Half Moon Bay (German Edition)
Klingeln nahm er endlich ab.
"Clarks?" Er klang gereizt und Sarah´s Mut verflüchtigte sich. Ihre Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie schluckte. "Hallo", fragte er ungeduldig. Und so ungeduldig, wie er sich anhörte, riskierte Sarah, dass er wieder auflegen würde. Also riss sie sich schnell zusammen.
"Ja, Henry, hier ist Sarah. .... Ich muss ganz dringend mit David sprechen."
Am anderen Ende der Leitung war es still geworden. War die Verbindung unterbrochen worden? Oder hatte er aufgelegt?
"Hallo?", fragte sie deshalb.
"Ja, .... Sarah, ....ähhh, .....kann er dich zurückrufen? Im Augenblick ist es etwas ... kompliziert."
"Ja natürlich! Geht es ihm gut?"
"Ähm, ... Ich werde ihm sagen, das er dich anrufen soll, in Ordnung? Ich muss Schluss machen, er meldet sich dann bei dir! Bis dann!" Klick.
Dann war das Gespräch unterbrochen. Sekunden lang starrte Sarah auf ihren Telefonhörer. Seltsam! Etwas stimmte definitiv nicht. Henry war ihrer Frage, ob es ihm gut gehen würde, ausgewichen. Mehr noch, er hatte sie einfach mit: "Er wird sich bei dir melden, oder auch nicht!" abgespeist.
Und er war sehr kurz gebunden. Tief atmete Sarah ein.
Aber nun gut, sie hatte immerhin erreicht, das man David ausrichten sollte, das sie auf seinen Rückruf wartete. Und das tat sie auch. Sie blieb zu Hause und backte Kuchen und beschäftigte ihr Kind. Vielleicht würde er erst am Abend zurückrufen und wenn nicht, dann vielleicht am nächsten Tag.
Jetzt fühlte sich Sarah jedenfalls besser. Sie begann sogar Pläne zu machen, wann sie das nächste Mal in ihrem Strandhaus Urlaub machen könnte. Und diesmal mit ihrem Vater, Tina und natürlich mit David Junior. Sie könnten alle dort eine schöne Zeit verbringen und mal auf andere Gedanken kommen. Vielleicht könnte sie mit David Knightley einig werden, wer wann das Haus benutzte.
Dann fiel ihr das Versprechen wieder ein, das sie Helen gab, kurz bevor sie starb. Sie sollte dort in dem Haus etwas suchen und es David geben. Beinahe hätte sie das vergessen, doch jetzt war es ihr wieder eingefallen.
Sie erinnerte sich, das es sich um Briefe handelte, die David über seinen Vater aufklären würde. Ja, das hatte sie versprochen. Somit würde ein weiterer Aufenthalt schneller bevorstehen, als sie gedacht hatte. Es wäre ganz gut, wenn sie die Briefe finden würde, bevor sie David das nächste Mal begegnete.
Jetzt hieß es warten. Warten auf den Anruf, der alles für Sarah und ihren kleinen Jungen bedeutete. Einige Entscheidungen standen nun an. Und schon allein der Gedanke daran verursachte bei Sarah ein Kribbeln im Bauch. Stunden vergingen und sie wurde immer gereizter.
"Warum ruft er den nicht an? Was ist den so schwer daran, das Handy in die Hand zu nehmen und einfach meine Nummer zu wählen!" fauchte sie. Rastlos lief sie im Wohnzimmer umher.
"Diese ganze Warterei macht mich noch wahnsinnig!"
Joe stand in der Küche und beschloss seiner Tochter erstmals einen Tee zu kochen, der würde sie beruhigen.
"Ich verstehe das einfach nicht, Daddy!" Sie setzte sich zu ihrem Vater und sah ihm zu, wie er kochend heißes Wasser in zwei Tassen goss.
"Wir wissen ja nicht, was Sache ist. Wer weiß schon, was gerade bei ihm los ist. Ich kann mir vorstellen, dass so eine Premiere ein großes Event ist. Vielleicht hat er so viele Termine?"
"Und das ausgerechnet aus deinem Mund! Du brauchst ihn nicht in Schutz nehmen, Dad. Er hat mich schließlich versetzt. Er hat mich einfach in Los Angeles allein gelassen."
Joe sagte nichts mehr und reichte ihr schweigend eine Tasse Tee. Am liebsten würde er sich diesen Knightley selbst einmal vorknöpfen. Nach allem, was er Sarah angetan hatte. Das Einzige, was ihn bisher davon abgehalten hatte, war sein Glück, das er Helen´s Sohn war.
Eine Weile schon rührte Sarah, tief in Gedanken, den Löffel in ihrer Tasse. Ihr Blick war starr in die auf das heiße Getränk gerichtet. Ihr Gesicht ausdruckslos.
"Mach dir doch nicht solche Sorgen, Sarah. Du wirst sehen, er wird dich anrufen und falls nicht, ändert sich nichts in deinem Leben! Das Kind wird bei uns ganz normal aufwachsen. Es wird ihm gut gehen." versuchte Joe Sarah zu bestärken.
"Und wenn er mir das Kind wegnimmt? Ich könnte vieles ertragen, aber das nicht." Ihre Stimme zitterte leicht und die aufkommenden Tränen schluckte sie schnell hinunter.
Ihre Verzweiflung war groß und die Angst, die langsam ihr Herz umnebelte, wurde immer größer.
"Selbst dann werden wir eine Lösung finden. Er ist zwar berühmt und
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