Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Frau Doktor Aschenbrauer anwendet, wissenschaftlich noch nicht anerkannt ist. Das alles war für mich ein Strohhalm und daran habe ich mich geklammert. Ist denn das so schlimm?«
»Schlimm ist nur, dass du mich nicht eingeweiht hast. Immerhin hatte ich das Gefühl, dass wir sehr vieles miteinander teilen und in diesem so wichtigen Punkt hast du nicht gewagt, mich aufzuklären.«
»Aber ich bin kein notorischer Fremdgänger oder Betthüpfer! So gut solltest du mich schon kennen.«
»Dann erklär’ mir doch bitte mal die Behandlungsmethode dieser Quacksalberin!«
»Nun, ich habe ihre Adresse aus dem Internet«, deutet er beschwichtigend an. »Doktor Aschenbrauer unterstützt die sogenannte Manipulationstheorie.«
»Manipulations ... was? Noch nie davon gehört«, unterbreche ich ihn schroff. »Sie manipuliert dich also. Und wie: Durch Stimulation, durch Masturbation?«
»Nun, sie versucht den Patienten durch Düfte, Lichtspiegelungen, Klänge und Materialien auf eine andere Sinnesebene zu geleiten. Ich konnte mir das auch nicht so recht vorstellen, also habe ich einen Versuch gewagt. Ich habe mich schon eine lange Zeit nicht mehr so fallen lassen können, wie unter ihrem Einfluss. Sie hat mich Schritt für Schritt unterwiesen.«
»Unterwiesen?«
»Nun, dies zu erklären, erfordert ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl. Ich werde versuchen, es dir bestmöglich zu schildern, aber bitte bedenke, dass dies alles rein körperlicher Natur war, nichts weiter! Nicht einmal küssen ist hierbei erlaubt«, wirft er noch rasch ein, um mich nachsichtiger zu stimmen, dann fährt er fort: »Zuerst solltest du wissen, dass man nur Aufnahme in dieses Programm findet, wenn zwischen dem Patienten und der Ärztin ein gewisses Maß an Sympathie vorhanden ist. Ansonsten besteht nämlich die Gefahr, dass man sich nicht so gehen lassen kann, wie man gerne möchte und wie es für die aufbauenden Therapiestunden erforderlich ist. Dadurch wäre ein negativer Ausgang im Grunde schon vorherbestimmt.«
»Ich weiß nicht, ob mich dieses Wissen beruhigen kann.«
»Nun, lass dir bitte erklären, Amelie!«, fällt er mir sanft ins Wort. »In dieser Aufwärmphase nähert man sich zuerst langsam an. Dies geschieht in einer Umgebung, wo sich der Patient wohlfühlt. Man trinkt zusammen Tee und plaudert über die Probleme, die einem belasten.«
»Ist man da noch angezogen oder ...?«
»Angezogen!«, antwortet Francesco prompt und dabei umklammert er mich noch kräftiger. »Nach und nach werden dann diese Sitzungen intensiver. Das ist selbstverständlich alles ganz individuell. Der eine ist schneller und der andere braucht eben ein bisschen mehr Zeit, um sich richtig entspannen zu können.«
»Und, warst du von der schnellen oder von der langsamen Sorte?«, frage ich zynisch nach.
»Amelie! Das Ganze ist bei Gott kein Spaß für mich! Du weißt genau, wie sehr ich unter diesem Problem leide«, mahnt er mich zu mehr Feinfühligkeit.
»Entschuldigung, aber das hört sich alles so extrem lächerlich an. Du bist doch von Grund auf ein solider, ernsthafter Mensch. Warum fällst du auf so einen Schwachsinn rein?«
»Weil ich so was von verzweifelt bin. Meine letzte Beziehung ist deswegen schon den Bach runtergegangen. Ich will, dass das mit uns Hand und Fuß hat, oder zumindest will ich mir nicht irgendwann vorwerfen müssen, dass ich nicht alles Erdenkliche unternommen und versucht hätte!«
»Tja, es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich in deine Lage versetzen kann«, gebe ich kleinlaut zu. »Aber ich finde trotzdem, dass dieser Weg, den du mit so viel Erklärungsbedarf beschreitest, nicht okay ist, wenn man sich bereits in einer Beziehung befindet.«
»Ich möchte aber ein erfülltes Leben mit dir, Amelie, und kein halbherziges«, zirpt er mir leise ins Ohr. »Und deswegen nehme ich auch diese Schmach hier in Kauf.«
»Und, wie bist du jetzt mit dieser verdrehten Doktorin hier gelandet?«, nehme ich den vorherigen Faden wieder auf.
»Seit ein paar Wochen ist offensichtlich die Vertrauensbasis zwischen mir und Frau Doktor Aschenbrauer so stabil, dass mir die Therapiephase demzufolge erlaubt hat, die nächste Stufe zu beschreiten. Dabei durfte ich im Bett oder auf dem Sofa liegen und soviel wie ich bereit war, abzulegen, ausziehen! Zu diesem Zeitpunkt bist du mir schon einmal sehr auf die Pelle gerückt?«, merkt er noch an.
»In Kitzbühl?«
»Ja! Ab diesem Zeitpunkt hatte ich bei den Sitzungen kein Problem mehr, die
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