
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