Hale 2 Freibeuter des Herzens
zuzuknöpfen. »Vielleicht kannst du ja Sarita darum bitten«, fügte sie schließlich bissig hinzu.
»Vielleicht«, gab er nur zurück. Cathy schloß den letzten Knopf und bohrte ihm dabei ihren spitzen Fingernagel in den Bauch, daß er zusammenzuckte.
Dann richtete sie sich unentschlossen wieder auf.
»Die Stiefel«, sagte Jon. Cathy runzelte die Stirn, hob aber dann seine Stiefel auf. Volle fünf Minuten kämpfte sie mit den widerspenstigen Dingern, ohne sie weiter als bis zur Wade hinaufzubekommen.
Schließlich drehte sie sich um, nahm eines seiner langen, muskulösen Beine zwischen ihre Beine, wozu sie ihren künstlichen Sarong weit nach oben schieben mußte. Dann, leicht nach vorne gebeugt, zerrte sie mit aller Kraft an dem Stiefel. Aber er bewegte sich nur wenige Zentimeter. Sie beugte sich wieder vor, um einen erneuten Versuch zu starten, als sie plötzlich spürte, wie eine Hand unter das Laken um ihre Hüften wanderte und ihren nackten Hintern streichelte. Cathy verschluckte sich fast und fiel beinahe über Jons Bein, als sie herumfuhr. Wütend stellte sie fest, daß er lachte und hob drohend die Hand. Er tat so, als wiche er vor ihr zurück und hob seinen gesunden Arm, um eventuelle Schläge abzuwehren.
»Es war zu verlockend«, erklärte er grinsend, und dann, als Cathy die Hand noch etwas weiter hob, fügte er eindringlich hinzu: »Du wirst doch keinen verletzten Mann schlagen, oder? «
Cathy sah ihn finster an und ließ langsam ihren Arm wieder sinken. Plötzlich lächelte er. Es war ein herzliches und charmantes Lächeln, wie Cathy es nicht an ihm gesehen hatte, seit sie Woodham verlassen hatte.
»Du bist eine blutrünstige, kleine Katze«, sagte er leise. Während sie ihn noch immer angaffte, packte er sie und zog sie auf sein Knie herunter. Cathy traute dem Frieden noch nicht ganz. Seine Hand wanderte unter ihr Kinn und drückte ihr Gesicht nach oben, so daß sie ihn ansah. Zärtlich legte sich sein Mund auf ihre Lippen. Der Kuß war nur kurz aber unglaublich liebevoll. Zunächst blieb Cathy passiv, aber dann begann sie den Kuß zu erwidern, und Hoffnung machte sich in ihr breit. Es war Jon, der sich von ihr löste. Er hob seinen Kopf und zog sie von seinem Knie, bis sie neben ihm auf der Koje saß. Sie war noch immer ganz benommen von dem Kuß, als er abrupt aufstand.
»Hilf mir mit dem Hemd. Ich muß an Deck«, sagte er brummig. Er sah sie nicht an, als er das Hemd aufhob. Verwirrt erhob sich Cathy. Sie nahm stumm das Hemd entgegen und half ihm, es sich über seine verletzte Schulter zu ziehen. Dann, als er auch den zweiten Ärmel übergestreift hatte, knöpfte sie ihm das Hemd zu, wie sie es für Cray getan hätte. Ihre Gefühle waren völlig durcheinander geraten, aber schließlich kristallisierte sich nur ein Gedanke heraus: Sie mußte noch einen Versuch unternehmen, Jon zu erklären, weshalb sie Harold geheiratet hatte. Um ihrer einstigen Liebe und um ihres Sohnes Willen mußte sie es tun.
»Jon... « begann sie, und ihre Hände verkrampften sich in seinem Hemd, als sie ihm in die Augen blickte. Die graue Tiefe seiner Augen war unergründlich, aber zumindest schienen sie ihr nicht mehr feindselig zu sein. Cathy fuhr sich mit der Zunge über ihre plötzlich ausgetrockneten Lippen.
»Jon, ich... « versuchte sie es erneut.
»Später«, gab er kurz angebunden zurück und befreite sich von ihrem Griff. Cathy konnte ihm nur hilflos nachstarren, als er sich von ihr abwandte und die Kajüte verließ.
Den ganzen Tag über und bis spät in die Nacht hinein wartete Cathy auf ihn, wie eine ungeduldige Braut auf ihren Bräutigam. Sie würde vor ihm auf die Knie sinken, wenn es erforderlich war, um ihn davon zu überzeugen, daß sie alles, was sie getan hatte, für ihn getan hatte. Er mußte ihr einfach Glauben schenken: Schließlich mußte er doch nur einfach sich selbst und Harold vergleichen. Gab es eine Frau im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, die Jons harten, kräftigen Körper gegen Harolds schwabbelige Massen an Fleisch eintauschen würde? Mit Sicherheit nicht. Cathy mußte bei dieser Vorstellung unwillkürlich lächeln. So gesehen, mußte es sogar Spaß machen, ihn davon zu überzeugen.
Cathy summte, während sie sich wusch, und ihre Stimmung wurde nur etwas getrübt, als sich das Wasser in der Schüssel von Jons Blut, das ihr über ihre Schultern und ihre Hände gelaufen war, langsam braun färbte. Vielleicht hatte es doch sein Gutes gehabt, daß sie auf Jon geschossen hatte.
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