Half Moon Bay (German Edition)
konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken. Und Joe tat es ihm gleich.
"Wenn du denkst, du kannst das besser, dann füttere du ihn doch!" moserte Sarah und übergab David den Löffel.
Zaghaft nahm er den Löffel und den kleinen Teller. Unsicher fing er an, seinen Sohn zu füttern. Bereitwillig öffnete der Kleine seinen Mund und sah seinen Vater mit großen Augen an. Sarah fiel aus allen Wolken, wie anstandslos der kleine Junge jeden Löffel, ohne weitere Matsch-Attaken in seinem Teller, annahm. Joe lachte laut und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
Anschließend badete Sarah ihren Sohn, und als er in seinem Schlafanzug ins Wohnzimmer gelaufen kam, setzte er sich vorsichtig auf den Schoß von David. Im ersten Augenblick war David wie erstarrt und bewegte sich nicht, bis sein Sohn es sich gemütlich gemacht hatte und er seinem Vater das Buch in die Hand drückte, das er vorher mit seinem Großvater gelesen hatte. Sogleich fing David an zu lesen. Anfangs etwas unsicher, doch mit der Zeit wurde auch David Knightley sichtlich entspannter. Er schien Spaß zu haben am Vorlesen.
Heimlich blieb Sarah im Türrahmen stehen und beobachtete sie. Es war einfach nicht zu fassen.
Es war das Natürlichste von der Welt, aber doch so seltsam. Vater und Sohn lasen zusammen ein Buch. Es war schön sie so zusehen. David´s Stimme beim Vorlesen war weich und fast zärtlich. Es war ein sehr liebevolles Bild. Langsam lief Sarah auf sie zu und blieb direkt bei ihnen stehen.
"Es wird Zeit fürs Bett mein Schatz. Komm!" Sie streckte die Arme aus und erwartete, dass ihr Kind seine Arme ihr entgegen streckte. Stattdessen krallte sich ihr Sohn noch fester an seinen Vater und wollte auf keinen Fall ins Bett gebracht werden. David amüsierte das und lachte breit.
"Komm schon, es wird Zeit für dich!" vertiefte Sarah einen weiteren Versuch.
Aber David Junior machte keine Bewegung in Sarah´s Richtung.
"Ich glaube, jetzt haben wir ein Problem." lachte David.
"Soll ich dich ins Bett bringen", fragte er und sein Sohn nickte zufrieden.
"Natürlich nur, wenn du es erlaubst!" fügte er noch hinzu bevor er, mit dem Kind auf dem Arm aufstand. Was sollte sie dagegen haben? Er war auch sein Sohn.
Sarah nickte und ging voraus. Er folgte ihr in ihr Zimmer. Ein kleines Gitterbettchen stand neben ihrem Bett. Der Junge hatte müde seinen Kopf auf die Schulter seines Vaters gelegt und sich bereitwillig in das Bettchen tragen lassen.
Behutsam legte David das Kind hin und deckte es zu. Dann strich er ihm über seine Wangen und flüsterte ihm ein "Gute Nacht" zu.
Sarah küsste ihren Sohn und sie verließen dann leise das Zimmer. Schweigend gingen sie die Treppe hinunter ins Wohnzimmer.
Müde vom Tag strich sie sich durch ihre Haare. David hatte sie dabei angesehen.
"Müde?"
Sie unterdrückte sich ein Gähnen. "Ja, ein wenig!" Sie nahm zwei Gläser aus der Küche und schenkte Wein ein.
"Wo ist dein Vater?"
"Er hat sich schlafen gelegt. Die Luft und die Reise haben ihn müde gemacht." Sie reichte ihm ein Glas und wusste genau, warum Joe so früh schlafen gegangen war. Sie ging auf die Terrasse und David folgte ihr.
"Ich bin schon lange nicht mehr verheiratet", begann Sarah, nachdem sie einen Schluck aus ihrem Weinglas genommen hatte. "Das heißt, ich war auch nie richtig verheiratet. Will und ich hatten eine geschäftliche Vereinbarung getroffen." erzählte sie. Gedankenverloren sah sie in ihr Weinglas, das im Mondschein glitzerte.
Sie begann zu erzählen, wie sie das Café wieder aufbauten und welchen Erfolg sie damit hatten. Was es für ein Schock für sie gewesen war, als sie von seiner Hochzeit gelesen hatte. Sie erzählte ihm, durch welche Gefühlshölle sie gegangen war. Sie wollte, dass er wusste, das nicht nur er gelitten hatte, sondern auch sie. Sie wollte, das er genau wusste, wie schwierig es für sie war, ihn an der Beerdigung und in dem Haus seiner Mutter wieder zu treffen. Und sie wollte, dass er verstand, dass sie irgendwann angefangen hatte, sich ein Leben ohne ihn aufzubauen.
"Ich hab es deiner Mutter schließlich versprochen, deshalb habe ich versucht, dich zu erreichen."
Es entstand eine längere Pause zwischen ihnen. Beide sprachen nicht. Schließlich setzte sich Sarah auf einen freien Gartenstuhl und wartete darauf, dass David endlich etwas sagen würde.
Er hatte sich alles angehört, was sie gesagt hatte und als er verstanden hatte, dass Sarah nicht mehr verheiratet war und es nie in dem Sinne war, wie man eigentlich davon ausging,
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