Half Moon Bay (German Edition)
Ehe war trotz aller Höhen und Tiefen immer liebevoll gewesen. Ein Vorbild für Sarah. So stellte sie sich auch ihr Leben vor. Ihr Vater hatte ihre Mutter immer unterstützt, mit dem was sie tat.
Selbst als Iris noch ein Studium anfangen wollte, nachdem Sarah in die Schule ging, hatte Joe sie darin gefördert. Zwischen ihren Eltern war es wahre Liebe gewesen, davon war Sarah überzeugt. Sarah vermisste ihre Mutter so sehr. Kurz nach ihrem Tod, war ihr Vater in ein großes Loch gefallen und Sarah kümmerte sich rührend um ihn. Doch sie wusste, dass egal, was sie tat, sie konnte ihm den Schmerz und den Verlust nicht nehmen.
Jetzt war Sarah vierundzwanzig und wünschte sich, sie könnte auch so eine Ehe haben. Voller Liebe und Harmonie, aber mit dem gewissen Salz in der Suppe, das nötig war, damit die Ehe noch etwas Prickelndes behalten konnte.
Vielleicht würden ihre trüben Gedanken verschwinden, wenn der große Tag endlich da war.
Am nächsten Morgen schien die Sonne schon am frühen Morgen sehr kräftig. Es würde wohl ein sehr heißer Tag werden. Es war Anfang Juni und das kleine Örtchen St. Georg hatte schon viele heiße Tage erlebt.
Wie gewöhnlich holte Mark, Sarah von der Arbeit ab. Er wartete im Auto auf sie. Seine Anzugjacke hatte er auf den Rücksitz gelegt und auch die Krawatte hatte er achtlos nach hinten geworfen. Er krempelte sich die Ärmel seines Hemdes hoch und fühlte sich deutlich besser. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren.
Seine Arbeitskleidung empfand er im Sommer mehr als lästig, da er in seinem Büro immer einen Anzug tragen musste. Er hatte die Musikanlage etwas lauter gestellt. Damit wollte er die Bilder des letzten Abends vertreiben und sich ablenken. Sein schlechtes Gewissen meldete sich, weil er seine Verlobte gestern einfach vergessen hatte. Mit ein paar Kollegen war er um die Häuser gezogen und schließlich in einer Bar hängen geblieben. Er grinste, als er die vergangene Nacht dachte. Sein braunes Haar war zerzaust und die Spuren, seiner nächtlichen Kneipentour waren noch deutlich in seinem Gesicht zu sehen. Er hatte sich zwar rasierte, doch die dunklen Schatten, um seine Augen verrieten ihn. Er hatte einige Drinks zu viel, und seine Kopfschmerzen würden erst nachlassen, wenn er in seinem Bett in seiner Junggesellenwohnung lag.
Ungeduldig tippte er mit seinen Fingern den Takt des Liedes nach, das im Radio lief. Er wartete nicht gerne und war es auch nicht gewöhnt, dass man ihn warten ließ. Dennoch war Mark nicht ungeduldig, im Sinne von schlechter Laune, eher von getriebener Unruhe. Manches konnte ihm nicht schnell genug gehen.
Als der Song sich dem Ende neigte, sah er Sarah endlich aus dem großen Gebäude kommen. Er versuchte in ihrem Gesicht zu erkennen, in welcher Stimmung sie war. Aber wie so oft konnte er es nicht lesen. Dabei kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich gestern Abend Gedanken gemacht hatte, warum er nicht mehr zu ihr gekommen war.
Mit schnellen Schritten kam sie auf das Auto zu.
Sie öffnete die Tür und stieg schnell ein. Auch sie war froh in das kühle Auto zu steigen. Die Hitze war wirklich unerträglich.
"Hi Schatz, wie war dein Tag?" Flüchtig gab Sarah ihm einen Kuss auf seine feuchte Wange.
"Unerträglich heiß, aber gut! Ich hab dich gestern vermisst!"
"Ja, ... ich war mit Kollegen in dieser neuen Bar. Bist du sauer deswegen?" Bevor er den Motor startete, wartete er auf Sarah´s Antwort und sah sie abschätzend an.
"Nein, es war nur ungewöhnlich. Ich hab mich nur ein wenig gewundert!"
"Du weißt doch, wie das ist. Man trinkt ein paar Bier und unterhält sich und vergisst darüber hinaus, seiner Freundin noch eine gute Nacht zu wünschen."
Sarah lächelte ihn verständnisvoll an, doch sie bemerkte seine Unsicherheit, die er zu verbergen versuchte. Erleichtert darüber, dass sie nicht näher auf das Thema einging, startete Mark das Auto und fuhr los.
"Tina und ich haben gestern die letzten Änderungen an meinem Kleid vorgenommen. Jetzt sind wir fertig."
Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Schließlich nickte er nur wissend. Das war etwas, was Sarah störte. Manchmal hatte sie das Gefühl, das ihn die Hochzeit nicht mehr bedeutete, als ein Vertrag, den sie beide eingingen.
Er zeigte nicht besonders viel Interesse und war auch sehr froh gewesen, dass alle anderen sich um die Hochzeit kümmerten. Er war zu sehr damit beschäftigt, seine Karriere voranzutreiben.
Aber er spürte Sarahs trübe Gedanken und fragte schnell: "Ist alles so
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