Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
und reiße blindlings die Schiebetür auf.
»Du elender Scheißkerl!«, entfährt es mir laut.
Ich schieße wie eine Furie zielstrebig auf das Bettgelage zu, schnappe die langstieligen Rosen (auf diesem Gebiet lässt er sich nicht lumpen! Tja, was kostet die Welt?) und brate ihm die stacheligen Gefährten über. Danach ergieße ich das Blumenwasser auf seinem nackten Körper und mit der Vase visiere ich energisch sein Gehänge an.
»Nein, nicht!«, schreit er erschrocken auf und versucht sein Heiligstes mit den Händen zu schützen ... was ihm leider auch gelingt.
»Was nicht!«, kreische ich ihn heiser an. »Du bist wirklich der abscheulichste Mensch, der mir je untergekommen ist!«, plärre ich tobend hervor und – so sehr ich auch versuche, meinen Tränenkanal zu bändigen – hier versagt mein Wille. Ich wische mir rasch eine aufsteigende Träne ab und mache kehrt, damit ich dieses widerwärtige Bild nicht mehr länger betrachten muss.
»Bitte beruhigen Sie sich doch!«, gibt die weibliche Stimme zurück und mit diesen ihren Worten wird auch der Lichtschalter betätigt. Francesco springt mir nass und hüllenlos hinterher, und umfasst kraftvoll mein Armgelenk.
»Lass mich sofort los, du hundsgemeiner Heuchler! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!«, plärre ich ihn hysterisch an und zerre in die gegensätzliche Richtung, um dieser prekären Situation entfliehen zu können. Die rettende Tür ist so nah und doch so fern. Ich wische mir mit der freien Hand eilig eine weitere Träne ab. »Lass mich jetzt endlich los, du verdammter Mistkerl! Was willst du noch von mir?«
Noch ein Satz und dann gewinnt meine aufkommende Heiserkeit unwiderruflich den Machtkampf! Ach, was soll’s! Mir ist ohnehin nicht mehr zum Plaudern zumute. Ich will nur schleunigst hier fort und das alles hinter mich bringen.
»Dreh dich um!«
»Ich will jetzt gehen! Also, lass sofort meinen Arm los!«
»Nein! Dreh dich jetzt sofort um, verdammt noch mal!«, sagt Francesco energisch und hilft nun kraftvoll nach.
»Autsch!«, entfährt es mir. »Das tut weh!«
Ich stehe nach dieser Polemik meinem Peiniger gegenüber. Meine Nase beginnt zu laufen und meine Augen tränen unaufhaltsam. Francesco packt nun auch mein anderes Handgelenk und hält dieses ebenso kräftig fest. Ich starre auf seine nackte Brust und weiß nicht, warum er mich hier noch so sinnlos demütigt. Ich schniefe laut auf. Da steht mein verwünschter Dämon, und ich finde mich wieder mal in der Rolle der gehörnten Frau ein.
»Bitte beruhige dich, Amelie! Ich liebe dich, das weißt du doch hoffentlich! Hörst du, was ich dir sage!« Er schüttelt und rüttelt meinen Körper, aber ich stehe nur da und lasse erschöpft den Kopf hängen. »Ich liebe dich, verdammt noch mal!«
Die berühmten drei Worte ... zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt vorgebracht. Das ist wohl die Ironie meines beschissenen Schicksals!
»Ich weiß ja nicht, was du unter Liebe verstehst«, gebe ich leise zurück und blicke ihm darauf direkt in die Augen, »aber wenn ich jemandem Besonderen sagen würde, dass ich ihn liebe, dann würde ich dies aus vollem Herzen tun und ich wäre ihm treu ergeben und ich würde seine Geheimnisse wahren und seine Maroden akzeptieren. Jetzt kennst du meine Ansichten über die bedingungslose Liebe und nun lass mich endlich gehen! Wir haben bei Gott nicht die gleichen Leitgedanken, was dieses Thema betrifft.«
»Darf ich mich hier kurz zu Wort melden?«, fragt Francescos Spielgefährtin und taucht neben ihm mit einer Packung Kleenex auf, die sie mir sogleich auffordernd vor die Nase hält.
Sie ist etwa in seinem Alter. Ihr Haar ist nach wie vor spießbürgerlich zusammengebunden und ihr Teint ist unverändert. (Hier hat sich Francesco aber wirklich eine einwandfreie Lady ausgesucht! Nun, da hat er sich nicht lumpen lassen! Ihre Frisur sitzt noch immer beneidenswert schicklich. Das würde mir nach einer sexuellen Ekstase nie und nimmer gelingen. Tja, dieses Exemplar ist scheinbar in der Gesellschaft, in der Küche und im Bett eine Lady.)
»Sie verkennen diese Situation entschieden«, gibt sie zu bedenken.
Ich befreie mich einstweilen mit einer Hand aus Francescos eisernem Griff und kralle mir ein Taschentuch.
»Ich glaube nicht, dass Sie hier die Befugnis haben, sich einzumischen! 47 Und im Allgemeinen: Ich bin noch nicht blind«, entgegne ich bösartig und ich funkle sie dabei gereizt an.
»Amelie! Das ist die Ärztin, von der ich dir schon berichtet habe. Das
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