Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
doch zum Hotel Maindling!(Das Maindling ist das zweitbeste Hotel der Stadt. Es liegt etwas außerhalb des Zentrums und prangt dabei idyllisch auf einer niedrigen Anhöhe.)
Ich kann hier, etwas unterhalb der Zufahrtsstraße, mein Taxi getrost anhalten lassen, denn der Weg zum Hotel ist eine Sackgasse. Ich weise daher den Fahrer an, das Taxi in die nächste Auskerbung zu lenken. Daraufhin steige ich gespannt aus und schiele neugierig über die niedrige Hecke Richtung Hotel. Von meinem jetzigen Standort lassen sich die weiteren Geschehnisse wunderbar beobachten. Ich bin mit einem Mal aufgeregt! Francesco plant sicherlich eine Überraschung und ich bin ihm jetzt und hier auf die Schliche gekommen. Na, wenigstens bin ich nun, durch diesen glücklichen Wink des Schicksals, darauf vorbereitet. Vielleicht ist es ihm ja bei mir zu Hause etwas zu voll, obwohl ... ich habe ihn ja wissen lassen, dass sich Nike momentan in einer Therme verhätscheln lässt. Na ja, dann plant er gewiss etwas anderes. Ach, bin ich nervös! Es ist schon merkwürdig, hier zu stehen und seinem Liebsten nachzuspionieren, aber es ist zugleich auch ein bisschen aufregend.
Ich frage mich nur, warum Vinzenz hier hochfährt. Oh, ich bin ein Esel! Es fällt mir wie Schuppen von den Augen: Vinzenz hat bestimmt Francesco vor meiner Haustür abgeliefert und er selbst nächtigt hier. (Nein, auch dummer Gedanke, da Vinzenz doch Francesco nie vor meiner verschlossenen Tür warten lassen würde.)
Nun, das Raumschiff parkt jetzt gemächlich vor dem Hotelaufgang. Vinzenz hechtet darauf aus dem Wagen und begibt sich zur Beifahrerseite. Er öffnet nun bestimmt gleich seinem Boss die Tür. O ja! Damit liege ich vollkommen richtig. Ich kann Francescos Silberschopf bereits erkennen. Er blickt in den Innenraum des Wagens zurück und scheint Vinzenz Aufträge zu erteilen. Ein sehnsuchtsvoller, aber dennoch wohliger Schmerz durchzuckt mein Herz bei seinem Anblick.
Oh, was ist denn das?! Ich glaube mir wird jetzt ganz schnell übel. Mein Puls rast wie wild. Francesco hat seine Hand nach einer Frau, die im Wageninneren verweilte, ausgestreckt. Sie hat ihr dunkles Haar korrekt hochgesteckt, sonst lässt sich nichts mehr erkennen, denn da sind die beiden schon die Stufen hochgeeilt und hinter der Drehtür verschwunden. Vinzenz öffnet indes den Kofferraum und drückt dem Pagen einen kleinen Koffer in die Hand. Dann besteigt er abermals sein Gespann und macht sich auf den Weg zurück zur Hauptstraße.
Mein Herz tobt. Ich kann dem gerade eben Erspähten keinen Glauben schenken. Ich verschließe mich augenblicklich vor dem Offensichtlichem. Ich bin wie in Trance. Ich bin schockiert und ich bin rasend vor Eifersucht!
Es ist das eine, wenn man betrogen wird und nichts davon ahnt, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man direkt einen Blick auf die Machenschaften des anderen erhaschen kann. Genau in diesem Augenblick (also jetzt) hat man das Gefühl, als ob einem das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen würde. Man ringt nach Atem, aber es hat keinen Zweck, man würde selbst in einer Sauerstoffkabine jämmerlich ersticken!
Ich springe rasch ins Taxi und fordere den Chauffeur auf, mich in die Fred-Dittl-Gasse zu bringen. Ich bin wie von Sinnen. Ich kann einfach nicht glauben, was ich gerade mit eigenen Augen beobachtet habe. Ich bin wütend! Sehr, sehr wütend! Dieser elendige Heuchler gaukelt mir seit Monaten Dinge vor, die wahrscheinlich allesamt nicht der Wahrheit entsprechen und ich bin noch dazu so dumm und kaufe ihm den ganzen Schmähfuh ab! Der glaubt wohl, er kann mich nach Strich und Faden veräppeln, na, das glaubt aber auch nur er!
Bevor Verbitterung, Niedergeschlagenheit und Resignation ihren Schleier über mein geschädigtes Seelenheil legen, sollte ich der momentan emporlodernden Wut Raum für deren Ausbreitung schaffen. Dieses kurzfristig heilsame und ungezügelte Gefühl würde danach zwar gewiss postwendend der Frustration weichen, aber das letzte Aufflammen der Ehre sollte man dem gekränkten Vertrauen schon entgegenbringen.
Meine Wut stachelt mich dermaßen an, dass ich gar nicht weiß, was ich zuerst machen soll. Fakt ist, um ihn in flagranti zu erwischen - und um ihm damit den Abend zu verderben, muss ich schnell handeln! Nun gut, ich weiß, er hat es gerne sachte und braucht eine gewisse Zeit, um auf Touren zu kommen. Das ist mein Vorteil.
Ich erstelle flugs einen hinterhältigen Racheplan, danach durchdenke ich diesen nochmals gründlich und gleich
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