Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
einmal im Sprintdauerlauf!). Wenige Minuten später (Garfield und ich haben es noch nicht einmal bis in die Nähe des Kais geschafft, da Hündchen nun das dringende Bedürfnis verspürt, an jeder Ecke und jedem Baum seine Duftmarkierung zu versprühen und sein Revier abzugrenzen) macht sich mein Handy bemerkbar.
»Hallo, Caro!«, rufe ich keuchend in die Sprachmuschel.
»Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Wo zum Teufel steckst du? In einer Minute fängt der Kurs an? Wir sind schon umgezogen, ich hab’ mich gerade noch mal herausschleichen können, um dich anzurufen?«
»Ich habe hier ein klitzekleines Problem am Hals«, erwidere ich. »Kannst du den Beginn ein wenig hinauszögern?«
»Na, verrat mir mal, wie ich das anstellen soll! Soll ich den Kursleiter verschleppen oder was? Um was für ein Problem handelt es sich denn?«
»Nun, ich wollte einem süßen Hund noch einen letzten Gefallen erweisen und ihn ein bisschen ausführen, aber nun sind wir so weit von der Eichbrücke entfernt, dass ich bestimmt nicht mehr rechtzeitig ...«
»Von welchem Hund faselst du da?«, unterbricht sie mich brüsk. »Wenn du »Süßen Hund« sagst, dann meinst du doch einen Vierbeiner, oder?«
»Blöde Frage, natürlich!«
»Bitte sag mir jetzt nicht, dass du schon vor uns hier warst und einen rot gescheckten Hund vom Haupttor hast mitgehen lassen!«
Oh, ich bin erstaunt, woher weiß sie das? »Nun, ja. Garfields Fell würde ich als gescheckt bezeichnen, warum?«, frage ich ahnungslos nach. (Mich beschleicht ein flaues Gefühl. Vielleicht ist mittlerweile schon jemand vom Tierheim aufgetaucht?)
»Oh, du bist doch wirklich ein Esel!«, brüllt Caro ins Telefon. »Weißt du, was du angestellt hast?«
»Ach, ich bitte dich! Wieso machst du eine so große Sache wegen eines Hundes!«
»Nun, nicht nur ich mache eine große Sache um diesen Hund, hier im Revier wurde vor Kurzem eine Suchaktion gestartet.«
»Garfield ist doch bestimmt kein Polizeihund?«, bemerke ich verblüfft und starre auf meinen tollpatschig wirkenden Begleiter, der wirklich nicht das Zeug für einen Drogenhund zu haben scheint.
»Nein, das ist kein Polizeihund. Er gehört einem äußerst sympathischen Kripobeamten 46 , den wir gerade eben kennengelernt haben. Er hat sich uns als Markus ... so und so ... vorgestellt und er läuft beinahe Amok, so verzweifelt ist er wegen des Verbleibs seines Vierbeiners. Er hat gerade sämtliche seiner Kollegen gebeten, Ausschau nach dem Streuner zu halten. Er selbst ist auch eben davongebraust.«
»Ups!«
»Das ist alles, was dir dazu einfällt?«, fragt Caro. »Ups!!!«
»Ich könnte Garfield an einem Baum festbinden und einen anonymen Anruf tätigen, dann bin ich aus dem Schneider.«
»Wo bist du gerade?«
»Irgendwo auf der Verbindungsstraße zwischen der Prinz-Genius-Straße und dem Kai«, antworte ich ihr. »Wieso?«
»Bleib dort! Ich werde mal sehen, ob ich einen netten Polizisten finde, der dich und den Hund abholt. Sie werden bestimmt einer närrischen Frau - wie du eine bist -, die bei dieser Aktion keine böse Absicht hegte, nichts antun.«
»Nein, lass gut sein, das ist keine so gute Ideeeeee ...«
Piep! Piep! Piep! Scheibenkleister, Caro hat aufgelegt! Ich werde sie gleich zurückrufen. Sie kennt ja die fatalen Hintergründe der GarfieldTrue-Story noch nicht. Ich starte sofort die Wählerverbindung: »Diese Nummer ist momentan nicht erreichbar, bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal!« – ertönt es am anderen Ende der Leitung! Shit!
Oh, ich werde einfach Elvira anrufen! Ach, es läutet ... und läutet ... und läutet ... nun, sie scheint ihr Handy auf lautlos gestellt zu haben oder es liegt irgendwo außerhalb ihrer Hörweite! – Ich muss jetzt unverzüglich reagieren und einen geschickten Schlachtplan ausarbeiten. Ich könnte mich selbst ohrfeigen! Wie kann man nur so hirnrissig sein! (Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen: Wer konnte schon damit rechnen, dass dieses ungepflegte Individuum einen Gesetzeshüter darstellt?)
Mal überlegen:
a) Ich könnte jetzt meinen vorherigen Plan in die Tat umsetzen und Garfield hier anbinden! (Ob mich Caro verraten würde? Nicht absichtlich, das ist klar, aber ich weiß nicht, was sie jetzt gerade zum Besten gibt und dann verwickeln wir uns eventuell in eine widersprüchliche Aussage.)
b) Ich könnte uns ein Taxi rufen und ein wenig abseits der Eichbrücke aussteigen und so tun, als ob mir Garfield zufällig zugelaufen wäre.
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