Half Moon Bay (German Edition)
jetzt tun? Warten, bis es er sie abholen würde? Womöglich wusste Nicole von ihrem Treffen an diesem Abend und erzählte ihrem Ehemann gerade in diesem Moment schon alles.
"Oh Gott, was soll ich nur tun?"
Nein, diesmal würde sie nicht einfach klein beigeben. Sie musste David einfach alles sagen. Helen hatte recht. Er war der Vater. Genau, wie sie selbst die Mutter war und auch Rechte hatte. Egal was passieren würde, Sarah beschloss, um ihr Kind zu kämpfen. Ganz egal wie schlimm das alles werden würde. Sie war eine gute Mutter und liebte ihr Kind, mehr als ihr eigenes Leben. Mit neuem Mut ging sie unter die Dusche, um sich für das Gespräch am Abend mit David vorzubereiten. Um zehn vor acht saß sie deutlich angespannt in dem Wohnzimmer ihrer Suite und wartete nervös auf ihn.
Die Stunde wollte einfach nicht vorbei gehen und ihr Puls erhöhte sich, mit jeder weiteren Minute, die verstrich. Tausendmal war sie im Geiste ihre Wortwahl durchgegangen und hoffte so, ihn sanft zu stimmen.
Minuten um Minuten vergingen. Dann war es schon nach acht und immer noch klopfte es nicht an ihrer Tür. Um halb neun spickte Sarah auf dem Hotelflur nach ihm. Es war sehr still und dunkel auf dem Gang. Was hatte das zu bedeuten? Wieso rief er nicht an, wenn er sich verspätete. War ihm etwas zu gestoßen? Oder war Nicole schneller gewesen?
Keine ihrer Fragen wurde beantwortet.
Er hatte es wieder getan. Wie oft wollte sie noch auf ihn warten?
Noch einmal rief sie an der Rezeption an und informierte sich über einen Heimflug. Und zum Glück flog die letzte Maschine für diesen Abend in genau zwei Stunden. Enttäuscht und verunsichert ging Sarah in ihr Schlafzimmer, nahm ihren kleinen Koffer und begann ihre Sachen zu packen. Dann bestellte sie sich ein Taxi und verließ das Hotel, ohne, dass sie noch eine Nachricht von David oder sonst jemandem bekommen hatte.
Jetzt war ihre Situation noch schwerer als vorher. Sie hatte keine Ahnung, woran sie nun war.
Kannte er in diesem Augenblick ihr Geheimnis oder war er immer noch ahnungslos?
Vielleicht waren seine Worte in dem Gerichtsaal heute Mittag nicht ernst gewesen? War sie wieder auf ihn reingefallen? Vielleicht hatte er sich wieder einmal anders entschieden?
Das Einzige, was Sarah spürte, war Enttäuschung und Angst. Aber das alles half nichts. Irgendwie würde ihr Leben schon weiter gehen.
Mitten in der Nacht kam sie todmüde zu Hause an. Alles war leise und friedlich. Sie stellte ihren Koffer im Flur ab und ging auf Zehenspitzen in ihr Zimmer.
In ihrem Bett lag die schlafende Tina und in dem kleinen Bettchen nebendran ihr Sohn.
Sarah hatte nur Licht im Flur angemacht, so das ein kleiner Lichtspalt ihr Zimmer leicht erhellte.
David Junior schlief tief und fest. Wie ähnlich er seinem Vater jetzt schon war, war schon sehr verblüffend.
Behutsam und zärtlich strich sie ihm über seinen Kopf. Plötzlich wurde das kleine Nachttischlämpchen eingeschaltet.
"Was machst du denn schon hier", fragte Tina flüsternd und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
"Ich bin früher nach Hause gekommen!"
"Gab es Probleme?"
Mit einer Kopfbewegung gab sie ihr zu verstehen, dass sie ihr alles erzählen würde, wenn sie mit ihr runter kommen würde.
Tina folgte Sarah leise in die Küche. Dort schlossen sie die Tür, damit auch niemand von dem Gerede aufwachte.
"Jetzt erzähl schon!", sagte Tina ungeduldig.
Sarah nahm zwei Tassen aus dem Schrank und füllte diese mit Milch, während sie ihr alles berichtete. Diesmal lies sie nichts aus. Tina sollte alles erfahren. Vielleicht hatte ihre Freundin eine Idee, was sie tun sollte.
"Oh je, da steckst du aber ganz schön tief im Schlamassel! Aber das Nicole so ein Biest ist, hätte ich nie erwartet." wetterte Tina. Sie schüttelte den Kopf dabei.
"Was soll ich jetzt tun, Tina?"
Ratlosigkeit lag in der Küche. Beide Frauen waren still geworden und dachten angestrengt nach. Nichts wollte ihnen einfallen. "Mir fällt nichts Vernünftiges ein, außer das du ihn anrufst und versuchst mit ihm zu sprechen und ihm deine Situation erklärst. Und wenn er auf deine Anrufe nicht reagiert, dann würde ich es dabei belassen. Dann kannst du dir sicher sein, dass er den Kleinen nicht will."
Langsam nickte Sarah. Tina hatte recht. Das war eine Möglichkeit. Wenn er sich tatsächlich nicht mehr melden würde, hatte sie schließlich ihren Schatz nicht verloren. Außer die Liebe für diesen Schauspieler. Ohne diese Liebe, damit hatte sie schon so lange Zeit gelebt und würde das auch
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