Half Moon Bay (German Edition)
langweilig, auch wenn Sarah sich nach einem ruhigeren Leben sehnte.
Mark hatte seine Ecken und Kanten und manchmal vermisste sie etwas. Sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was es war.
Mark war nicht ihr erster Freund, obwohl sie mit vierundzwanzig nicht sehr viele Erfahrungen gemacht hatte. In den großen Liebesfilmen war es oft nur ein Blick, ein Moment oder eine Berührung, die zwei Menschen wissen ließ, dass sie zusammengehörten.
Und genau das fehlte Sarah. Mit Mark fühlte sich alles so real an. Da waren keine rosa Wolken, zumindest nicht so, wie Sarah sich das immer vorgestellt hatte. Ein Knistern? Feurige Begierde, oder Leidenschaft? Oder verlangte sie zu viel?
Wieso wurde ihr Gefühl immer stärker, das sie etwas aufgab, was sie noch nicht einmal kannte? Prickelnde Erotik und das Gefühl, sich fallen lassen zu können, seelenverwandt zu sein mit dem Partner, das kannte Sarah nicht oder nur am Rande. Für sie war eben nicht alles so rosig, mit einem Himmel voller Geigen, sondern irgendwie nüchterner.
Bestimmt hatte Tina recht, und Sarah war einfach nur nervös. Vielleicht würden sich ihre dunklen Gedanken in Rauch auflösen, sobald sie erst einmal verheiratet waren.
Es klopfte an ihrer Zimmertür und Sarahs Vater betrat das Zimmer.
"Komm rein Dad!"
"Seit ihr schon fertig?"
"Ja, Tina ist gerade gegangen. Du müsstest sie eigentlich noch gesehen haben!"
Sarah war gerade dabei, das übrig gebliebene Nähzeug aufzuräumen. Dann hing sie ihr Brautkleid auf einen Kleiderbügel und stülpte die Schutzfolie sorgfältig darüber.
"Jetzt kommt langsam die Nervosität durch, was?"
Joe Taylor hatte sich auf das kleine Sofa gesetzt und beobachtete seine Tochter, wie sie durch ihr Zimmer lief.
Sie sah fast genau aus wie ihre Mutter. Die Ähnlichkeit erschreckte ihn manchmal. Die Art, wie sie ihn anblickte oder sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht strich. Aber auch, wie hartnäckig und stark sie war, ließen Joe an seine Frau erinnern. Seine Tochter hatte die Gleichen warmen und weichen Züge, wie ihre Mutter und ihre natürliche Schönheit, stach besonders durch die weichen Linien und der kleinen Nase hervor. Ihr schokobraunes Haar trug sie lang und offen. Ihre Haut war makellos, fast samtig. Ihre grünen Augen strahlten, wenn sie eine Idee hatte oder glücklich war. In einem bestimmten Licht strahlte Sarah eine ganz außergewöhnliche Aura aus. Sie besaß eine Natürlichkeit, die zu ihrem Typ unabkömmlich schien. Sie war sein kleines Mädchen und er liebte sie über alles.
"Ich bin nur etwas aufgeregt, das ist alles!" Sarah musste ihre wahren Gedanken vor ihrem Vater verbergen. Er wäre imstande und würde sofort alles abblasen, wenn er nur den leisesten Zweifel spüren würde.
Sarah kannte ihren Vater und sie wusste, dass er alles tun würde, damit sie glücklich sein würde.
Sie lächelte ihn mit ihren grünen Augen an und setzte sich zu ihm.
"Ach Daddy! Ich kann gar nicht glauben, dass es wirklich schon in ein paar Tagen so weit ist."
Sie lies sich von ihm in seine Arme nehmen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
Joe erinnerte sich noch genau an seine Hochzeit.
"Ich war sehr aufgeregt, als ich deine Mutter heiratete. Ich konnte es nicht erwarten, bis es endlich so weit war." Entspannt lehnte er sich zurück.
"Deine Mutter war die Ruhe selbst. Nichts brachte sie aus dem Konzept. Selbst als der Koch ihr mitteilte, dass das falsche Essen geliefert wurde und ihre Trauzeugin eine Stunde vor der Trauung einen Unfall hatte. Sie improvisierte so, dass niemand etwas bemerkte. Keinem Gast war es aufgefallen, dass das Fleisch, das auf der Menükarte stand, ein anderes war. Und eine Ersatztrauzeugin war auch schnell gefunden. Deine Mutter wusste, dass es eigentlich nur darauf ankam, dass wir zusammen waren. Nichts hätte die Hochzeit verhindern können. Sie war sich absolut sicher. Das war das Wichtigste. Deine Mutter wollte meine Frau werden, mit zufriedenen Gästen oder ohne."
"Ich wünschte, sie wäre hier", flüsterte Sarah.
"Ja, das wünschte ich auch. Sie würde dich beruhigen können, das weiß ich."
Als Sarahs Mutter vor ein paar Jahren starb, war es ein großer Schock für alle gewesen.
Joe Taylor hatte den Verlust nie ganz überwunden. Es war für beide sehr schwer gewesen.
Iris Taylor war im Herbst krank geworden und ein paar Monate später wusste sie, das sie den Kampf verloren hatte. Der Tumor hatte ihnen nicht viel Zeit gelassen. Daher nutzte Joe jede Minute, die er noch mit seiner Iris hatte. Ihre
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