Hale 1 Piraten der Liebe
wachsam nach einer Gelegenheit Ausschau, um sie zu packen.
»Gut! « schnauzte sie und erinnerte sich wieder an ihre Wut. Jon beäugte sie frustriert, als sie das Nachthemd über der Wunde hochzog. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er sie erreichen würde. Er hatte nur eine Chance, und das wußte er. Wenn er sie verpaßte, würde sie ihm davonfliegen wie ein verängstigter Vogel.
Cathy fing an, den Verband von seinem Bein zu nehmen. Als die dünn verheilte Wunde schließlich offenlag, sog sie scharf die Luft ein. Sie war tatsächlich ein wenig aufgegangen. Jon gelang es sogar, etwas zu stöhnen. Gott sei Dank sah es schlimmer aus, als es sich anfühlte!
Während sie das Blut von seinem Bein wusch, wahrte sie eisiges Schweigen. Ihre Hände fühlten sich kühl und ruhig auf seiner Wunde an. Jon war erleichtert, daß das schützende Nachthemd über seiner Hüfte lag. Wenn sie die Wirkung hätte sehen können, die sie verursachte, hätte sie sicher nicht so ruhig dagesessen!
Diesmal stöhnte Jon wirklich, während sie etwas von diesem höllischen Puder über die offene Wunde verteilte. Es brannte wie Feuer! Er stöhnte noch einmal kräftig und fühlte dann ihre kleine weiche Hand tröstend auf seinem Bein. Das war zu viel! Er hatte das Gefühl, jeden Augenblick zu zerspringen!
Als die Wunde schließlich zu Cathys Zufriedenheit verbunden war, stellte sie die Waschschüssel und den Puder beiseite und fing an, die blutdurchtränkten Bandagen einzusammeln. Ihre Bewegungen brachten sie schließlich in seine Reichweite und Jon griff so schnell wie ein Panther zu. Seine Hand schloß sich um ihren Nacken, und er riß sie zu sich, so daß sie halb über ihm lag. Bei dieser plötzlichen Bewegung durchfuhr ihn ein scharfer Schmerz, aber er achtete nicht darauf. Was er zu sagen hatte, war wichtiger als jeder Schmerz. Er drehte sich ein wenig, so daß er sie ansehen konnte, und Cathy starrte mit rotgeränderten Augen wütend zurück.
»Es war ein Trick, nicht wahr?« fragte sie ruhig. »Petersham hatte nicht einmal versucht, die Blutung zu stoppen, stimmt's?«
»Ich wollte mich entschuldigen«, murmelte Jon, während er wahrnahm, wie seine Muskeln durch ihre Nähe fester wurden.
»Glaubst du, daß eine Entschuldigung das Gesagte wiedergutmachen kann?« sagte sie, und ihre Augen füllten sich sofort mit Tränen. »Oder ist es die Wahrheit? Du hast recht. Ich bin eine Mätresse, auch, wenn es gegen meinen Willen geschah. Hast du eine Vorstellung davon, wie sehr ich mich beschmutzt fühle?«
»O Cathy, ich meinte es nicht so«, sagte er voller Reue.
»Du bist meine Geliebte, meine Frau. Mätresse war eine sehr unglückliche Wortwahl.«
»Aber es ist wahr«, flüsterte sie mit zitternder Stimme. Jon fühlte, wie sich sein Herz bei dem Anblick der Scham in ihrem Gesicht zusammenkrampfte. Es war die Beschämung, die er verursacht hatte. Nicht nur in Worten, auch durch sein Verhalten! Sie sah so klein und hilflos aus, mit diesen Augen voller Tränen und den langen, wilden, rotgoldenen Haaren. Ihr weicher roter Mund zitterte unkontrolliert. Jon wußte plötzlich, daß er dieses Zittern beenden mußte, bevor er wahnsinnig würde.
Cathys Augen wurden weit, als er sie über sich zog, aber bevor sie sich noch wehren konnte, war sein heißer Mund auf ihrem, und er war fast unerträglich zärtlich. Sie wollte schreien, um sich schlagen, ihn mit aller Kraft in seine Zunge beißen, aber sie tat es nicht. Tief in ihrem Herzen wußte sie, daß sie seinen Kuß brauchte wie die Blumen den Regen. Er war Balsam auf ihre Wunden und ihren verletzten Stolz. Ihr Mund zitterte unter seinem wie ein Schmetterling, und dann öffnete sie ihn wehrlos. Ihre Hände begannen, seinen Kopf zu streicheln. Ihre Finger liefen zart durch die schwarzen, dichten Haarsträhnen und vergruben sich darin. Er stöhnte voller Zufriedenheit, als sie anfing, seine Küsse zu erwidern.
Als er schließlich seinen Kopf hob, tat er dies nur, um seine Lippen an ihrem warmen Hals zu bergen. Anstatt sich zu wehren, streichelte Cathy seinen rauhen Nacken.
»Ich bin verrückt nach dir«, flüsterte Jon schließlich und stemmte sich hoch, um in ihr Gesicht sehen zu können. Was er dort sah, ließ alle seine Muskeln vor Verlangen hart werden. Ihre blauen Augen sahen ihn unter den tränenverhangenen Wimpern liebevoll an. Ihr Mund war jetzt so tiefrot wie eine Rose. Als sie ihn dann furchtsam anlächelte, raubte es ihm förmlich den Atem.
»Ich meinte es nicht so, Liebste.
Weitere Kostenlose Bücher