Half Moon Bay (German Edition)
den noch freien Platz neben sich. Zuerst zögerte Sarah, weil sie nicht genau wusste, ob sie seine Nähe hätte ertragen können, aber dann setzte sie sich doch neben ihn. Er saß mit den Armen nach hinten gestützt und streckte sein Gesicht in die untergehende Sonne. Er schloss dabei seine Augen. Ruhig und völlig in ihren Gedanken vertieft, versuchte Sarah nachzudenken, was sie ihm jetzt erzählen sollte. Oder sollte Sarah es ihm jetzt sagen? War das der richtige Augenblick? Sie war nervös und verunsichert.
"Was soll ich dir erzählen? Bei uns ist alles beim Alten."
David Junior saß immer noch im Sand und schaufelte mit einer kleinen Schaufel Sand in einen Eimer. Immer wieder klopfte er den aufgehäuften Sand mit der Schaufel platt. Erst jetzt, durch das Klopfgeräusch, registrierte David das spielende Kind drei Meter vor ihm.
Eine Weile sah er ihm dabei zu. Dann stand David Junior auf und hatte Mühe den vollen, schweren Eimer zu seiner Mutter zu tragen. Als er es endlich geschafft hatte und den Eimer Sand direkt vor dem Teppich ausleerte, lächelte der kleine Junge erst seine Mutter an und dann den Mann neben ihr.
Genau in diesen Moment, versteinerte sich David´s Gesichtsausdruck.
Ungläubig, was er in diesem Augenblick erkannte, sah er kurz zu Sarah und dann wieder in das kindliche Gesicht.
"Oh, mein Gott!" entfuhr es ihm. Fassungslos starrte er weiter in das kleine Gesicht, während Sarah sich auf die Lippen biss. Jetzt war es zu spät. Er hatte es nun selbst herausgefunden. Und Sarah konnte nichts sagen. Der Kleine bemerkte nichts und lies sich nicht von seinem Spiel mit dem Sand abbringen.
"David ...!", zu mehr fehlte ihr in diesem Moment der Mut.
David hatte sich ruckartig aufgesetzt und Sarah konnte die wachsende Wut in ihm erkennen.
"Was hast du getan?", zischte er flüsternd. "Was hast du getan, Sarah?" wiederholte sich David und sah abwechselnd zu ihr und wieder zu seinem Kind.
Mit gesenktem Blick antwortete sie: "Das ist es, worüber ich mit dir reden wollte." Ihre Stimme war dünn und verängstigt.
"Ach, du wolltest es mir sagen? Hättest du mir das nicht schon viel früher sagen müssen?" wütend war er aufgestanden. Fassungslos strich er sich durch sein volles, dunkles Haar. Er war wütend auf sie.
Joe, der die Szene mit beobachtet hatte, war die Stufen schnell heruntergekommen, um den Kleinen mit ins Haus zu nehmen. "Ich gehe mit dem Kleinen ins Haus, wenn etwas ist, ... ich bin in der Nähe." Es sollte sich nicht wie eine Drohung anhören, doch David sollte wissen, dass er ein Auge auf ihn haben würde. Bevor er ging, drehte er sich noch einmal zu David um. "Gehen Sie nicht so hart mit ihr ins Gericht, David! Sie hat viel durchgemacht!"
Dann lief er mit David Junior die Stufen hinauf und blieb tatsächlich in der Nähe, wie er es versprochen hatte.
Völlig durcheinander suchte Sarah nach Worten, die sie ihm sagen könnte.
"David, hör mir zu. Ich wollte es dir sagen, aber ...... !"
"Wie konntest du mir so etwas Wichtiges verschweigen? Du hast mich in dem Glauben gelassen, das Will der Vater ist. Wie konntest du nur?" schimpfte er und lief aufgeregt auf und ab.
Langsam wurde auch Sarah ärgerlich. Er überhäufte sie mit Vorwürfen, dabei hatte sie genauso welche für ihn.
"Was willst du eigentlich, David. Du warst derjenige, der mich damals im Stich gelassen hat. Du warst der derjenige, der mich verlassen hat."
"Was soll das, Sarah? Ich habe dich nicht im Stich gelassen." entfuhr es ihm.
"Warum hast du dich dann nie wieder bei mir gemeldet? Warum hast du nie angerufen? Weißt du, wie lange ich auf dich gewartet habe? Wie viel Nächte ich wach war und nicht wusste, was los war? Warum heiratest du eine andere, nachdem du mir die angeblich, große Liebe geschworen hast?"
Sie war den Tränen nahe und schluckte sie aber noch tapfer hinunter.
Er hatte seine Arme in die Hüften gestemmt und konnte seine Entdeckung immer noch nicht fassen.
"Ich glaube es einfach nicht! Ich habe einen Sohn! Wie konntest du mich so reinlegen?"
"Reinlegen?", schrie Sarah nun.
"Jetzt mach aber mal einen Punkt, David. Ich hatte nie Forderungen an dich und die habe ich auch jetzt nicht. Obwohl ich mehr als nur ein Recht dazu hätte."
Wie konnte er es wagen, so über sie zu denken, nach allem, was zwischen ihnen beiden gewesen war. Das hatte gesessen und tat weh.
Sie schwiegen eine Weile und sahen sich an.
Dann sagte David ruhig: "Sarah, ich habe dir geschrieben. Nicht nur einmal, sondern fast jeden, einzelnen, verdammten Tag.
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