Hale 2 Freibeuter des Herzens
in seinen Augen. Cathy konnte förmlich spüren, wie er ihren Schmerz genoß. Dann legte sich Saritas Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn zu sich herab. Ohne Cathy eines weiteres Blickes zu würdigen, küßte er Sarita erneut.
Mit dem Gefühl, ersticken zu müssen, machte Cathy kehrt und rannte blindlings die Treppe hinunter in ihre Kabine.
Sie ließ sich auf die Koje sinken, alle Gefühl in ihr wie abgestorben. Es war, als wäre ein Teil von ihr gestorben, als hätte man ihr einen Arm oder ein Bein amputiert. Wie konnte er nur so etwas tun? ging es ihr immer wieder durch den Kopf. Wie konnte er ihr so etwas antun?
Cathy wußte, es war albern, sich betrogen zu fühlen, aber sie konnte nicht gegen das Gefühl ankämpfen. Es half nicht einmal, daß sie daran dachte, daß Jon nicht mehr ihr Ehemann war - nie gewesen war. Entgegen aller Logik betrachtete sie ihn noch immer als ihr Eigentum. Sie schlang ihre Arme um ihre Knie und wiegte sich vorwärts und rückwärts wie ein Kind, das sich in der Dunkelheit auf einmal alleingelassen fühlte. Jeden Augenblick erwartete sie, daß Jon hereinkam und Entschuldigungen und Erklärungen heraussprudelte. »Die Hure Sarita hat mich geküßt, ich wollte es gar nicht«, würde er sagen und sie in die Arme nehmen, sie küssen und ihr immer wieder sagen, daß sie die einzige Frau in seinem Leben sei. Cathy betete, daß so etwas geschehen möge. Aber die Stunden vergingen, und als die Nacht sich langsam verzog, mußte sie sich mit der harten Realität anfreunden: Jon würde nicht ins Bett kommen. Zumindest nicht in ihr Bett. Zweifellos hatte er es sich während der letzten Stunden in Saritas Bett bequem gemacht. Schließlich, als die ersten orangen Strahlen über den Himmel zogen, verwandelten sich ihre Befürchtungen in absolute Sicherheit. Die Tränen auf Cathys Wangen waren bereits getrocknet, als sie schließlich erschöpft einschlief.
Jon erwachte und fühlte sich miserabel. Seine Schulter schmerzte fürchterlich, sein Mund fühlte sich an, als hätte er auf Watte gekaut, und seine Muskeln rächten sich dafür, daß er die Nacht auf den Planken des Decks verbracht hatte. Aber noch schlimmer als die physischen Schmerzen war die Selbstverachtung, die er für sich empfand. Er hatte Sarita nur dazu benutzt, um sich an Cathy zu rächen, und der Schuß war nach hinten losgegangen. Er hatte bei dem Geschlechtsakt keine Befriedigung empfunden. In Wahrheit war er nur mit Mühe dazu fähig gewesen, und nur sein männlicher Stolz hatte ihn davon abgehalten, im letzten Moment klein beizugeben. Der Anblick von Saritas überreifem Körper hatte Übelkeit in ihm hervorgerufen: Mit jedem Blick hatte er ihn in Gedanken mit den perfekten Formen Cathys verglichen. Cathy. Er stöhnte bei dem Gedanken an sie, rollte auf den Rücken und legte einen Arm über seine Augen, um sie vor dem grellen Licht der aufgehenden Sonne zu schützen. Der getroffene Blick in ihren Augen, der ihm am Abend zuvor so viel Genugtuung geschenkt hatte, kehrte jetzt im Tageslicht zurück, um ihn zu verfolgen. Entgegen jeglicher Vernunft verspürte er Schuldgefühle.
Völlig zu Unrecht, schalt er sich selbst. Er war ein freier Mann, war durch keine Bande der Ehe an Cathy gebunden. Er war ledig - einen Augenblick lang genoß Jon den Gedanken, der ihm gerade gekommen war - und es gab keinen Grund, warum er sich nicht mit jeder Frau vergnügen sollte, mit der es ihm gefiel. Vergnügen: Was war das für ein Wort! Mit Sicherheit hatte er bei Sarita kein Vergnügen empfunden, trotz all ihrer Anstrengungen. Es war Cathy, die er wollte, es war Cathy, mit der er schließlich geschlafen hatte, als seine Gedanken seinem Körper die Kraft für Sarita verweigert hatten. Als er schließlich seinen Samen in Saritas Körper entlud, hatte er sich weiches, goldenes Haar, eine samtene Haut, und schwarze Wimpern vorgestellt, eine süße Stimme, die seinen Namen stöhnte... O Gott! Was auch immer diese kleine Hure mit ihm angestellt hatte, sie hatte es gründlich getan. Sie hatte ihn mit seidenen Fäden umsponnen wie eine Spinne ihr Opfer. Seit er zum erstenmal mit ihr geschlafen hatte - vor einer Ewigkeit, wie es jetzt schien -hatte er kein Verlangen mehr nach einer anderen Frau verspürt. Bis letzte Nacht war er ihr treu gewesen, wie ein alter Hund, der von seinem Herrn verlassen am Straßenrand saß und Tag für Tag darauf hoffte, er würde zurückkehren, dachte Jon.
Gestern hatte sie auf ihn geschossen: Jeder normale Mann wäre wütend
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