Hallo Doktor
ihre Kinder krank sind. Im Übrigen setzt der Großteil der Leute eine modernste Ausstattung voraus. Dr. Rainey wies während des Meetings darauf hin.”
Nick vermutete, dass Al Rainey bei Michelle Eindruck zu schinden versuchte. Das machte ihn wütend. Der Kerl war ein erstklassiger Idiot, besonders wenn es um attraktive Frauen ging. Jemand sollte ihn daran erinnern, dass er verheiratet war - und mehrmals geschieden.
„Nichts für ungut, aber Al Rainey ist plastischer Chirurg.” Noch dazu ein mittelmäßiger.
„Gesichtslifting ist seine Stärke, nicht Anzeigenkampagnen.”
„Um genau zu sein, die Idee stammt von mir.”
Fabelhaft, jetzt hatte er es wirklich vermasselt. „Ach ja?”
Michelles Miene verdüsterte sich. „Ja. Und ehrlich gesagt, Dr. Rainey war sehr kooperativ und verständnisvoll. Er kommt sogar stets zu früh zu den Meetings.”
Nick beschloss, diesen Seitenhieb auf seine Unpünktlichkeit zu ignorieren. Aber dass die reizende Miss Lewis einen im ganzen Krankenhaus bekannten Lüstling verteidigte, konnte er nicht ignorieren. „Gerüchten zufolge kommt Rainey bei all seinen Bemühungen zu früh.”
Michelle räusperte sich und lief rot an. „Nun, er ist der Vorsitzende des Komitees und stimmt uns zu, dass wir den Familienraum sozusagen als Aufhänger benutzen.”
Er würde darauf wetten, dass AI sich auf Michelle konzentrierte.
Nick bekam seine plötzliche Eifersucht nicht in den Griff. Er konnte außerdem nicht widerstehen, Michelle zu provozieren, so wie sie ihn bei der Hochzeit provoziert hatte und jetzt wieder. „Ich persönlich glaube, dass wir uns auf die Qualität der medizinischen Versorgung konzentrieren sollten, wenn man uns ernst nehmen soll. Falls meine Meinung zählt.”
Michelle setzte ihre Brille ab und tippte sich mit einem Bügel gegen das Kinn. Sie wirkte ruhig und gefasst, doch ihre Wangen waren noch immer gerötet. „Natürlich wird Ihre Meinung ge schätzt, Doktor. Und ich verspreche Ihnen, dass die neue technische Ausstattung in der Anzeige erwähnt wird. Sind Sie dann zufrieden?”
Das Einzige, was ihn im Augenblick zufrieden stellen würde, wäre ein Kuss dieses kecken Mundes. „Ja, ja, Miss Lewis.”
Jetzt erschien ein triumphierendes Lächeln auf ihrem Gesicht, so dass sic h Grübchen in ihren Wangen bildeten. „Ich bin ja so
froh, dass Sie zufrieden sind, Dr. Kempner. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?”
O ja, ihm würden da noch einige Dinge einfallen, und keines, davon war anständig.
Er verscheuchte diesen Gedanken wie eine lästige Fliege und salutierte kurz. „Nein, das ist alles.” Er erwiderte ihr Lächeln. „Fürs Erste.”
Von allen verdammten arroganten Ärzten stand Nick Kempner ganz oben auf Michelles Liste.
Und es war eine lange Liste.
Dieser Mann besaß eine unheimliche Gabe, sie in Rage zu bringen. Alles hatte bei ihrer ersten Begegnung auf Brookes und Jareds Hochzeit angefangen. Aus Rücksicht auf ihren Schwager und ihre Schwester hatte sie Nick damals toleriert. Aus Rücksicht auf ihren Job tolerierte sie ihn heute. Nicht, dass er kein angenehmer Anblick war.
Aber sie kroch nun mal nicht vor Männern zu Kreuze, wenn es nicht absolut notwendig war. Sie konnte sich vorstellen, dass vie le Frauen Purzelbäume für Nick Kempner schlagen würden oder was er sonst noch von ihnen verlangte. Wahrscheinlich brauchte er bloß sein strahlendes Lächeln aufblitzen zu lassen, sie mit seinen mokkabraunen Augen anzusehen, und schon waren sie völlig hin und weg.
Nicht Michelle. Sie hatte genug von redegewandten Medizinern, die nur eines im Sinn hatten und zugleich die Wahrheit über ihre Ehe verheimlichten. Sicher, Nick Kempner war unverheiratet. Aber das spielte angesichts seines Rufes als Frauenheld keine Rolle. Es war auch egal, dass er der beste Freund von Brookes Mann war oder dass Brooke sie aufgefordert hatte, Michelle solle ihn besser kennen lernen. Genau an so etwas nämlich hatte sie kein Interesse mehr.
Michelle ging mit den anderen Angestellten, die von der Mittagspause zu ihren Jobs zurückkehrten, zu den Fahrstühlen. Wenigstens das Meeting war gut gelaufen.
„He, Miss Lewis, warten Sie!”
Grundgütiger, folgte er ihr etwa?
Sie drehte sich um und lief rückwärts weiter. „Haben Sie noch mehr auf dem Herzen, Dr.
Kempner?”
„Nein.” Er musterte sie und schenkte ihr ein Lächeln, bei dem garantiert jede Frau weiche Knie bekam.
So wie Michelle jetzt. Sie presste ihre Computertasche an die Brust. „Was kann
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